Vegetarier und Klimaschützer: Das ist die neue Hoffnung des ÖSV

Vegetarier und Klimaschützer: Das ist die neue Hoffnung des ÖSV
Julian Schütter ist überzeugter Vegetarier, leidenschaftlicher Klimaschützer und ein ÖSV-Hoffnungsträger. Wie sich der 24-Jährige auf seine Premiere in Gröden einstimmt.

Wenn Österreichs Abfahrer beim Abendessen zusammensitzen, dann drehen sich die Gespräche neuerdings häufig um Julian Schütter. Erst vor wenigen Wochen stieß der 24-jährige Steirer zur Gruppe um Olympiasieger Matthias Mayer und Weltmeister Vincent Kriechmayr und seither ist er Mittelpunkt reger Diskussionen.

"Ich falle sehr aus der Reihe", weiß der Student (Wirtschaftsingenieurswesen), der zuletzt in Beaver Creek in seinem ersten Weltcup-Super-G mit Rang 18 aufgezeigt hatte. Denn Julian Schütter ist a) ein überzeugter Vegetarier und b) ein passionierter Klimaschützer und hat deshalb im Ski-Weltcup einen Exotenstatus. "Ich bin der einzige Vegetarier im Team. Das Essen und das Klima sind gerade die zwei wichtigsten Gesprächsthemen bei uns beim Abendessen. Wir diskutieren viel", erzählt der Speedspezialist.

Vegetarier und Klimaschützer: Das ist die neue Hoffnung des ÖSV

Zahlung an Greenpeace

Wer sich mit Julian Schütter trifft, der merkt sofort, dass er einer ist, der über den Pistenrand hinausblickt und nicht nur für den Spitzensport lebt. "Ich mache mir Sorgen um die Zukunft, vor allem, was das Klima betrifft. Das bereitet mir manchmal wirklich mentale Schwierigkeiten", berichtet Julian Schütter.

Um seiner Klima-Angst, wie er es nennt, Herr zu werden, engagiert er sich in seinem persönlichen Umfeld für den Umweltschutz. Der Steirer besitzt inzwischen kein Auto mehr, "mir reicht das Klimaticket völlig". Die CO2-Emissionen, die er durch seine Reisetätigkeit als Rennläufer verursacht, dokumentiert er in seinem Blog, um am Ende des Winters eine Kompensationszahlung an Greenpeace zu leisten. "Ich versuche, meinen Teil beizutragen, das Problem zu beheben."

Dabei gerät Julian Schütter immer wieder in einen Interessenskonflikt. Der Abfahrer in ihm würde sich natürlich darüber freuen, wenn er Anfang März 2023 auch die Weltcuprennen in Aspen bestreiten dürfte, dem Klimaschützer widerstrebt diese Reise nach Übersee. "Es stört mich extrem, dass wir zwei Mal in einer Saison nach Nordamerika fliegen müssen", sagt Schütter und kritisiert die Weltcupplaner der FIS. "Wenn wir den Skisport nicht nachhaltiger machen, dann wird der Sport ein wirtschaftliches Problem bekommen, noch bevor es keinen Schnee mehr gibt. Ich verstehe auch nicht, wieso die Saison so früh im Oktober beginnen muss."

Noch rund um den Weltcup-Auftakt Mitte Oktober in Sölden hätte es Julian Schütter nie für möglich gehalten, dass er zwei Monate später auf der berühmten Saslong in Gröden am Start stehen würde. In der zweiten Kategorie, dem Europacup, war der Steirer nicht großartig in Erscheinung getreten, dass er in die Mannschaft gerutscht ist, verdankt Schütter vor allem der Verletzungsmisere im österreichischen Speed-Team.

Premiere in Gröden

"Es war sicher nicht geplant, dass ich länger beim Weltcup-Team dabei bin", sagt Schütter. Andererseits hat sich der 24-Jährige erstaunlich schnell an das höhere Niveau angepasst. "Man hört ja oft, dass das so ein großer Sprung vom Europacup in den Weltcup wäre. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich skifahrerisch etwas anderes machen müsste, um schnell zu sein."

SKI ALPIN: ÖSV SPEED TRAINING: SCHÜTTER

Das größte Manko ist der fehlende Erfahrungsschatz. Julian Schütter betritt bei jeder Weltcup-Station Neuland, am Dienstag wagte er sich das erste Mal in seiner Karriere über die Abfahrt in Gröden (Platz 43). Wie jede Abfahrt ist auch die Saslong in echt eine andere Herausforderung. "Im Fernsehen sieht alles relativ flach und breit aus. In Wahrheit ist es viel steiler und viel enger."

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