Wann Haarewaschen alleine nicht mehr reicht

Ist die Kopfhaut nicht im Gleichgewicht, ist auch das herauswachsende Haar nicht schön
Immer mehr Firmen lancieren Produkte für die Kopfhaut. Wann sie sinnvoll sind – und wann nicht.

Eine Frau mit perfekt geföhnten, fast schon unwirklich glänzenden Haaren, lächelt in die Kamera, in der Hand hält sie eine Tube Conditioner. Seit Jahrzehnten wird Frauen auf diese Weise ein buntes Potpourri an Shampoos, Spülungen, Masken und Leave-in-Produkten für schönes, gesundes Haar angepriesen.

Das oberste Gebot der Haarpflege lautete bisher: Die Spitzen müssen mit allen Mitteln vor Spliss geschützt werden. Doch der Fokus der Beautyindustrie hat sich jüngst verlagert. Kosmetikmarken werben seit geraumer Zeit mit speziellen Pflegeprodukten für die Kopfhaut. Denn, so das Versprechen der Marketing-Experten, wer sich um seine Kopfhaut kümmert, kann sich dauerhaft über schöneres Haar freuen.

Zusammenhang

Brauchen wir wirklich noch ein neues Fläschchen im Badezimmer? "Die meisten machen sich unglaublich viele Gedanken über ihre Haut im Gesicht und am Körper, vernachlässigen jedoch die Kopfhaut", sagt Sonja Thoma, Besitzerin des N°11 Hairsalon in Wien. "Shampoonieren alleine reicht oftmals nicht aus."

Der Grundstein für Volumen, Haardichte und Glanz werde mit gesunder Kopfhaut gelegt. Eine Meinung, die auch Dermatologin Kerstin Ortlechner vertritt: „"Kopfhaut und schönes Haar stehen im direkten Zusammenhang. Das Haar selbst entsteht ja dort." Wenn die Haut nicht gut gepflegt ist, wachse auch kein schönes Haar heraus.

Schuppen oder ein stark nachfettender Ansatz sind klare Anzeichen, dass die Kopfhaut mehr Aufmerksamkeit benötigt. Ortlechner dazu: "Sie deuten darauf hin, dass das Gleichgewicht der Talgdrüsen durcheinander gekommen ist." Dann kann der Einsatz speziell auf die Kopfhaut abgestimmter Pflegeprodukte sinnvoll sein. Immer mehr Kosmetikmarken bieten Sprays und Seren an, die für Juckreizlinderung, eine geregeltere Talgproduktion und mehr Haarwuchs sorgen sollen.

Jedoch warnt die Hautexpertin davor, gesunde Kopfhaut im wahrsten Sinne des Wortes mit verschiedensten Produkten zu überschütten. "Wenn die Kopfhaut in Balance ist, braucht man dort keine zusätzliche Pflege", weiß Ortlechner. Besonders kritisch sieht sie die vielen Kopfhaut-Peelings, die Rückstände von Stylingprodukten entfernen sollen. "Vor allem bei vollem Haar denke ich nicht, dass solche Produkte bis zur Kopfhaut gelangen."

Seltener waschen

Um die Kopfhaut wieder ins Gleichgewicht zu bringen, empfiehlt Sonja Thoma einfach ein paar Tage aufs Haarewaschen zu verzichten. "So kann sich die Kopfhaut von selbst regenerieren." Kerstin Ortlechner weiß, dass vor allem jene mit stark nachfettenden Ansätzen meist noch öfter zum Shampoo greifen. "Durch die noch intensivere Entfettung produziert die Kopfhaut erst recht mehr Talg", erklärt die Dermatologin. Ein Teufelskreis, aus dem es auszubrechen gilt. Auch wenn es anfangs schwer fällt, empfiehlt sie, die Haare nur jeden zweiten Tag oder seltener zu waschen. "So kann das Gleichgewicht wieder hergestellt werden."

Für Friseurin Sonja Thoma ist es wichtig, dass ihre Kunden die richtige Balance bei der Kopfhaut- und Haarpflege finden. "Zu viel Shampoonieren und Peelen kann belastend sein", weiß die Expertin. Den meisten Problemen könne man jedoch ohne spezielle Kopfhaut-Produkte vorbeugen.

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