Beleidigungen und Vorurteile: Was "dicke" Menschen alles erdulden müssen

„Ich sage mehrgewichtig statt übergewichtig“, so Plus-Size-Bloggerin Bobby Herrmann-Thurner
Plus-Size-Expertin Bobby Herrmann-Thurner kämpft gegen Bodyshaming und zeigt auf, wie wenig Toleranz herrscht.

Schöner, jünger, schlanker – das scheint oft in Hochglanzmagazinen, der Werbung oder in der Mode das Maß aller Dinge zu sein. Dabei sieht die Wirklichkeit ganz anders aus. Laut einer Studie von 2018 sind 3,4 Millionen Österreicher übergewichtig oder adipös. Die deutsche Durchschnittsfrau trägt auch keine Kleidergröße 36 oder 38 (bei Models gilt diese Größe übrigens schon als Plus-Size!), sondern 42 bis 44.

Wenig Toleranz

„Dicke“ müssen mit vielen Vorurteilen kämpfen, sie gelten als faul, träge oder disziplinlos. An der Toleranz gegenüber Mehrgewichtigen müsse man in Österreich noch stark arbeiten, meint Plus-Size-Expertin Bobby Herrmann-Thurner in der Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“ (jeden Sonntag um 18:45 Uhr auf schauTV).

Die ganze Sendung:

Herrlich ehrlich: Bobby Herrmann-Thurner

Sie betreibt den Online-Blog „Curvect“ (der Name setzt sich aus curvy/kurvig und perfect/perfekt zusammen), prangert dort Bodyshaming an, gibt kluge, persönliche Einblicke und vieles mehr.

Mit „Beleidigungen auf offener Straße mit irgendwelchen Tiernamen und das Wort ,fett’ davor“, wurde Bobby schon als Kind konfrontiert, die Teenagerjahre waren auch nicht einfach, oft geprägt von Selbstzweifel.

Beleidigungen und Vorurteile: Was "dicke" Menschen alles erdulden müssen

Lisa Trompisch mit Bobby Herrmann-Thurner

„Wenn man in einen Raum kommt, wo man die einzige mehrgewichtige Person ist und die Leute schauen. Das ist etwas, das ständig passiert. Ich gehe auf die Straße und die Menschen schauen mich an. Ich habe auch schon von Leuten gehört, die im beruflichen Bereich Schwierigkeiten damit hatten. Im Gesundheitsbereich: Du kommst zum Arzt oder zur Ärztin und die wissen sofort, was dir fehlt. Sie sagen übergewichtig – ich sage mehrgewichtig. Und das ist das größte Problem“, erzählt sie.

Selbstbewusste Vorbilder

Nicht nur ihre Mutter hat ihr immer den Rücken gestärkt, Bobby hat sich auch ihre eigenen Vorbilder gesucht (zum Beispiel Plus-Size-Models der 1990er Jahre), „mir angesehen, wie die strahlen und selbstbewusst sind.“

„Ich hab irgendwann einfach für mich festgestellt, ich möchte so nicht weiterleben. Ich möchte nicht ständig Diäten machen, die eh nicht helfen. Die mich wieder zunehmen lassen, wo ich mich nicht wohlfühle dabei. Ich möchte mich auch nicht ständig beschimpfen lassen. Das ist einfach nicht in Ordnung. Ich habe dann auch meinen Freundeskreis ausgesiebt und am Ende der Teenagerzeit, Anfang des Studiums (sie hat Politikwissenschaft studiert) habe ich irgendwann gesagt: Aus jetzt. Ich bin so, wie ich bin. Ich möchte mich so nicht ändern, es geht mir gut.“
Sie ist auch sehr aktiv auf Instagram, viele holen sich bei ihr Rat. Vor allem auch ihre Modetipps sind sehr gefragt.

Apropos Mode, für Mehrgewichtige auch immer wieder ein Problem. Übergrößen-Abteilungen findet man eher selten, wenn doch, dann im hintersten Eck versteckt. „Das ist richtig und das ist auch oft so ein kleiner Teufelskreis. Da wird immer gesagt: Die Kundinnen kommen ja nicht ins Geschäft, deshalb gibt es das nur online. Dann sag ich: Habt ihr die Kundinnen jemals richtig eingeladen? Habt ihr den Verkäuferinnen gesagt, dass sie sich freundlich verhalten sollen und sie nicht beleidigen sollen? Habt ihr vielleicht überlegt, die Abteilung nicht ins hinterste Winkerl zu geben?“

Absolut inakzeptabel ist für Bobby auch das Verhalten des Türstehers, der kürzlich zwei Mädels aufgrund ihres Gewichtes nicht in einen Club lassen wollte, auch der Radlerhosen-Sager von Designerin Lena Hoschek, geht für die Bloggerin gar nicht. Was sie dazu zu sagen hat und noch viel mehr, sehen Sie im Video oben.

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