Social-Media-Verbot für Jugendliche? Auch die EU will das "Monster" bändigen

Griechenland macht es vor: Ab Ende Oktober wird Hellas das erste Land der EU sein, das den Zugang zu Sozialen Medien für Minderjährige verbietet. Die Altersgrenze wird auf 16 Jahre festgesetzt. Umgesetzt werden soll dieser Schritt mithilfe der staatlichen App "Kids Wallet" - diese soll automatisch die Nutzung der bei den Kids beliebten Plattformen wie TikTok, Instagram, Facebook und X auf Geräten blockieren, wo sie als minderjähriger Nutzer registriert sind.
Ähnliche Forderungen stellte auch schon Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, doch Dänemark will nicht nur andenken, sondern tatsächlich ernst machen. Die Regierung in Kopenhagen plane ein Verbot Sozialer Netzwerke für Kinder und Teenager unter 15 Jahren, kündigte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen im dänischen Parlament an.

Dänemarks sozialdemokratische Regierungschefin Mette Frederiksen
Welche Plattformen das Verbot genau betrifft, ist noch offen. Nur noch mit spezieller Erlaubnis ihrer Eltern soll Kindern ab 13 Jahren ermöglicht werden, Soziale Netze zu nutzen. „Wir haben ein Monster entfesselt“, sagte die sozialdemokratische Regierungschefin und fügte hinzu:
„Noch nie zuvor haben so viele Kinder und Jugendliche unter Angstzuständen und Depressionen gelitten.“ Den Sozialen Netzwerken warf sie vor, "unseren Kindern die Kindheit zu stehlen". Frederiksens Ziel: Bereits im Lauf des nächsten Jahres soll das Verbot gesetzloch umgesetzt sein.
Keine echten Freunde mehr
In ihrer Rede vor dem Parlament zitierte die Premierministerin am Dienstag Zahlen, die zeigten, dass 60 Prozent der 11- bis 19-jährigen Jungen in ihrer Freizeit keinen einzigen Freund sehen. Dagegen hätten 94 Prozent der dänischen Kinder bereits vor ihrem 13. Lebensjahr ein Profil in den Sozialen Medien. Viele Kinder hätten außerdem Schwierigkeiten beim Lesen und Konzentrieren, sagte Frederiksen und fügte hinzu, dass sie „auf Bildschirmen Dinge sehen, die kein Kind oder Jugendlicher sehen sollte“.
Ziel sei es, das süchtig machende "Scrolling" und die mögliche Konfrontation mit gefährlichen Inhalten im Internet einzuschränken. Außerdem wird der Zugang von Jugendlichen unter 18 Jahren für Webseiten gesperrt, welche mit Glücksspiel, dem Verkauf von Tabakwaren, Alkohol oder pornografischen Inhalten in Verbindung stehen. Das Verbot gilt auch für Dating-Plattformen wie Tinder.
Den Meilenstein hat Australien gesetzt: Bereits Ende letzten Jahres hat das Land das weltweit erste Social-Media-Verbot für Kinder erlassen. Das Gesetz betrifft Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren und soll noch dieses Jahr umgesetzt werden. Auch Norwegens Premier Jonas Gahr Støre hat angekündigt hat, er werde ein Mindestalter von 15 Jahren für Soziale Medien durchsetzen. Auch Neuseeland hat mit Planungen für ein ähnliches Verbot begonnen.
EU arbeitet mögliche Vorgaben aus
Im Juni hat Griechenland der EU vorgeschlagen, ein „Alter für die digitale Volljährigkeit“ festzulegen, das Kindern den Zugriff auf Soziale Medien ohne die Zustimmung ihrer Eltern verbieten soll. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen griff den Vorschlag auf: Sie beauftragte eine Expertengruppe, bis Jahresende ein möglich bestes Vorgehen für Europa auszuarbeiten. Denkbat seien ähnliche Vorgaben für Soziale Medien wie die Einschränkungen für Tabak und Alkohol.
"Zu meiner Zeit haben wir als Gesellschaft unseren Kindern beigebracht, dass sie bis zu einem bestimmten Alter nicht rauchen und trinken dürfen", sagte Von der Leyen. "Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir das Gleiche für die Sozialen Medien tun", betonte sie.
Für ganz Europa geltende Standards fordert auch der für Österreich zuständige Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP). Er will die Plattformen in die Pflicht nehmen. "Soziale Medien sind heute fixer Bestandteil im Alltag junger Menschen - aber sie bergen ernste Risiken. Radikalisierung, Gewaltvideos oder extreme Inhalte erreichen Kinder, die solche Dinge nie sehen sollten. In Österreich gilt ein gesetzliches Mindestalter von 14 Jahren für die eigenständige Nutzung sozialer Netzwerke - aber in der Praxis hält sich kaum eine Plattform daran. Das ist ein eklatanter Missstand", hieß es in einer Stellungnahme.
An den technischen Voraussetzungen für Altersbeschränkungen wird in Brüssel bereits gearbeitet: Die EU-Kommission entwickelt eine Verifizierungs-App zum Jugendschutz. Das Ziel ist dabei ein verlässliches Altersnachweissystem für Inhalte, die nicht für Kinder und Jugendliche geeignet sind.
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