Männer im Beautysalon: "Einige Kunden fragten nach einem Hinterausgang"

Männer im Beautysalon: "Einige Kunden fragten nach einem Hinterausgang"
Einst wurde der Besuch im Beautysalon verheimlicht, heute befassen sich Männer selbstbewusst mit Cremen und Co.

Spezielle Öle sollen den Bart weich, die Kombination aus Gesichts- und Augencreme den Teint frisch halten – dazu werden verschiedenste Kosmetik-Behandlungen angeboten. Der Männer-Beautymarkt boomt. 2018 wurden laut Marktforscher Euromonitor in Österreich in diesem Segment 153 Millionen Euro ausgegeben. Bei Allied Market Research schätzt man, dass dieser Bereich bis 2022 weltweit umgerechnet rund 150 Milliarden Euro schwer sein wird.

Dabei sah die Situation vor über einem Jahrzehnt noch ganz anders aus. "Als ich vor 17 Jahren als Kosmetikerin anfing, war die Hemmschwelle bei den Männern sehr groß", erinnert sich Vera Pöllabauer, Besitzerin des Babor Beauty Spa in Wien. "Der Besuch im Schönheitssalon hatte für viele etwas Anrüchiges. Einige fragten sogar nach einem Hinterausgang." Heute sei der Besuch in Instituten wie ihrem eine Selbstverständlichkeit.

Rasanter Anstieg

Gesichtsbehandlungen und Maniküre werden bei Pöllabauer besonders häufig gebucht. "Bezüglich Hautpflege ist noch viel Beratung nötig. Viele sind hilflos, wenn es um die verschiedenen Wirkstoffe in Kosmetika geht – da müssen wir noch helfen", sagt die Expertin. Der Weg zum Ersttermin führe nach wie vor oft über die Frau, die einen Gutschein an ihren Liebsten verschenkt.

Das beobachtet auch Karin Hampel, die in Döbling seit über vier Jahren das Sugarwax betreibt, wo neben Haarentfernung mit Zuckerpaste auch Kosmetik speziell für Männer angeboten wird. "Die Partnerinnen spielen zwar eine große Rolle, jedoch kommen auch immer mehr von alleine. Genieren tut sich heute keiner mehr für den Besuch im Beautysalon." Seit der Eröffnung habe der Anteil der männlichen Kunden rapide zugenommen. "Am Anfang waren es ungefähr zwei, jetzt sind es bereits zwanzig Prozent."

Bestseller bei Hampels männlichen Kunden: "Haarentfernung am Rücken, dicht gefolgt von der Intimzone. In puncto Gesichtspflege ist die Tiefenreinigung beliebt, zudem hat die Nachfrage nach dem Augenbrauen-Styling stark zugenommen."

Zu früh für Make-up

Stolz seien die Herren heutzutage auf ihre glatte, gepflegte Haut – so sehr, dass sie ihre Erfahrungen auch gerne mit anderen austauschen. Karin Hampel: "'Und was machst du so für dein Aussehen?' ist im Freundeskreis keine unübliche Frage mehr." Selbst beim After Work wird bei einem Gläschen Wein entspannt über Gesichtsbehandlungen gesprochen, weiß Vera Pöllabauer.

Auch über Make-up? "Nein, so weit ist der Österreicher noch nicht", teil sie ihre Beobachtungen. Zwar hat Beautyriese Chanel bereits vergangenes Jahr dekorative Kosmetik für Männer lanciert, hierzulande sei der Concealer verwendende Mann jedoch noch die Ausnahme. "Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es in zehn Jahren vollkommen normal ist, dass beide Geschlechter Make-up tragen." Fakt sei: "Ein gepflegtes Äußeres wird auch mit Erfolg im Beruf assoziiert." Auch deshalb würden Männer immer experimentierfreudiger.

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