Epstein-Freund, Playboy, Kriegsheld: Wer ist Prinz Andrew?

Epstein-Freund, Playboy, Kriegsheld: Wer ist Prinz Andrew?
Die mutmaßliche Verwicklungen in den Sex-Skandal rund um Jeffrey Epstein lassen Prinz Andrew nicht los.

Prinz Andrew gilt als Lieblingssohn der Queen und als mutiger Kriegsheld. Aber auch als Playboy, der schon in etliche Skandale verwickelt war. Derzeit hat er mit dem wohl schwersten zu kämpfen: Der 59-Jährige, der auf Platz acht in der britischen Thronfolge steht, steht wegen seiner Verbindungen zu dem verurteilten US-Sexualverbrecher Jeffrey Epstein am Pranger.

In einem am Montagabend ausgestrahlten BBC-Interview wiederholte Virginia Giuffre den Vorwurf, sie sei als Minderjährige zum Sex mit dem Prinzen gezwungen worden. Mitte November hatte Andrew in einem Fernsehinterview Giuffres Vorwürfe zurückgewiesen. Das Interview geriet zum PR-Desaster für den Royal, der darin kein Wort des Mitgefühls mit den Epstein-Opfern äußerte und sich nicht überzeugend von dem Sexualstraftäter distanzierte, der im August in seiner New Yorker Gefängniszelle laut Behördenangaben Suizid begangen hatte.

Erste Versuche der Schadensbegrenzung gescheitert

In einer schriftlichen Erklärung brachte Andrew später sein "unmissverständliches Bedauern" über seine "unbedachte Verbindung" zu Epstein zum Ausdruck und äußerte sein Mitgefühl "mit allen Betroffenen". Um weiteren Schaden von der Königsfamilie abzuwenden, kündigte er an, alle öffentlichen Aufgaben niederzulegen. Zuvor waren bereits zahlreiche Unternehmen und Organisationen von dem Prinzen abgerückt.

Giuffre will die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen. In dem BBC-Interview wiederholte sie ihre Anschuldigungen und kritisierte Andrews "lächerlichen Entschuldigungen" in dem Skandal. "Er weiß, was geschehen ist, ich weiß, was geschehen ist. Aber nur einer von uns erzählt die Wahrheit", sagte die US-Bürgerin.

Als junger Mann galt Andrew als begehrter Junggeselle. Nachdem er mit einer Reihe von Frauen liiert gewesen sein soll, heiratete er 1986 Sarah "Fergie" Ferguson. Aus der Ehe gingen die beiden Töchter Beatrice und Eugenie, geboren 1988 und 1990, hervor. Nach ihrer Trennung 1992 war es zunächst "Fergie", die für Schlagzeilen sorgte - etwa als Fotos von ihr mit nacktem Oberkörper an einem Pool in Südfrankreich auftauchten, auf denen ihr Finanzberater an ihren Zehen lutschte.

Rückhalt der Familie

1996 ließen sich Andrew und "Fergie" scheiden, beide betonen jedoch nach wie vor, sie seien gute Freunde. Die Herzogin soll noch immer mit Andrew in einem Haus leben. Im Epstein-Skandal verteidigte sie ihren Ex-Mann.

Nach der Trennung von "Fergie" tauchten Fotos von Andrew mit barbusigen Frauen in Thailand sowie bei einer Party unter dem Motto "Nutten und Zuhälter" mit der Epstein-Freundin Ghislaine Maxwell auf. Maxwell wird vorgeworfen, minderjährige Mädchen für Epstein "rekrutiert" zu haben. Sie selbst dementiert das.

2001 verließ Andrew, der 1982 mit nur 22 Jahren als Hubschrauberpilot im Falklandkrieg gefeiert worden war, die britische Kriegsmarine. Er wurde zum Sonderhandelsbeauftragen der britischen Regierung ernannt, was ihm durch seine vielen Flugreisen auf Steuerzahlerkosten den Spitznamen "Airmiles Andy" einbrachte.

Fragen warfen auch seine Verbindungen zum Schwiegersohn des tunesischen Ex-Machthabers Zine al-Abidine Ben Ali, zum Sohn von Libyens Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi und zu einem kasachischen Milliardär auf. Zudem gab es wiederholt Vorwürfe, Andrew sei arrogant und unverschämt.

Doch Andrews Verbindungen zu Epstein dürften all das in den Schatten stellen. Ermittlungen zufolge hatte Epstein über Jahre hinweg minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution gezwungen. Nachdem der US-Multimillionär 2008 gestanden hatte, eine Minderjährige in die Prostitution gedrängt zu haben, saß er 13 Monate im Gefängnis. Epstein hatte gute Kontakte zu zahlreichen Politikern und Prominenten.

Prinz Andrew, der seine Tochter Beatrice im kommenden Jahr vor den Traualtar führen soll, wollte sich vorerst komplett wegducken. Giuffres Interview machte nun aber deutlich, dass er damit keinen Schlussstrich ziehen kann.

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