"Wer in Kitzbühel positiv wird, für den wird es eng für Olympia"

"Wer in Kitzbühel positiv wird, für den wird es eng für Olympia"
Zwei Wochen vor den Winterspielen umtreibt die Skirennläufer und Betreuer am Hahnenkamm vor allem eine Sorge: das Coronavirus. Wie schützt man sich beim ÖSV?

Es gibt in diesem Jahr bei der Hahnenkammabfahrt in Kitzbühel eine Schlüsselstelle, die vielen Läufern mehr Respekt einjagt als die Mausefalle oder der Steilhang. Der Gang zum PCR-Test, der vor allen Rennen vorgeschrieben ist, ist in Corona-Zeiten wie diesen das große Kriterium.

Und mit jedem Tag, den die Olympischen Winterspiele in Peking näherrücken, wird das Warten auf das ersehnte negative Testergebnis noch nervenaufreibender. „Für Leute, die sich jetzt mit Corona infizieren, wird es sehr schwer, zu Olympia zu kommen“, sagt Wolfgang Schobersberger, der Chefmediziner beim Österreichischen Skiverband.

Streng genommen sollten  die Olympia-Teilnehmer ohnehin längst schon ein Emeriten-Dasein führen. Im sogenannten Playbook, dem Knigge  für die Winterspiele in Peking, sind auf 69 Seiten sämtliche Verhaltensregeln  für Sportler und Trainer aufgelistet.

Zentrales Thema sind dabei – wie könnte es   anders sein – die Corona-Vorsichtsmaßnahmen. „Das Playbook empfiehlt,  dass sich jeder 14 Tage vor der Reise nach Peking in Selbstisolation begibt“, erklärt Schobersberger, „aber das geht natürlich nicht und ist so nicht umsetzbar.  Gerade bei den Skifahrern  finden bis kurz vor Beginn  der Winterspiele noch  Wettkämpfe statt.“

Deshalb hat man beim Österreichischen Skiverband die Corona-Vorkehrungen in den jüngsten Tagen noch einmal intensiviert. Das hat jetzt gar nicht einmal nur mit der hohen Inzidenz im Bezirk Kitzbühel (3.600) zu tun, vielmehr wollen die Verantwortlichen vor Olympia das Ansteckungsrisiko minimieren. „Es ist alles noch einmal verschärft worden“, sagt Mediziner Schobersberger.

In Nicht-Corona-Zeiten ist Kitzbühel gerade für die österreichischen Läufer und Betreuer die stressigste Woche des ganzen Winters. Als wären die Fahrten über die berüchtigte Streif nicht schon anstrengend genug, müssen sich die ÖSV-Stars stets auch bei den zahlreichen Sponsorenveranstaltungen und Empfängen blicken lassen.

Keine Durchmischung

Da in diesem Jahr alle Abendveranstaltungen abgesagt wurden, bewegen sich die Läufer praktisch nur zwischen Piste und Hotel. Interviews finden ausschließlich im Freien, mit Respektabstand und Maske statt, der Kontakt mit Personen außerhalb der ÖSV-Blase soll auf ein Minimum reduziert werden.

„Es wird auch in allen Sportarten darauf geachtet, dass die Athleten und Trainer nur in Kleinstgruppen zu den Wettkämpfen fahren und sich die Leute nicht groß durchmischen“, erzählt Schobersberger. Wo es möglich und auch finanzierbar ist, erhalten die Sportler ein Einzelzimmer, „ansonsten schauen wir, dass immer die gleichen Personen im Doppelzimmer liegen“.

Auch beim Österreichischen Olympischen Comité regiert im Vorfeld von Olympia die Vorsicht. Die Einkleidung ist so etwas wie der Startschuss der Olympia-Mission, traditionell kommen dabei erstmals die Athleten aus den unterschiedlichsten Lagern zusammen. Wenn kommende Woche das Outfit für Peking ausgegeben wird, dann wird penibel darauf geachtet, dass die Sportler einer Sparte untereinander bleiben. Das ist zwar nicht im Sinne des olympischen Gedankens, aber sicher ist sicher.

ÖSV-Chefmediziner Wolfgang Schobersberger, der auch dem medizinischen Beirat des ÖOC vorsteht, hofft derweil, dass die Aufregung und Sorge rund um das Coronavirus die Sportler nicht zu sehr belastet und nervt. „Man darf das alles auch nicht zu sehr dramatisieren. Man will ja keinen traumatisierten Athleten, der schon vor Olympia eine Krise hat.“

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