Achtung vor Cortisol Detox: Mediziner warnen vor Internet-Trend

Detox Cortisol: Tasse Tee steht auf einem Tisch
Eine neuartige fragwürdige "Diät" macht derzeit wieder einmal im Netz die Runde. Was hat es mit Cortisol Detox auf sich?

Zusammenfassung

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  • Der Internet-Trend Cortisol Detox propagiert die Reduzierung des Cortisolspiegels, wird aber von Medizinern wegen potenzieller Gefahren kritisiert.
  • Cortisol ist ein lebenswichtiges Hormon, das Stressreaktionen steuert.
  • Experten warnen vor irreführenden Produktempfehlungen.

Nach der Paracetamol-Challenge erobert nun die sogenannte Cortisol-Diät die sozialen Medien. Unter dem trendig wirkenden Begriff "Cortisol Detox" veröffentlichen zahlreiche vermeintliche Diät-Experten auf TikTok oder Instagram ihre Erfahrungen mit der Reduktion des Cortisolspiegels.

Doch die scheinbar harmlosen Gesundheitstipps geraten schnell in Kritik. Medizinerinnen erklären, warum man die Diät nicht einfach so umsetzen sollte.

Worum geht es beim Cortisol Detox?

Unter dem Hashtag "Cortisol Detox" sammeln sich seit geraumer Zeit über tausende Beiträge auf Instagram und TikTok. Dort werden etwa spezielle Cortisol-Diätpläne angepriesen und sogar verkauft, Rezepte für Cortisol-Cocktails zubereitet oder einfach nur auf die Risiken von Cortisol hingewiesen. Dabei wird das körpereigene Hormon meist im schlechten Licht präsentiert. Medizinisch gesehen hat es jedoch sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den Körper.

Was macht Cortisol im Körper?

Cortisol ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird und eine zentrale Rolle bei der Stressreaktion des Körpers spielt. Laut NetDoktor hilft es, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, den Blutdruck aufrechtzuerhalten und das Immunsystem zu modulieren. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel kann jedoch auch gesundheitsschädlich sein und zu verschiedenen Symptomen führen:

  • Gewichtszunahme und Fettverteilung: Typisch ist eine Gewichtszunahme am Rumpf, besonders im Bereich von Bauch und Hüften, während Arme und Beine schlank bleiben. Ein rundes, aufgedunsenes Gesicht ("Vollmondgesicht") und Fettansammlungen im Nackenbereich ("Stiernacken") sind ebenfalls charakteristisch.
  • Hautveränderungen: Es können breite, rotviolette Dehnungsstreifen (Striae) am Bauch, den Armen und Achseln auftreten. Die Haut wird dünner und neigt zu Blutergüssen.
  • Muskelschwäche und Osteoporose: Ein Überschuss an Cortisol kann zu Muskelschwäche und einem Verlust der Knochendichte führen, was das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche erhöht.
  • Bluthochdruck und Stoffwechselstörungen: Erhöhter Blutdruck und ein gestörter Kohlenhydratstoffwechsel, der zu erhöhtem Blutzuckerspiegel und möglicherweise zu Diabetes mellitus führt, sind weitere mögliche Folgen.
  • Psychische Veränderungen: Betroffene können Stimmungsschwankungen, Depressionen, Angstzustände und in schweren Fällen Psychosen entwickeln.
  • Erhöhte Infektanfälligkeit: Ein hoher Cortisolspiegel kann das Immunsystem unterdrücken, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen führt.

Cortisol Detox: Warum gefährlich?

Laut Mediziner werden auf TikTok und Instagram derzeit vorschnelle Schlüsse gezogen und viele Symptome, die ihren Ursprung auch anderswo haben könnten, mit Cortisol-Überschuss in Zusammenhang gebracht. Dabei wird oft vergessen, dass Cortisol ein lebenswichtiges Hormon ist, erklärt etwa Endokrinologin Birgit Harbeck gegenüber ZDF. Auch ARD-Gesundheits-Expertin Julia Fischer sagt, dass einige der TikTok-Ratschläge nicht sinnvoll oder sogar falsch sind.

Vermarktung steht im Mittelpunkt

Beim näheren Hinschauen wird nämlich schnell klar, dass es vor allem um eines geht: Bestimmte Produkte, Diät-Pläne und Routinen zu vermarkten. So solle man etwa die Schlafbeere Ashwagandha als Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, oder ein Abo für eine "Cortisol-Beratung" abschließen. Oft weisen die "Cortisol"-Influencer auch auf bestellbare kostenpflichtige Tests hin, um den eigenen Cortisol-Spiegel festzustellen. Diese Tests seien "nicht valide, ungenau und irreführend", kritisiert Harbeck.

Im Normalfall reguliert der Körper den Cortisol-Spiegel nämlich automatisch und abgesehen von dauerhaften akuten Stress-Situationen gibt es laut Mediziner nur relativ wenige Ursachen für einen ernstzunehmenden Cortisol-Überschuss:

  • Erkrankungen der Hypophyse: Tumore in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) können die Freisetzung von Adrenocorticotropem Hormon (ACTH) erhöhen, was wiederum die Cortisolproduktion stimuliert.
  • Nebennierentumoren: Gutartige oder bösartige Tumore der Nebennieren können eine übermäßige Cortisolproduktion verursachen.
  • Langfristige Einnahme von Glukokortikoiden: Die langfristige Einnahme von kortisonhaltigen Medikamenten kann zu einem exogenen Cushing-Syndrom führen.

Cortisol einfach senken

Das Stresshormon braucht laut Mediziner auch gar keine Zaubertränke, Nahrungsergänzungen oder bestimmte Routinen. Es kann ganz einfach in Alltagssituationen gesenkt werden, und zwar durch:

  • Bewegung und Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität - und das kann auch ein einfacher Spaziergang sein - hilft, den Cortisolspiegel zu regulieren. Wer zu intensiv trainiert, stresst den Körper allerdings zusätzlich.
  • Entspannung und Schlaf: Bewusste Pausen im Alltag, wie eine Stretch- oder Atemübung, können den Cortisolspiegel in Balance halten. Auch ausreichender Schlaf ist ein wichtiger Baustein, um das Cortisol in den Griff zu bekommen.
  • Ernährung: Ausgewogene Ernährung mit einer wöchentlich eingeplanten Omega 3-Quelle (zum Beispiel Fisch) wirkt einer übermäßigen Cortisol-Bildung entgegen.

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