Sölden beklagt "Skibashing": "Es wird so getan, als ob die Welt zugrunde geht"

Sölden beklagt "Skibashing": "Es wird so getan, als ob die Welt zugrunde geht"
Jakob Falkner, der Chef der Bergbahnen in Sölden, erklärt, warum der Ski-Weltcup den Gletscher nicht zerstört.

Jakob Falkner kennen im Ötztal alle nur als Jack. Der Chef der Söldener Bergbahnen ist der Erfinder der Gletscherrennen. In den letzten Tagen musste er sich häufig dafür rechtfertigen, dass der Weltcup um diese Jahreszeit am Rettenbachferner eröffnet wird.

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Sölden beklagt "Skibashing": "Es wird so getan, als ob die Welt zugrunde geht"

Jakob "Jack" Falkner ist der Chef der Söldener Bergbahnen und der Erfinder der Gletscherrennen

KURIER: Stört Sie die Kritik?

Jakob Falkner: Das Thema hat es ja schon öfter gegeben. Die Diskussion über den frühen Weltcupstart ärgert mich gar nicht einmal so.

Sondern?

Was mir wirklich weh tut, sind die Behauptungen, dass wir den Gletscher zerstören. Das ist nachweislich nicht der Fall und auch wissenschaftlich belegt.

Es ist Fakt, dass Gletscher, auf denen Ski gefahren wird, besser geschützt sind. Insofern sollte man mehr Sachlichkeit und Gelassenheit walten lassen. Es gibt so viele Branchen, aber  ausgerechnet bei uns soll es so wild sein. Wir sind ja selbst Betroffene, wir leugnen den Klimawandel nicht, wir sehen ihn vor unseren Augen. Im Moment wird überall so getan, als ob die Welt zugrunde gehen würde.

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Warum wird das Thema so heiß diskutiert?

Es haben in letzter Zeit natürlich einige Leute Stellung bezogen. Und ich glaube auch, dass Social Media  einen Einfluss hat. Wir wollen sachlich bleiben und wir werden dieses Thema Weltcupauftakt nach den Rennen auch intensiv mit dem ÖSV, der FIS und der Skiindustrie diskutieren. Wir sitzen alle im gleichen Boot und wollen alle das Gleiche: Dass nämlich der Skisport populär bleibt. Viele verstehen ja eines nicht.

Sölden beklagt "Skibashing": "Es wird so getan, als ob die Welt zugrunde geht"

Nämlich?

Wir betreiben den ganzen Aufwand  ja nicht nur für zwei Weltcuprennen. Auf dieser Piste fährt dann ja das Publikum. Aber natürlich ist unser Anspruch, dass wir für den Skisport einen würdigen Rahmen schaffen. Und ich traue mich schon zu behaupten, dass Sölden in dieser Hinsicht seit 30 Jahren ein guter Standort ist. Ich vermute: Wäre 1993 der Start schief gegangen, dann wäre das Thema erledigt gewesen.

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Lassen Sie uns über das Image des Skisports sprechen: Täuscht der Eindruck, oder war der Ruf schon einmal besser?

Ich glaube, dass es da ein Ost-West-Gefälle gibt. Wenn ich mir manche Kommentare und Meinungen anhöre, dann ist das für mich nichts anderes als ein extremes Skibashing. Wissen Sie, was mir brutal wehtut?

Verraten Sie’s.

Wir sind als Wintersporttourismusland weltweit führend. Wir haben die Skihersteller, wir haben Unternehmen, wir haben enormes Knowhow, Liftanlagen, Hotels, den Rennlauf – wo sonst als  im Westen von Österreich gibt es ein so hochkonzentriertes und hochwertiges Angebot? Das ist Weltklasse. Und so viele Branchen, in denen Österreich die Nummer 1 ist, haben wir dann auch nicht. Ich verstehe nicht, warum das so schlechtgeredet wird.

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Haben Sie eine Erklärung?

Vielleicht herrscht da ein gewisser Neid, dass die armen Schlucker aus den Tälern selbstbewusst geworden sind. Ja Gott sei Dank haben wir uns so entwickelt. Wir sollen doch froh sein, wenn es da eine Branche gibt, die sehr krisenresistent ist.

Wie geht’s mit dem Weltcupauftakt in Sölden weiter?

So lange wir gute Rennen garantieren können, machen wir es. Und wenn es nicht mehr gehen sollte, dann geht es eben nicht mehr.

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