Und mit Sicherheit gibt es genug Menschen, die diese Gletscherrennen am liebsten komplett auf Eis legen würden.
An den hitzigen Diskussionen über den Weltcupauftakt lässt sich auch der Stellenwert des Skisports für und in Österreich ablesen. Die Brettl’n bedeuten diesem Land seit jeher die Welt.
Folklore & Kulturgut
Skirennen sind hierzulande eine Mischung aus Folklore, Volksfest und Kulturgut. Die stundenlangen Inszenierungen im TV bescheren dem ORF traditionell Rekordquoten – so schlecht können die ÖSV-Läufer und -Läuferinnen gar nicht performen.
Wer nach den größten heimischen Sporthelden sucht, der landet unweigerlich auf der Skipiste: Von Toni Sailer bis Franz Klammer, von Annemarie Moser bis Petra Kronberger, von Hermann Maier bis Marcel Hirscher – im lokalpatriotischen Überschwang wird dann bisweilen rot-weiß-rotäugig selbst über unappetitliche und unentschuldbare Verfehlungen früherer Publikumslieblinge hinweggesehen.
Gleiches Ziel
Der Furor über den ach so frühen Weltcup-Auftakt in Sölden, der in Wahrheit einer der spätesten Saisonstarts in den letzten drei Jahrzehnten ist, erinnert an die Hysterie, als der Skiverband im Frühjahr sein neues Logo präsentiert hatte. Auch damals ging’s drunter und drüber, auch in dieser aufgeladenen Debatte gab es nur die Argumente: Schwarz oder Weiß.
Dabei wäre gerade in der aktuellen Diskussion Sachlichkeit das Gebot der Stunde. Zumal die Klimaschützer, die jetzt den frühen Weltcupauftakt anprangern, in Wahrheit das gleiche Ziel verfolgen wie die Veranstalter der Rennen: Dass nämlich die letzten Gletscher, die es noch gibt, der Menschheit noch möglichst lange erhalten bleiben.
Hohe Kompetenz
Dass die Beweggründe der Liftbetreiber natürlich in erster Linie wirtschaftlicher Natur sind, muss nicht extra erwähnt werden. Der Wintertourismus ist nun einmal die Grundlage für die Entwicklung und den Wohlstand in all diesen engen und unwegsamen heimischen Bergtälern.
Selbst wer die rot-weiß-rote Brille ablegt, wird zum Schluss kommen: Kein Land der Welt besitzt eine dermaßen hohe Winter-Sport-Kompetenz wie Österreich. Das fängt an bei den Liftanlagen von Doppelmayr, geht weiter bei den Skigebieten mit ihren Hotels und endet schließlich beim Österreichischen Skiverband.
Der ÖSV mag zwar zuletzt rein sportlich nicht mehr die Nummer eins gewesen sein, den Ruf als Vorzeigewintersportverband genießt Ski Austria aber seit Jahrzehnten.
Gemeinsamer Kraftakt
All dieses geballte Wissen könnte und sollte nun auch im Kampf gegen die Klimakrise eingesetzt werden. Jetzt den Umweltschutz und den Skisport bzw. Skitourismus gegeneinander auszuspielen, mag Schlagzeilen, Klicks und Likes bringen, ist aber der Sache keineswegs dienlich.
Dass die so heftig kritisierten Gletscherrennen kommendes Wochenende stattfinden können, entspringt übrigens auch einer Innovation: Dem sogenannten Snowfarming. In weiser und weißer Voraussicht haben die Ötztaler im Frühjahr riesige Schneedepots angelegt, die nun die Grundlage für den Weltcupauftakt sind.
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