Wer sich mit Julian Schütter trifft, der merkt sofort, dass er einer ist, der über den Pistenrand hinausblickt und nicht nur für den Spitzensport lebt. "Ich mache mir Sorgen um die Zukunft, vor allem, was das Klima betrifft. Das bereitet mir manchmal wirklich mentale Schwierigkeiten", berichtet Julian Schütter.
Um seiner Klima-Angst, wie er es nennt, Herr zu werden, engagiert er sich in seinem persönlichen Umfeld für den Umweltschutz. Der Steirer besitzt inzwischen kein Auto mehr, "mir reicht das Klimaticket völlig". Die CO2-Emissionen, die er durch seine Reisetätigkeit als Rennläufer verursacht, dokumentiert er in seinem Blog, um am Ende des Winters eine Kompensationszahlung an Greenpeace zu leisten. "Ich versuche, meinen Teil beizutragen, das Problem zu beheben."
Dabei gerät Julian Schütter immer wieder in einen Interessenskonflikt. Der Abfahrer in ihm würde sich natürlich darüber freuen, wenn er Anfang März 2023 auch die Weltcuprennen in Aspen bestreiten dürfte, dem Klimaschützer widerstrebt diese Reise nach Übersee. "Es stört mich extrem, dass wir zwei Mal in einer Saison nach Nordamerika fliegen müssen", sagt Schütter und kritisiert die Weltcupplaner der FIS. "Wenn wir den Skisport nicht nachhaltiger machen, dann wird der Sport ein wirtschaftliches Problem bekommen, noch bevor es keinen Schnee mehr gibt. Ich verstehe auch nicht, wieso die Saison so früh im Oktober beginnen muss."
Noch rund um den Weltcup-Auftakt Mitte Oktober in Sölden hätte es Julian Schütter nie für möglich gehalten, dass er zwei Monate später auf der berühmten Saslong in Gröden am Start stehen würde. In der zweiten Kategorie, dem Europacup, war der Steirer nicht großartig in Erscheinung getreten, dass er in die Mannschaft gerutscht ist, verdankt Schütter vor allem der Verletzungsmisere im österreichischen Speed-Team.
"Es war sicher nicht geplant, dass ich länger beim Weltcup-Team dabei bin", sagt Schütter. Andererseits hat sich der 24-Jährige erstaunlich schnell an das höhere Niveau angepasst. "Man hört ja oft, dass das so ein großer Sprung vom Europacup in den Weltcup wäre. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich skifahrerisch etwas anderes machen müsste, um schnell zu sein."
Das größte Manko ist der fehlende Erfahrungsschatz. Julian Schütter betritt bei jeder Weltcup-Station Neuland, am Dienstag wagte er sich das erste Mal in seiner Karriere über die Abfahrt in Gröden (Platz 43). Wie jede Abfahrt ist auch die Saslong in echt eine andere Herausforderung. "Im Fernsehen sieht alles relativ flach und breit aus. In Wahrheit ist es viel steiler und viel enger."
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