White-Abschied unter Tränen: "Man konnte mein Vermächtnis sehen"

Snowboard - Men's Snowboard Halfpipe Final Medal Ceremony
Der dreifache Snowboard-Olympiasieger verpasst bei seinem allerletzten Auftritt im Halfpipe-Bewerb nur knapp das Podest - und verabschiedet sich unter Tränen.

Ayumu Hirano schlägt in der Halpfpipe ein neues Kapitel auf. Nach Silber hinter dem Schweizer Iouri Podladtchikov 2014 und hinter Shaun White 2018 gewann der erst 23-jährige Snowboarder aus Japan am Freitag Gold vor dem Australier Scotty James und dem Schweizer Jan Scherer. 

Nur knapp dahinter landete Shaun White. Mit seinen 35 Jahren fehlten der Legende auf die neue Generation nur 2,25 Punkte. 

Bescheidenheit? Nicht so Shaun Whites Art. „Ich war der Name des Sports. Ich war der Sport“, sagte er jüngst im Interview mit der FAZ. Wenn es auch überheblich klingt, er hat recht. 

Snowboard - Men's Snowboard Halfpipe Final Run 2

Kein Athlet hat den Snowboardsport weltweit so geprägt wie der Junge aus Kalifornien mit seinen roten Haaren. Heute, mit 35 Jahren, ist er ein Routinier des Sports, er ist seit fast drei Jahrzehnten im Business. Dass er trotz seines Alters bei den härtesten Bewerben immer noch ganz vorne mitfahren kann, hat er heute abermals bewiesen. "Am meisten stolz bin ich darauf, dass ich in einem Sport, der sich ständig verändert, so lange an der Spitze geblieben bin", sagte White in dem Interview.

Seine olympische Reise begann im Alter von 15 Jahren, als er die Qualifikation für einen Platz in der US-amerikanischen Olympiamannschaft von 2002 nur knapp verpasste. Bei seinen ersten Olympischen Spielen mit 19 Jahren, 2006 in Turin, gewann er Gold in der Halfpipe der Männer. Die nächste Goldene folgte 2010, die dritte 2018 nach einem enttäuschenden vierten Platz 2014.

„Ich erwarte immer das Beste von mir“, sagte Shaun White kurz vor Olympia in Sotschi 2014. Der Druck damals war riesengroß. Er trainierte allein auf einer eigenen Halfpipe in Colorado, Trainingsbedingungen, die damals kein anderer hatte. „Alles andere als Gold ist inakzeptabel“, sagte White. Der vierte Platz eine Riesenenttäuschung. Heute ist das anders, für den „Größten aller Zeiten“, wie ihn die Szene nennt, ist der vierte Platz in Peking ein akzeptabler Erfolg. Auch wenn jeder, der White kennt, weiß, eine Medaille hätte er schon noch gern mit nach Kalifornien genommen. 

Den Druck macht sich White großteils selber. Kaum jemand hätte ihn in diesem Jahr zu Medaillenfavoriten gekürt - wenn er nicht selbst in Interviews und Social Media aus seinem Antreten und seinem Siegeswillen ein Riesenthema gemacht hätte. 

Drei Olympiasiege, 15 Goldmedaillen bei den X-Games sind die Beweise dafür. White war etliche Male der erste, der Tricks stehen konnte, hat einige selbst erfunden. Doch heute hat ein anderer eine Premiere gefeiert. Ayumu Hirano hat als erster in einem Bewerb den Triple Cork in einem gestandenen Run durchgezogen. Jetzt ist er Olympiasieger. 

Whites Vermächtnis

Shaun White findet, dass er daran einen Anteil hat. "Ich habe mich heute gefragt, wie ich diese junge Generation in Zaum halten kann", sagte er nach dem Finale. "Ich bin stolz sie beeinflusst zu haben." Und weil er immer wieder nach seinem Vermächtnis an den Snowboard-Sport gefragt werde: "Ich denke, man konnte mein Vermächtnis heute sehen."

Millionenschweres Business

Shaun White hat längst neue Ufer betreten. Neben Snowboard-Modellen hat er mittlerweile eine Modelinie kreiert und hat sicher noch andere millionenschwere Businesspläne.

Seinen letzten Run in der Olympiahalfpipe verpatzte White. Doch die stehenden Ovationen, die er vom Publikum erhielt, waren dem „Größten aller Zeiten“ würdig. Mit Tränen in den Augen verabschiedete er sich vom Snowboardsport. Bescheidenheit ist nicht sein Ding - aber Demut war auf jeden Fall dabei.

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