Hitziger Winterbeginn: Der Ski-Start in Sölden wird zum Politikum

Schneekontrolle vor dem Weltcuprennen am Rettenbachferner Mitte Oktober: In Sölden hat man heuer vor dem Weltcupauftakt ungewöhnlich lange auf Schnee gewartet.
Am Wochenende erfolgt in Sölden der Ski-Weltcupauftakt. Politiker und Ex-Läufer kritisieren den frühen Termin, es gibt aber plausible Gründe für den Oktober.

Dafür, dass die Weltcupsaison noch nicht einmal begonnen hat, herrscht hierzulande gerade heftiges Schnee-Treiben rund um den Volkssport namens Skifahren. Die Debatten sind nicht wirklich neu, jedes Jahr wird pünktlich um diese Zeit vor den ersten Rennen in Sölden moniert: Das Skifahren werde a) immer teurer. Und der Weltcupauftakt in Sölden käme b) viel zu früh.

Diese Diskussionen haben längst auch die politische Ebene erreicht.

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So kritisierte Umweltministerin Leonore Gewessler im Ö1-Morgenjournal den Weltcupstart am kommenden Wochenende in Sölden: „Wir haben im Oktober die heißesten Oktobertage gehabt, die bisher gemessen wurden. Da ist es für mich unverständlich, dass man auf Biegen und Brechen an einem Skistart im Oktober festhalten muss.“

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler

ÖVP-Umweltsprecher Johannes Schmuckenschlager wiederum findet, dass Aufnahmen von Schneebändern inmitten einer Gerölllandschaft dem heimischen Tourismus nicht dienlich seien. „Wenn die Bilder, die transportiert werden, auch keine Schneelandschaft transportieren, dann ist auch das natürlich zu hinterfragen.“

Hitziger Winterbeginn: Der Ski-Start in Sölden wird zum Politikum

Verschiebung

Zuvor hatten bereits ehemalige Läufer angeregt, den Weltcupstart nach hinten zu verlegen und keinen künstlichen Winterbeginn zu inszenieren. „Warum fangen wir nicht einen Monat später an?“, fragt Marcel Hirscher.

Weil der Oktober-Termin günstiger sei als ein Rennen im November, erklärt Jack Falkner. Der Geschäftsführer der Ötztaler Bergbahnen ist der Erfinder der Gletscherrennen, die 1993 ihre Premiere erlebt haben und heute zu den Klassikern im Weltcup zählen. „Die Wetterstabilität ist bei uns im Oktober eine andere als im November. Hätten wir die Rennen im November angesetzt, dann hätten wir seit 1993 nur die Hälfte durchgebracht.“

Verlässlichkeit

Tatsächlich gilt Sölden trotz des frühen Termins als verlässlicher Veranstaltungsort. Seit der Premiere im Jahr 1993 fielen die Rennen nur 2006 ins Gletscherwasser.

„Der Auftakt in Sölden hat die letzten 30 Jahre funktioniert und sich bewährt“, betont Christian Scherer, Generalsekretär des Österreichischen Skiverbandes.

Der Weltcup-Kalender werde sich aber am Klima orientieren müssen. „Wir werden die klimatischen Entwicklungen genau verfolgen und den Termin gegebenenfalls anpassen müssen, wenn es nicht mehr gehen sollte.“

Vorkehrungen

Der heurige Weltcupstart ist freilich nicht in Gefahr. FIS-Renndirektor Markus Mayr sprach bei der Inspektion des Hanges in Sölden von „der besten Piste seit Jahren“.

Das mag auch daran liegen, dass der Weltcupauftakt heuer eine Woche später erfolgt als 2022, sogar um zwei Wochen später als 2020. Mit Sicherheit sind auch die Vorkehrungen der Ötztaler Bergbahnen dafür verantwortlich, dass die Rennen trotz aller Wetterkapriolen über die Bühne gehen können.

Das Schneedepot 

So wurde im Frühjahr am Gletscher ein riesiges Schneedepot angelegt, das nun die Grundlage für die Piste bildet. Die Rennläufer fahren sozusagen auf dem Schnee von gestern.

Welche Bilder auch immer am Wochenende aus Sölden transportiert werden, die Kritik wird wohl nicht verstummen. Bergbahnenchef Jack Falkner wünscht sich für die Zukunft vor allem eine sachlichere Diskussion. „Mich stört, dass es nur Schwarz oder Weiß gibt.“

Der Weltcup wird auch 2024 in Sölden eröffnet werden. Der offizielle Termin steht noch nicht fest.

Jack Falkner sagt nur so viel: „Solange wir garantieren können, dass wir es hinkriegen, machen wir das. Und wenn’s nicht mehr geht, dann müssen wir sowieso umdenken.“

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