Warum Kriechmayr dem deutschen TV kein Siegerinterview gab

ARD und ZDF untersagen den Sportlern, ihre Trinkflaschen in die Kamera zu halten. Deshalb regt sich bei den Athleten Widerstand.

Es war ein langer Tag für Vincent Kriechmayr. Mehrere Stunden musste der Oberösterreicher im Zielraum der Saslong-Piste im Grödnertal zuwarten, ehe dann endlich gegen 15.30 Uhr sein Sieg im Super-G feststand. Zur Erinnerung: Das Rennen wurde bereits um 11.45 Uhr gestartet.

Zumindest nach dem Wettkampf ging es für den Oberösterreicher dann zügiger voran. Zum einen weil die offizielle Pressekonferenz der Top 3 abgesagt wurde, zum anderen weil Vincent Kriechmayr deutsche TV-Anstalten links liegen ließ und das Siegerinterview boykottierte.

Der Grund: ARD und ZDF untersagen den Athleten seit dieser Saison, ihre Trinkflaschen mit zu Interviews an der sogenannten Presenter-Position zu nehmen. Vincent Kriechmayr zum Beispiel hat einen Werbevertrag mit einer oberösterreichischen Molkerei, bei seinen Live-Interviews hält der 28-Jährige stets die Trinkflasche in die Kameras oder nimmt während des Gesprächs einen kräftigen Schluck.

 

Die österreichischen Läufer, die einen Werbe-Deal mit einem Getränkeerzeuger besitzen, haben sich intern darauf verständigt, den deutschen TV-Anstalten vorerst keine Interviews mehr zu geben, so lange sie dort nicht ihre Trinkflaschen präsentieren dürfen.

Für manche Athleten ist die Situation besonders schwierig. Thomas Dreßen ist nicht erst seit seinem Sieg in Lake Louise so etwas wie der neue Stern am deutschen Skihimmel. Der Bayer, der in Oberösterreich lebt, hat das Zeug zum Publikumsliebling und wandelt auf den Spuren von Felix Neureuther. Dementsprechend gefragt ist er auch als Interviewpartner.

Warum Kriechmayr dem deutschen TV kein Siegerinterview gab

Thomas Dreßen wurde im Super-G in Gröden Dritter.

Dreßen kann dieses Trinkflaschen- und Dosenverbot überhaupt nicht nachvollziehen. Er selbst wirbt für einen österreichischen Energydrink und macht auch kein Hehl daraus, worum es bei den Interviews geht. "Das ist keine Schleichwerbung, das ist bewusste Werbung. Wir haben als Skifahrer nur begrenzte Werbemöglichkeiten. Das steht auch in unseren Verträgen, dass wir das machen sollen."

Nach seinem dritten Platz im Super-G wurde natürlich auch Thomas Dreßen zum Interview gebeten. Der Bayer kam der Verpflichtung beim deutschen Fernsehen nach, und er erschien sogar ohne seine Getränkedose vor der Kamera. Dafür hatte er sich einen Schal angezogen, auf dem unübersehbar das Logo seines Sponsors prangte...

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