Gähnende Leere: Gen Z postet aus Angst nicht mehr auf Social Media

Mann hält Handy in der Hand
Laut einer Studie posten jüngere Menschen kaum noch Beiträge auf Instagram. Das hat einen bestimmten Grund.

Sie sind mit den sozialen Medien aufgewachsen, doch nutzen sie mittlerweile auf ganz andere Art und Weise. Noch vor wenigen Jahren lieferten sich Nutzer regelrechte Wettbewerbe darum, wer den ästhetischsten Feed auf Instagram hatte. Inzwischen herrscht gähnenden Leere auf den Social-Media-Profilen vieler junger Menschen. 

Immer mehr stellen ihre Accounts auf privat oder posten fast gar keine Beiträge mehr. Was steckt hinter diesem überraschenden Wandel?

Laut einer Studie meiden insbesondere die jüngeren Mitglieder Generation Z die öffentliche Selbstdarstellung – unter anderem aus Angst, zu viel von sich preiszugeben. 

Gen Z hat Angst vor Veröffentlichung persönlicher Inhalte

1.000 US-Amerikaner und Kanadier der Generation Z (heute etwa 14 bis 29 Jahre alt) wurden unter anderem zum Thema Online-Privatsphäre befragt. Dabei gaben 62 Prozent an, sich Sorgen über die mögliche Offenlegung persönlicher Inhalte zu machen – darunter peinliche oder kompromittierende Fotos und Videos, Informationen zur psychischen Gesundheit oder zur Sexualität. Diese Bedenken wiegen für viele schwerer als die Angst vor klassischen Cybersecurity-Bedrohungen wie Malware oder Viren. 

Gleichzeitig wird weniger spontan und unüberlegt gepostet: Der Umfrage zufolge holen sich die jüngeren User wesentlich häufiger eine Zustimmung von Personen in ihrem Umfeld ein, bevor sie Inhalte veröffentlichen. 

Öffentliche Plattform wird zum privaten Rückzugsort

Doch die App ist keinesfalls auf dem absteigenden Ast oder etwa "uncool" geworden bei der jüngeren Generation. Immerhin zählt Instagram nach wie vor zu den beliebtesten und meistgenutzten sozialen Netzwerken weltweit. In Österreich gibt es rund 3,2 Millionen Instagram-Nutzer (Stand 2025) – die größte Usergruppe stellt die Generation Z dar. 

Verändertes Nutzungsverhalten bei Gen Z

Vielmehr nutzen jüngere Menschen Instagram schlicht anders als noch vor wenigen Jahren. Statt sich öffentlich zu inszenieren, wird die Foto- und Videoplattform bewusster genutzt. Das Öffentliche wird sozusagen zum geschützten privaten Raum umfunktioniert. 

Möglich machen das Funktionen wie:

  • Private Accounts
  • Instagram-Stories nur für "enge Freunde" teilen
  • Direktnachrichten-Chat ähnlich wie Messenger-Dienste verwenden
  • Instagram-Notizen

Somit lässt sich die eigene Präsenz in den sozialen Medien gezielt steuern und kontrollieren, wer welche Information zu sehen bekommt. 

Balance zwischen Austausch und Zurückhaltung

Social-Media-Experte Jamie Love, der CEO der Digitalmarketing-Agentur Monumental Marketing, erklärte im Gespräch mit indy100, was hinter dem veränderten Nutzungsverhalten der Generation Z steckt: 

"Sie bleiben Teil des sozialen Ökosystems – aber eben zu ihren eigenen Bedingungen." 

Jüngere Nutzer wenden sich nicht von den sozialen Medien ab, sie nutzen diese mit mehr Kontrolle, Zurückhaltung und Vorsicht. Laut dem Experten versucht Gen Z, einen Spagat zwischen Engagement und digitaler Vorsicht zu schaffen.

"Sie schließen sich gerne Bewegungen an, erheben ihre Stimme und unterstützen andere – aber sie sind nicht unbedingt die Ersten, die posten. Das empfinden viele als zu riskant. [...] Vorsichtig zu sein heißt nicht, dass ihnen weniger an der Sache liegt, sondern dass sie sich der Konsequenzen bewusst sind, wenn Worte im Netz für immer bleiben."

Trotz der Zurückhaltung bleiben die zentralen Vorteile sozialer Netzwerke für Gen Z erhalten: Austausch, Vernetzung und Inspiration – nur eben unter neuen, selbst gesetzten Regeln.

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