Perfekter Weltcuptag in Sölden nach dem "Ski-Bashing"

Perfekter Weltcuptag in Sölden nach dem "Ski-Bashing"
Postkartenwetter und Besucherrekord sorgten am Gletscher nach all den Misstönen im Vorfeld für einen würdigen Start in die Skisaison. Irritationen gab es dennoch.

Es gibt da diesen Spruch, den man in Sölden immer wieder zu hören bekommt, wenn gerade allerorts Wetterkapriolen und Panik herrschen. "Der Wettergott ist ein Ötztaler" werfen die Einheimischen dann gerne all den Skeptikern, Unkenrufern und Hobbymeteorologen entgegen und grinsen sich eines, wenn dann pünktlich zum Weltcupauftakt hoch oben am Rettenbachferner wieder die Sonne strahlt.

Vor dem heurigen Saisonstart hatten sich die Ötztaler und der ÖSV mit besonders heftigem Gegenwind konfrontiert gesehen. Der Winterbeginn am letzten Oktoberwochenende löste viel Kritik und noch mehr Diskussionen aus, aber als der entscheidende Tag dann gekommen war, fühlten sich in Sölden wieder einmal alle bestätigt.

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Pünktlich zum Weltcupauftakt hatte es im Ötztal geschneit, weshalb sich der frisch angezuckerte Rettenbachferner bei blauem Himmel als Postkartenkulisse präsentierte.

Dialog des ÖSV mit Greenpeace

Mehr Sorgen als das Wetter hatten den Ötztalern und dem Österreichischen Skiverband im Vorfeld ohnehin die Klimaaktivisten bereitet. Die Sorge vor einer Blockade der Gletscherstraße oder anderen Protestaktionen war groß, mit den Behörden wurde in den vergangenen Wochen sogar ein eigenes Sicherheitskonzept ausgearbeitet.

Dass der Weltcupauftakt dann reibungslos über die Bühne ging (übrigens einen Tag, nachdem am Wiener Rathausplatz der Christbaum aufgestellt wurde), dürfte auch an der Dialogbereitschaft des Skiverbandes gelegen haben. ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer hatte dieser Tage in Sölden den konstruktiven Austausch mit Vertretern von Greenpeace gesucht, die Veranstalter in Sölden verständigten sich mit Mitgliedern der Fridays-for-Future-Bewegung, die beim heutigen Herren-Riesentorlauf (10 bzw. 13 Uhr, live ORF1) auch als Gäste auf dem Gletscher präsent sein werden. Vereinzelt waren am Samstag im Zielstadion am Rettenbachferner „Protect our Winters“-Plakate zu sehen.

Die hitzigen Debatten der letzten Wochen konnten der Skibegeisterung in diesem Land augenscheinlich nichts anhaben. Mit 15.400 Besuchern vermeldete Sölden einen neuen Zuschauerrekord für einen Frauen-Riesentorlauf.

Auf den voll besetzten Rängen gaben die Kuhglocken der Schweizer Skifans, die in Scharen zum Weltcupauftakt gekommen waren, den Ton an. Es war die passende akustische Untermalung für dieses Rennen, denn mit Lara Gut-Behrami gewann eine Läuferin von Swiss Ski das erste Saisonrennen. „Sölden liegt mir extrem“, sagte die 32-Jährige, die augenscheinlich einen Hang für diese Piste hat: Bereits 2013 und 2016 hatte Gut-Behrami den Weltcupauftakt in Sölden für sich entschieden.

Im Lager der Österreicherinnen wurde Neo-Cheftrainer Roland Assinger in seiner Einschätzung bestätigt, dass man von seinen Athletinnen keine Wunderdinge erwarten dürfe. Immerhin schaffte es Franziska Gritsch auf Rang zehn („das stimmt mich positiv“), während sich Katharina Liensberger mit dem 23. Platz begnügen musste.

FIS-Präsident Eliasch sorgt für Kopfschütteln

Für Irritationen und Unverständnis sorgte die Disqualifikation der Norwegerin Ragnhild Mowinckel, die aus der Wertung genommen wurde, weil auf ihrem Ski Spuren von Fluorwachs gefunden wurden. Seit dieser Saison ist dieser Stoff verboten, allerdings sind die Kontrollen und Messmethoden umstritten. Nach Protesten der Skiverbände hatte FIS-Generalsekretär Michel Vion am Freitag in Sölden noch erklärt, dass man vorerst von Disqualifikationen absehen werde. Keine 24 Stunden später war alles anders.

Noch mehr Unverständnis löste in Sölden aber FIS-Präsident Johan Eliasch aus. Der Milliardär glänzte beim gelungenen Weltcup-Auftakt durch Abwesenheit, ließ dem ÖSV aber via ORF-Videobotschaft ausrichten: „Wen interessiert der Skisport im Oktober?“ Die Antwort gab es am Samstag am Rettenbachferner.

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