König Charles, der Schrullige: Ein Monarch mit "hellsichtiger" Botschaft

König Charles
Charles steht seit über 50 Jahren im Dienst der "grünen Sache". Politische Äußerungen gehören nun vermutlich der Vergangenheit an.

Auch wenn es beim britischen Thronfolger lange gedauert hat, bis er tatsächlich zu König Charles III wurde, ein "Öko-König" war er schon längst: Charles hat sich in 50 Jahren zu Recht den Ruf eines engagierten Umweltschützers erarbeitet. Seit Ende der 80er-Jahre ist er als Bio-Bauer tätig, warnte beim Pariser Klimagipfel 2015 vor den Folgen der Erderwärmung und kämpfte für die Regenwälder - für letzteres trägt der Frosch "Hyloscirtus princecharlesi" seinen Namen.

Diese Namenspatronage war der Dank dafür, dass sich der damalige Prinz mit einem Projekt namens "The Prince's Rainforests" für den Schutz der Regenwälder engagiert hat. Der persönliche Einsatz des Thronfolgers beschränkte sich zwar nicht nur auf ökologische Themen, auch Architektur und alternative Medizin gehörten zu seinen Schwerpunkten, doch der Umweltgedanke dominierte bei ihm eindeutig - und wurde auch am ehesten goutiert. So nannte die Times seine diesbezügliche Haltung "hellsichtig", während ihm in dem Leitartikel anlässlich seines 60. Geburtstags im Bereich Bau- und Heilkunst "Starrköpfigkeit" unterstellt wurde.

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2020 erinnerte sich der damalige Prince of Wales in einem Radiointerview, dass er 1970 erstmals über das Thema Umweltschutz gesprochen habe, was für ihn die Bezeichnung "schrullig" zur Folge gehabt habe. 50 Jahre später wurde dann der Klimaschutz zum globalen Thema, nicht zuletzt durch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, mit der sich Charles beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos traf.

Seiner Zeit voraus

Dass die Klimakrise immer mehr ins Zentrum rückte, sorgte als Nebeneffekt dafür, dass die einst "schrulligen" Ansichten des Thronfolgers auf einmal dem Zeitgeist entsprachen. Mit 72 Jahren sprach der älteste Sohn von Queen Elizabeth II plötzlich beim G20-Gipfel in Rom oder bei der UNO-Klimakonferenz COP26 in Glasgow und mahnte die Staatenlenker zu raschem Handeln in der Klimapolitik. "Sie waren lange ein einsamer Rufer in der Wüste, dabei hatten Sie seit langem recht" - mit diesen Worten "verneigte" sich der damalige Premierminister Boris Johnson bei der Klimakonferenz verbal vor dem künftigen König. Schrulliges Detail am Rande: Vor dem Klimagipfel verriet Charles, dass sein Aston Martin mit "überschüssigem englischen Weißwein und Molke aus der Käseherstellung" betrieben werde.

Unter der Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss war es dann 2022 wieder vorbei mit dem Verneigen, laut Gerüchten soll sie den König, zu diesem wurde Charles am 8. September 2022, von der Teilnahme an der UNO-Klimakonferenz COP27 in Ägypten abhalten wollen haben. Laut Palast, so wurde dieser daraufhin bei BBC zitiert, sei die Entscheidung "in gegenseitiger Freundschaft und Respekt" getroffen worden. Nicht zu Unrecht, denn für König Charles III. gelten die Regeln der konstitutionellen Monarchie, die ein Einmischen in die Politik untersagen.

Grüner König

Charles beließ es aber ohnehin nicht dabei, seine Überzeugungen nur in Richtung Politik und Wirtschaft zu predigen, persönliche Einschränkungen legt er sich ebenfalls auf. So gab er vor rund zehn Jahren bekannt, seinen jährlichen Ski-Urlaub in Klosters in der Schweiz abzusagen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Seine eigenen Besitztümer hat der Monarch in den Dienst der "grünen Sache" gestellt: So nennt Charles einen Biogarten auf seinem Landsitz Highgrove sein Eigen und betreibt mit "Duchy Originals" eine Bio-Lebensmittelmarke, die nach biologisch-ökologischen Grundsätzen produziert und deren Erlös für wohltätige Zwecke verwendet wird.

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Er engagiert sich zudem bei NGOs: Unter anderem ist Charles seit 2011 Präsident der britischen Sektion des WWF (World Wide Fund For Nature), wobei die Zahl seiner Präsident- und Schirmherrschaften laut seiner offiziellen Online-Präsenz bereits über 400 beträgt. Wohl ist nicht jede seiner Strategien zum Schutz der Tiere unter Tierschützern und Tierschützerinnen unumstritten, aber für den Windsor scheint die Jagd kein Gegensatz zu seinen sonstigen Ambitionen zu sein. So gab er 1995 bekannt, dass er Wildgeflügel in Zukunft nur noch mit bleifreier Munition jagen wolle. Der Grund: So könne man andere Vögel schonen, die verstreute Schrotkugeln mit Futterkörnern verwechseln könnten.

Bis auf diese kleine Dissonanz scheint die Rolle des langjährigen Thronfolgers als Umweltschützer aber eindeutig definiert. In der Heimat legte er sich sogar mit dem damaligen Premier Tony Blair und damit mit der Regierung an, als er sich gegen den Einsatz von genveränderten Lebensmitteln aussprach. Gentechnik war in den Augen von Charles ein Experiment, das "völlig schiefgegangen" sei und in ein "absolutes Desaster" münden würde. Diese harschen Äußerungen zur politischen Linie Großbritanniens sorgten damals, und nicht zum ersten Mal, für mediale Verwunderung. Doch diese Ära sollte mit dem Beginn der Ära König Charles III zu Ende sein.

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