Andrea Bocelli verteidigt Plácido Domingo

Gegen den Opernstar bestehen mehrere Vorwürfe der sexuellen Belästigung. Bocelli ortet allerdings unfaire Behandlung.

Starsänger Andrea Bocelli ist "entsetzt" darüber, dass sein Opernkollege Plácido Domingo nach den vermehrten Vorwürfen wegen sexueller Belästigung nun von der Branche verschmäht wird. Eine Reihe von Vorstellungen mit dem spanischen Bariton wurde im August abgesagt, und er trat als Direktor der Los Angeles Opera zurück.

Währenddessen ließ er verlauten, dass die Berichte über sein Verhalten gegenüber Frauen "einfach falsch" seien. Mehrere Kollegen zeigten sich bereits solidarisch mit dem Bariton, unter ihnen auch Anna Netrebko. Nun holt auch Andrea Bocelli zur Verteidigung aus: Bis das Gegenteil bewiesen sei, müsse man Domingo als Unschuldigen behandeln.

Im Zweifel für den Angeklagten

"Ich bin immer noch entsetzt darüber, was mit diesem unglaublichen Künstler passiert ist", so Bocelli im Interview mit The Associated Press. "Ich verstehe das nicht. Morgen kann eine Dame einfach herkommen und sagen, Andrea Bocelli hat mich vor zehn Jahren missbraucht, und von diesem Tag an möchte niemand mehr mit mir singen. Die Opernhäuser werden mich nicht mehr anrufen. Das ist absurd."

Der italienische Sänger ist der Ansicht, dass die Arbeit eines Künstlers von seinem Privatleben getrennt werden sollte, zumindest bis ein Urteil ergangen ist. "Wenn das (eine Anschuldigung, Anm.) passiert, ändert sich natürlich das moralische Urteil über diese Person, aber nicht das künstlerische Urteil, weil es zwei verschiedene Dinge sind", erklärte er. "In der Vergangenheit gab es viele Künstler mit zweifelhafter Moral", fuhr er fort. Es müsse immer zwischen Moral und Kunst unterschieden werden, findet Bocelli.

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Domingo auch von seinem Auftritt bei den Olympischen Spielen in Japan Abstand nimmt. An der Wiener Staatsopoer genießt er indes Rückhalt.

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