Tennis-Legende Boris Becker muss ins Gefängnis

Tennis-Legende Boris Becker muss ins Gefängnis
Ein Gericht in London verurteilte den Deutschen zu zweieinhalb Jahren Haft, wovon er mindestens die Hälfte absitzen muss.

Für seine Strafmaßverkündung entschied sich das deutsche Tennis-Idol für seine Wimbledon-Krawatte - viel Glück hat sie ihm aber nicht gebracht: Boris Becker wurde in London zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten ohne Bewährung verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der frühere Ausnahmesportler hatte Vermögen im Wert von mehr als einer Million Euro in seinem Insolvenzverfahren nicht offengelegt. Eine Jury hatte Becker deshalb vor drei Wochen in mehreren Anklagepunkten schuldig gesprochen. Becker hatte die Vorwürfe bestritten. Er hat nun 28 Tage Zeit, um gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen.

Tennis-Legende Boris Becker muss ins Gefängnis

24 Anklagepunkte

Die Laienrichter am Londoner Gerichtshof Southwark Crown Court waren zu der Ansicht gelangt, dass Becker den Besitz einer Immobilie in seinem Heimatort Leimen verschleiert, unerlaubterweise hohe Summen auf andere Konten überwiesen sowie Anteile an einer Firma für künstliche Intelligenz und eine Darlehensschuld verschwiegen hatte.

Die Staatsanwaltschaft hatte insgesamt 24 Anklagepunkte gegen Becker erhoben. Anklägerin Rebecca Chalkley sah es als erwiesen an, dass er zahlreiche Besitztümer absichtlich verschwiegen hatte und nun seinen Beratern die Schuld zuwies, die sich ihm zufolge um seine Finanzen gekümmert hatten. Der Verteidiger der Tennis-Legende hatte erklärt, sein Mandant sei zwar naiv, aber unschuldig. In 20 Punkten folgte die Jury dieser Argumentation, auch bei der Frage nach verschwundenen Pokalen. Doch der Schuldspruch in vier Punkten reicht aus, um Beckers Leben grundlegend zu verändern.

Tennis-Legende Boris Becker muss ins Gefängnis

Für die heutige Urteilsverkündung im Prozess von Boris Becker warten bereits zahlreiche Kamera-Teams vor Ort. 

Nicht böswillig

In seinem Plädoyer erklärte Boris Beckers Anwalt, Jonathan Laidlaw, dass sein Mandant bei dessen Straftat nicht böswillig und aus einer finanziellen Notlage heraus handelte: "Es ist mir klar, dass eine Haft auf zwei Jahre möglich ist. Aber die sollte auf Bewährung sein."

Medienberichten zufolge, soll der Jurist außerdem hinzugefügt haben, dass der Ruf des einst hoch angesehenen Sportlers durch den Prozess bereits genug geschädigt worden sei: "Der Angeklagte hat wirklich alles verloren. Boris Becker hat nichts mehr. Nichts! Es ist eine Tragödie. Die ganzen Demütigungen, die er einstecken musste, durch die Presse und die Welt. Seine Karriere ist zerstört. Er wird keine Arbeit mehr finden. Er wird auf die Gutmütigkeit anderer angewiesen sein, um zu überleben."

Technische Probleme, Verzögerungen und Becker in Glasbox

Die Urteilsverkündung startete mit technischen Problemen. Das Mikro der Richterin war abgeschaltet, weshalb sich viele Anwesende, darunter etliche Medienvertreter, beschwerten, bis das Problem behoben wurde und alle die Richterin hören konnten.

Zur Sicherheit des Angeklagten sowie der Mitglieder des Gerichts musste Boris Becker, wie auch schon bei den anderen Terminen im Zuge des Prozesses vor Gericht in einem Glaskasten sitzen und ab 13:00 Uhr (Ortszeit) auf seine Strafmaßverkündung warten. Vor allem nach der Mittagspause ließ sich Richterin Deborah Taylor Zeit für ihre Entscheidung und die Bekanntgabe. Gegen 16:50 Uhr fiel dann das Urteil.

Tennis-Legende Boris Becker muss ins Gefängnis

Boris Becker mit seiner Lebensgefährtin Lilian de Carvalho Monteiro vor dem Gericht in London.

Der "Lieblingsdeutsche"

Tatsächlich befindet sich seine Karriere auf dem absoluten Tiefpunkt. Nachdem er 1985 mit 17 Jahren zum jüngsten Wimbledon-Sieger und damit von den Zeitungen auf der Insel gar zum "Lieblingsdeutschen der Briten" erhoben wurde, folgte eine schillernde Sportkarriere, in der Becker nie frei von Skandalen blieb. 

Auch nach seiner Zeit als Profi blieb der ehemalige Weltranglistenerste dem Rampenlicht nie fern, vermarktete sich selbst oft und gerne. Er war regelmäßig als TV-Experte bei unterschiedlichen Sportberichterstattern tätig, nebenbei aber auch stets in deutschen Unterhaltungsformaten zu sehen. Dazu kamen etliche unternehmerische Tätigkeiten wie Firmengründungen oder der Kauf mehrerer Autohäuser. Sein turbulentes Liebesleben stand dabei stets im Fokus des Boulevards.

Als Becker 2013 in das aktive Tennisgeschäft zurückkehrte und Trainer des damaligen - und heutigen - Weltranglistenersten Novak Djoković wurde, schien seine Karriere wieder in geordnete Bahnen gelenkt. Anschließend stieg er 2017 zum Leiter des Deutschen Tennis Bundes auf.

Nur die Probleme mit dem Geld, die wurde Becker nach seiner Zeit als Profi nie wirklich los. Schon 2002 erhielt er in Deutschland wegen Steuerhinterziehung eine zweijährige Bewährungsstrafe. Im Sommer 2017 knallte es dann aber richtig: Ein Geschäftspartner Beckers klagte ausstehende Forderungen in Höhe von 36,5 Millionen Euro ein, der Londoner High Court erklärte den Deutschen daraufhin für zahlungsunfähig. Dass Becker es mit dem anschließenden Insolvenzverfahren offenbar nicht so genau nahm, wird ihn nun wohl zweieinhalb Jahre kosten.

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