Lagerfeld: Das ausschweifende Leben seiner einzigen Liebe
Im Alter von 85 Jahren verstarb Karl Lagerfeld am Dienstag, den 19. Februar, in seinem Apartment in Paris. Die genaue Todesursache ist bislang unklar. Inzwischen gibt es allerdings erste Details zu Lagerfelds Beisetzung. Seinem Sprecher zufolge habe sich der Designer keine öffentliche Zeremonie gewünscht.
Lagerfeld wollte eingeäschert werden
Lagerfeld selbst hatte zu Lebzeiten erzählt, dass er eine Einäscherung geplant habe.
"Eine Beerdigung? Wie schrecklich! Es wird keine Beerdigung geben. Ich will verbrannt werden und meine Asche soll zusammen mit der meiner Mutter verstreut werden und mit der von Choupette, wenn sie vor mir stirbt", hatte der Modezar gegenüber der französischen Zeitschrift Numéro gesagt.
Im Tod vereint mit großer Liebe
Die französische Zeitung Le Monde erinnert zudem an Lagerfelds andere Äußerungen, dass seine Asche der seiner Mutter und der von Jacques de Bascher hinzugefügt werden solle. De Bascher war bis zu seinem Aids-Tod im Jahr 1989 Lagerfelds Lebensgefährte.
Die Asche des Verstorbenen ist an einem "geheim gehaltenen Ort", hatte Lagerfeld der Biografin de Baschers, Journalistin Marie Ottavi, einmal anvertraut. "Eines Tages wird man meine hinzufügen".
Gegenüber Ottavi hatte sich Lagerfeld erstmals über den Mann geäußert, der 18 Jahre lang sein Partner und die einzige Liebe seines Lebens gewesen ist.
"Er war der eleganteste Franzose, den ich je gekannt habe", erinnert sich Karl Lagerfeld in Ottavis Buch "Jacques de Bascher: Dandy de l`ombre" von Ottavi.
"Jacques de Bascher als junger Mann, das war ein Teufel mit dem Gesicht von Garbo", soll der Modezar erzählt haben. "Er hat sich anders als alle anderen gekleidet. Er war allen um Welten voraus. Er hat mich öfters als alle anderen zum Lachen gebracht. Er war das genaue Gegenteil von mir. Gleichzeitig war er aber auch unmöglich und verabscheuungswürdig. Er war perfekt. Er hat schreckliche Eifersuchtsdramen ausgelöst."
Pikanter Grund für Zerwürfnis mit Yves Saint Laurent
Jacques de Bascher war 18 Jahre jünger als Karl Lagerfeld. Er arbeitete anfangs als Stewart bei Air France und lernte den Modemacher im Jahr 1972 kennen.
"Er stellte eine Figur von französischer Eleganz und Kultur dar. Er war unmöglich, das sage ich Ihnen gleich", hatte der Chanel-Chef in der Dokumentation "Deutschland, deine Künstler" erzählt.
Geschlechtsverkehr sollen die beiden laut Lagerfelds Aussage aber nie gehabt haben. "Sonst wäre ich ja nicht mehr da, denn er ist ja an Aids gestorben. Das war mehr wie Vater und Sohn, denn er war ja sehr viel jünger als ich. Das war ja das Eigentümliche an der Geschichte", hatte Lagerfeld in der Dokumentation erzählt.
Sex mit Menschen, die ihm nahe stehen, vermied Lagerfeld, wie er 2010 gegenüber Vice erklärte: "Ich will nicht mit ihnen schlafen, weil Sex nicht von Dauer ist, aber Zuneigung kann von Dauer sein."
Die Tatsache, dass de Bascher während seiner Beziehung mit Lagerfeld eine Affäre mit Yves Saint Laurent hatte, soll dennoch der Grund für das Zerwürfnis zwischen Lagerfeld und dem französischen Modeschöpfer gewesen sein.
