Zum dritten Mal versorgt der ORF in diesem Jahr unter Leitung von Regisseur Michael Kögler die TV-Zuseher mit Drohnenbildern vom Hahnenkammrennen. Zum dritten Mal ist Ausweger – diesmal als Teil eines achtköpfigen Teams – für diese spektakulären Aufnahmen, die um die Sportwelt gehen, verantwortlich. Fast die gesamte Strecke decken drei Drohnen ab: Mausefalle bis Steilhang, Lärchenschuss bis Hausbergkante, Traverse bis Zielschuss.
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Schon lange wurde mit Drohnenkameras im Weltcup gearbeitet. Doch als 2015 beim Nachtslalom von Madonna di Campiglio ein rund 10 Kilogramm schweres Gerät mitten im Rennen nur wenige Meter hinter Marcel Hirscher abstürzte, war erstmal für ein paar Jahre Schluss.
"Wir sind immer hinter dem Skifahrer"
Heute sind die Geräte wesentlich kleiner. Die First-Person-View-Drohnen (FPV), die Daniel Ausweger diese Woche über der Streif fliegen lässt, haben knapp mehr als ein Kilogramm. Abstürzen sollte die Drohne auch 2024 nicht, das Team sorgt aber schon im Vorhinein für Sicherheitsabstand von Zuschauern, Streckenposten und Rennfahrern: „Wir sind immer hinter dem Skifahrer, nie schneller als er. Wenn die Drohne abstürzt, würde sie im Schnee landen.“
Die meisten Rennläufer haben sich längst an die Drohnen gewöhnt. „Aleksander Aamodt Kilde hat mir kürzlich gesagt, sie bekommen ihre Anwesenheit kaum mit“, sagt Ausweger. Es sei denn, die Sonne kommt von hinten wie bei der WM in Frankreich, wo der Schatten der Drohne die Läufer überholte. Das sei irritierend gewesen, meinte ein anderer. Mittlerweile hätten sie sich aber auch daran gewöhnt.
Den Mehrwert der Drohnen schätzen die TV-Zuseher sehr, „anfangs haben wir allerdings manchmal die Rückmeldung bekommen, dass den Leuten schlecht wird“, erinnert sich der Salzburger Drohnen-Pilot. Doch wie schnell oder steil es auf der Strecke ist, sieht man erst mit der Kamera, die mitfährt. Früher haben in Kitzbühel Seilkameras noch die spektakulärsten Bilder geliefert. Seit 2022 ist es die Drohne.
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"Wenn du dabei stehst, kann es schon sein, dass du umfällst"
Am Anfang wurde Ausweger selbst auch manchmal schlecht beim virtuellen Mitfliegen. „Aber daran gewöhnt man sich schnell. So arge Manöver sollen wir eh nicht fliegen, sondern ruhige Bilder liefern.“ Anstrengend sei es dennoch, zwei Stunden durchgehend voll konzentriert durch die Brille zu schauen. „Ich ertappe mich immer wieder, wie ich mich ein bisschen mit in die Kurven reinlege. Wenn du dabei stehst, kann es schon sein, dass du umfällst.“ Immerhin fliegt die Drohne bis zu 140 km/h schnell.
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Weiter als ein paar Hundert Meter darf man mit einer Drohne nicht fliegen, auch wenn sie theoretisch mehrere Kilometer zurücklegen könnte. Beim Hahnenkammrennen bleibt das Gerät ohnehin immer in Sichtweite des „Spotters“, also des Assistenten des Piloten, der Drohne und mögliche Hindernisse im Auge behält. Außerdem wird das Gerät nach jedem gefilmten Starter gelandet – zum Akkuwechseln. Nur etwa jeder zweite Rennläufer wird daher von oben gefilmt.
Seit Dienstag ist Ausweger mit seinem Team in Kitzbühel, seine Utensilien wurden mit Helikopter auf den Berg geschafft, vor und bei den Trainings die Reichweiten und Drohnenbilder getestet.
Nicht jeder Veranstalter will Drohnenbilder
Der 40-Jährige aus St. Gilgen wechselt sich im Ski-Weltcup mit einem Team aus Frankreich ab, er war heuer in Sölden, Gröden und Zauchensee dabei, jetzt in Kitzbühel und beim Weltcup-Finale im März in Saalbach. Manche Rennen werden aus Budget- oder Genehmigungsgründen nicht mit Drohnen gefilmt. „Ein paar Veranstalter oder Behörden sind noch nicht so offen für Neues.“
Wenn er nicht im Weltcup unterwegs ist, arbeitet Ausweger mit seiner Firma „Luftbild“ an Dokus, Werbungen und Spielfilmen, „in letzter Zeit an vielen Krimis“.
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