Vor 50 Jahren: Als Eiskunstläuferin Trixi Schuba Sportgeschichte schrieb

Vor 50 Jahren: Als Eiskunstläuferin Trixi Schuba Sportgeschichte schrieb
Ungeachtet des sporthistorischen Erfolges redeten in Wien im Februar 1972 aber alle über den Ausschluss von Ski-Legende Karl Schranz

Vor 50 Jahren marschierte Trixi Schuba in Sapporo bei der Schlussfeier als Fahnenträgerin ein. Davor war sie als erste Österreicherin nach 48 Jahren (nach Herma Szabo) Olympiasiegerin im Eiskunstlauf geworden.

Ungeachtet des sporthistorischen Erfolges redeten (und schimpften) in Wien im Februar 1972 alle über den Ausschluss des Tiroler Skiidols Karl Schranz. Bei seiner Heimkehr standen fast 100.000 jubelnd von Wien 11 bis Wien 1 Spalier. Als Trixi, die damals 20-jährige Wienerin, eineinhalb Wochen später in Wien landete, gab’s für sie keinen großen Flughafen.

Den eisigen Empfang für die Eisprinzessin empfand der Linzer Sportjournalist Leo Strasser dermaßen ungerecht, dass er für Schuba bei der ÖBB einen Salonwagen und danach in Linz einen triumphalen Empfang organisierte. Ein Monat später gewann Schuba in Calgary auch WM-Gold. Aus Wiener Sicht fast selbstverständlich, zumal man Eistriumphe gewohnt war. Schließlich war der Wiener Emmerich Danzer dreifacher Weltmeister und der Wiener Wolfgang Schwarz 1968 Olympiasieger geworden. Und die Wienerinnen Regine Heitzer, Ingrid Wendl und Hanna Eigel hatten je zwei Mal die EM gewonnen. Und heute?

Die einbürgerte 18-jährige Ukrainerin Olga Mikutina, die in Vorarlberg lebt und trainiert, dreht für Österreich tapfer Pirouetten. Auch wenn diese in Peking (noch) nicht zu einer Medaille reichen werden.

ISU European Figure Skating Championships in Tallinn

Wienerinnen und Wiener fanden im 106-köpfigen OÖC-Aufgebot 2022 erst gar keine Aufnahme. Für die Eiszeit im negativen Sinne nennt Schuba, die nach ihrer Revue-Karriere bei Holiday on Ice auch Präsidentin des Eislaufverbandes war, die gleichen drei Gründe, die soeben – auf Deutschland bezogen – aus dem Mund von Doppelolympiasiegerin Katarina Witt zu hören waren:

Fehlende Infrastruktur, Trend vom Kunstlauf weg zum Eishockey, fehlende Trainer. Wobei: Mit dem dreifachen ehemaligen Olympia-Läufer Viktor Pfeifer hat es sehr wohl ein Österreicher – wenn auch hierzulande eher unbeachtet – zu internationalem Ansehen als Eis-Coach gebracht. Der erst 34-Jährige wurde in den USA trotz großer amerikanischer Konkurrenz auserwählt, das erst 16-jährige Ausnahmetalent Alya Liu als Cheftrainer nach Peking zu begleiten. Liu gilt als die US-Number-One.

Trainerlegionär Pfeifer stammt aus Vorarlberg. So wie die „silberne“ Katharina Liensberger, so wie die Olympiasieger Johannes Strolz und Alessandro Hämmerle. So wie Olympia-Präsident Karl Stoss. So wie ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel. Echte Wiener haben inzwischen nicht einmal mehr in den Sitzungszimmern viel zu plaudern.

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