Sondern?
Wir müssen richtig aufpassen, dass wir bei den Einheimischen nicht austrocknen. Wir müssen alles unternehmen, dass wir die Kinder zum Skisport bringen.
Wie soll das funktionieren?
Dafür braucht es einen großen Schulterschluss. Das kann zum Beispiel in der Form passieren, dass wir Kindern die Liftkarten gratis geben. Dass wir als Skifirmen bei den Preisen für Kinderskier nachgeben oder ihnen bei der Ausrüstung helfen. Wir müssen wirklich unbedingt schauen, dass das Skifahren in der jungen Zielgruppe noch vertreten ist. Es muss cool, lässig und natürlich auch leistbar sein.
Im Moment hat man den Eindruck, als wäre das Skifahren eher negativ behaftet.
Das Skifahren wird oft auch hergenommen, um über den Klimawandel zu diskutieren. Er wird da praktisch an die Wand genagelt. Das ist relativ einfach, wenn man die Schneebänder vor Augen hat, die ins Tal hinuntergehen. Keine Frage, das sieht einfach nicht gut aus.
Apropos Schneeband: Spielt es für den Verkauf eine Rolle, ob der Weltcup im Oktober startet oder später?
Ich sage: Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu früh rausgehen. Es ist ja nicht natürlich, wenn es 25 Grad hat. Ich hätte kein Problem damit, wenn der Weltcupauftakt in Sölden zwei Wochen später wäre. Wir würden dadurch nicht viel versäumen. Und Mitte November wäre wahrscheinlich auch die natürlichere Zeitlinie. Ich wäre dafür, dass man im Frühjahr raus die Weltcupsaison verlängert. Da haben alle Skigebiete in den Schnee investiert, dann geht es richtig gut zum Skifahren. Da sollte man auf den Kalender einwirken.
Wird sich das Skifahren durch die Klimaerwärmung verändern?
Ich kann mir vorstellen, dass die Schneelinie um 150 Höhenmeter nach oben wandern wird. Und die Talabfahrten werden künftig wohl nur mehr beschneit sein. So wird der Berg dann aussehen. Über 1.200 Höhenmeter wird es okay sein und der Schnee wird dort auch dank der Innovationen bei der technischen Schneeproduktion gut halten. Das muss jetzt nicht negativ sein, wenn man das verantwortungsvoll macht. Und ich sehe in der ganzen Entwicklung noch einen anderen Punkt.
Nämlich?
Wenn etwas knapp wird, wie zum Beispiel in manchen Wintern der Schnee, dann ist die Begehrlichkeit für den Konsumenten größer. Dann sagen die Menschen: „Hey, vielleicht kann ich nur mehr 20 Jahre Ski fahren. Und deshalb gehe ich jetzt auf jeden Fall Ski fahren, weil vielleicht gibt es diesen Sport dann in dieser Form nicht mehr.“ Diesen Trend spüren wir schon. Die Partizipation geht nach oben, gerade bei den Locals.
Wer oder was sind Locals?
So nennen wir die Konsumenten, die das ganze Sortiment haben: Alpinski, Tourenski, Langlaufski, Schuhe dazu – das sind schon sehr, sehr gute Konsumenten. Die Locals kommen aus den Städten, die rund um den Alpenbogen liegen. München, Zürich, Turin, Mailand, Wien – diese Städte sind sehr interessante Märkte.
Was Russland und China für die Ski-Industrie bedeuten
Auch Russland galt einmal als wichtiger Markt. Hat der Ukraine-Krieg denn Auswirkungen auf die Industrie?
Das geht es vor allem um Langlaufskier. Das spüren wir als Atomic auch, da reden wir von sieben bis zehn Millionen Euro. Das kompensieren wir aber durch andere Bereiche.
Haben die Olympischen Spiele in China positive Spuren hinterlassen? Wir haben dort die Absätze schon gut gesteigert, aber die Mär, die da erzählt wurde von 300 Millionen Chinesen, die Ski fahren, das kommt nicht. Wir glauben, dass China eine Größe erreichen wird, die vergleichbar ist mit einem guten europäischen Markt. Wie Frankreich mit 420.000 Paar Skiern im Jahr.
Abschließend: Wohin wird sich das Skifahren entwickeln? Wird es ein noch elitärerer Sport?
Das kann durchaus sein, dass es ein wenig mehr Richtung Premium geht. Die Leute, die aus Europa zu uns zum Skifahren kommen, sind eher wohlhabender. Umso wichtiger wird es sein, dass wir den einheimischen Markt richtig verstehen und alles unternehmen, damit uns der nicht wegbricht. Wir müssen die Kinder in den Schnee bringen. Sonst haben wir wirklich ein Problem. Es gibt zwar Branchengespräche und wir haben auch einen Plan, aber wir müssen das beschleunigen. Sonst geraten wir in Gefahr, dass wir austrocknen.
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