Das ausschweifende Leben des Jacques de Bascher
Jacques de Bascher wird von Ottavi als Meister der Verführung beschrieben. "Als er feststellte, dass er eine gewisse Macht über andere Leute hatte, hat er eine Chance für sich erkannt, und wusste, dass er dank seiner Persönlichkeit und Schönheit immer erfolgreich durchs Leben gehen würde", schreibt sie in ihrem Buch.
"Er musste sie alle in seinem Netz haben", führt die Autorin aus. "Den Polizisten, den ehemaligen Pfarrer, den Tennisspieler, den Schauspieler mit Schnauzbart, den Besitzer des Reitclubs und die gesamte Feuerwache."
In den 1970er Jahren feierte de Bascher oft im "Café de Flore", einem Treffpunkt für damalige Intellektuelle, und im "7", einem famosen Schwulenclub in der Rue Sainte-Anne. Schnell wurde er ein Teil des Nachtlebens und der Pariser Modewelt, pflegte unter anderem Kontakte zu Andy Warhol und Michel Foucault. Antreffen konnte man den ehemaligen Flugbegleiter auch in den Darkrooms von Paris, die damals gerade entstanden waren.
Lagerfeld: Eindrücke aus seinem Leben
Lagerfelds Partner soll die Dekadenz in all ihren Formen geliebt haben. Auch bei sich daheim veranstaltete de Bascher, der reichlich Drogen konsumierte, täglich Alkohol trank und einem ausschweifenden Sexleben frönte, rauschende Orgien, bei denen die Seitenspiegel seiner Harley Davidson nach oben gedreht waren, damit man von ihnen Koks ziehen konnte.
Einmal ist er sogar eigens nach New York geflogen, um in dem legendären Schwulenclub "Mineshaft", in dem "Cruising" mit Al Pacino gedreht wurde, Sex zu haben.
"Jacques de Bascher war der Archetyp des Dandys. Seine Gleichgültigkeit gegenüber der Welt war spektakulär. Und obwohl er sich in der Gesellschaft zurechtfand, war er immer sehr bedacht darauf, niemals ihren Verpflichtungen zu erliegen. Geld, Arbeit und ganz alltägliche Dinge haben ihn nicht interessiert", schreibt Ottavi über Lagerfelds langjährigen Partner, der von dem Modeschöpfer auch finanziell unterstützt worden sein soll.
"Ich habe diesen Jungen unendlich geliebt", erzählte Lagerfeld gegenüber Ottavi. Die amourösen Abenteuer de Baschers hätten ihn "amüsiert". Was ihr soziales Leben anbelangt, hätten sie nicht unterschiedlicher sein können. Er sei sich durchaus dessen bewusst gewesen, dass sein Partner ein Leben in der "Schattenwelt" führte. Diesen Aspekt hätte er aber ignoriert.
Er blieb Lagerfelds einzige Liebe
De Baschers Tod sollte Karl Lagerfeld von Grund auf erschüttern.
"Als mein Freund Jacques krank wurde, habe ich begonnen das Interesse an meinem Aussehen zu verlieren", schrieb Karl Lagerfeld im Jahr 2004 in einer Kolumne für den britischen Telegraph. Lagerfeld nahm extrem zu, wog um die Jahrtausendwende 100 Kilo bei einer Körpergröße von 1,78 Metern, und sollte erst Jahre später mithilfe einer radikalen Crash-Diät wieder abnehmen.
Jacques de Bascher verstarb 1989 im Alter von 38 Jahren an Aids. Während seiner letzten Tage wich Lagerfeld nicht von seiner Seite. Er schlief auf einem Feldbett neben de Baschers Krankenhausbett und organisierte später auch das Begräbnis seines Freundes. Er kaufte ein Haus in der Nähe von Hamburg, das er in Erinnerung an Bascher die "Villa Jako" nannte. 1998 brachte Lagerfeld zudem einen Duft mit dem Namen "Jako" auf den Markt.
Nach dem Tod seiner großen Liebe sollte sich Karl Lagerfeld nie wieder mit einem Lebensgefährten in der Öffentlichkeit zeigen. Er habe sich nur einmal verliebt, das reiche für ein Leben, so Lagerfeld.
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