Verletzungsmisere: Doppelter Schock für ÖSV zum Jahresende

SKI-WELTCUP IN BORMIO: ABFAHRT DER HERREN / STURZ REICHELT (AUT)
Der ÖSV beklagte die schweren Verletzungen von Reichelt und Neumayer, Alexis Pinturault gewinnt die Kombi.

Als Andreas Puelacher vor der eintägigen Weihnachtspause einen Ausblick auf die Rennen in Bormio machen sollte, sprach aus dem Herren-Cheftrainer die reinste Vorfreude. „Jetzt kommen unsere Strecken“, frohlockte der Tiroler vor einer Woche in Alta Badia und sagte: „Mir gefällt es, dass wir in Bormio zwei Abfahrten haben.“

Mittlerweile wird Andreas Puelacher darüber wohl anders denken, nachdem innerhalb von 24 Stunden gleich zwei seiner Athleten mit dem Hubschrauber von der Stelvio-Piste geborgen werden mussten. In der Abfahrt am Samstag war Routinier Hannes Reichelt im Fangnetz gelandet, einen Tag später ereilte Christopher Neumayer im Kombinations-Super-G das gleiche Schicksal.  Neumayer erlitt einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie und eine Impressionsfraktur des Schienbeinkopfes. Das ergab eine MRT-Untersuchung im Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck.

Nächster Kreuzbandriss

Reichelt wurde am Sonntag im Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck am rechten Knie operiert. Der 39-Jährige hatte sich bei seinem Sturz einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen knöchernen Ausriss des äußeren Kapselbandkomplexes zugezogen. Bei seinem Mannschaftskollegen vom Skiclub Radstadt ist die Diagnose die gleiche: Auch Neumayer zog sich einen Kreuzbandriss zu. Am Montag wird er am linken Knie operiert.

„Das ist ein Schock für uns alle“, erklärte Andreas Puelacher. Zumal zu befürchten ist, dass mit dem Sturz von Reichelt in Bormio zugleich auch eine erfolgreiche Karriere zu Ende gegangen ist. Ob sich der 39-jährige Jung-Papa in seinem Alter überhaupt noch ein Comeback antun will, erscheint angesichts der schweren Knieverletzung jedenfalls mehr als fraglich.

Ernüchterung

Nicht nur auf Grund der beiden Stürze war die Stimmung im ÖSV-Team nach dem letzten Rennen im Jahr 2019 gedrückt. Mit Ausnahme von Matthias Mayer, der immerhin in der ersten Abfahrt am Freitag Dritter wurde, reisten die Österreicher fast durch die Bank enttäuscht und ernüchtert aus Bormio ab.

Vincent Kriechmayr brachte es nach dem Kombinationsbewerb auf den Punkt: „Das war zum Vergessen“, meinte der 28-Jährige nach seinem zwölften Rang, mit dem er bester Österreicher war. Matthias Mayer schied im Slalom bereits nach wenigen Toren aus und kam im vierten Kombi-Bewerb in Serie nicht in die Wertung.

Der Sieg ging, wie könnte es auch anders sein, an den Mister Kombination schlechthin. Kein Rennläufer hat im Weltcup öfter seine Allrounder-Qualitäten unter Beweis gestellt als Alexis Pinturault: Der Franzose mit Wohnsitz in Altenmarkt gewann in Bormio bereits zum neunten Mal in einer Weltcup-Kombination. Der dreifache Saisonsieger, wohlgemerkt in drei verschiedenen Bewerben, war weder von der neuen Startregel noch von einer Adduktorenverletzung zu bremsen. Im Gesamtweltcup liegt Pinturault nun an dritter Stelle, neuer Führender ist Aleksander Aamodt Kilde (NOR), der in der Kombination nach einem starken Slalom auf dem zweiten Rang landete.

Slalom-Monat

Nun kommt aber der Monat der Techniker: Allein im Jänner stehen sechs Slalomrennen auf dem Programm, Zagreb ist am Sonntag die erste Station. Der Wettkampf in Kroatien kommt für Manuel Feller definitiv noch zu früh. Doch der Tiroler macht nach seinem Bandscheibenvorfall Fortschritte und stand schon wieder auf der Piste. „Ich hoffe, dass er bald wieder gesund zurückkommt“, meint Andreas Puelacher.

Der Chefcoach hatte damals in Alta Badia übrigens noch etwas gesagt. „Der Hannes ist ein Junggebliebener“, erklärte der Chefcoach. „Sein Ziel ist es, bei der WM 2021 dabei zu sein. Das traue ich ihm locker zu.“ Das war allerdings vor der Verletzung.

Kommentare