Skisprungstar Stefan Kraft: "Irgendwann wird es wieder tuschen"
Es ist inzwischen leider schon traurige Tradition, dass es für die österreichischen Skispringer beim Tournee-Finale nur mehr um die berühmte "goldene Ananas" geht. Wenn in Bischofshofen der Gesamtsieger der Vierschanzentournee gekürt wird, dann blieb den ÖSV-Adlern in den letzten Jahren nur die Rolle als Flugbegleiter.
Seit der Auflage 2015/’16 gelang bei der Traditionsveranstaltung keinem Österreicher mehr in der Endabrechnung der Sprung in die Top drei, diesmal droht sogar eines der schlechtesten Ergebnisse der Tourneehistorie: Philipp Aschenwald liegt vor dem abschließenden Springen in Bischofshofen als bester Österreicher nur an der neunten Stelle.
Acht Mal stellte Österreich in diesem Jahrtausend den Tournee-Gesamtsieger. Nun droht eines der schlechtesten Abschneiden der letzten 20 Jahre. Auf welcher Position der beste ÖSV-Springer bei der Tournee landete.
2019/’20 Stefan Kraft 5.Platz
2018/’19 Daniel Huber 9.
2017/’18 Michael Hayböck 14.
2016/’17 Manuel Fettner 5.
2015/’16 Michael Hayböck 3.
2014/’15 Stefan Kraft 1.
2013/’14 Thomas Diethart 1.
2012/’13 Gregor Schlierenzauer 1.
2011/’12 Gregor Schlierenzauer 1.
2010/’11 Thomas Morgenstern 1.
2009/’10 Andreas Kofler 1.
2008/’09 Wolfgang Loitzl 1.
2007/’08 Thomas Morgenstern 2.
2006/’07 Gregor Schlierenzauer 2.
2005/’06 Andreas Kofler 8.
2004/’05 Martin Höllwarth 2.
2003/’04 Martin Höllwarth 2.
2002/’03 Andreas Kofler 4.
2001/’02 Martin Höllwarth 3.
2000/’01 Stefan Horngacher 5.
1999/’00 Andreas Widhölzl 1.
Gründe für das ernüchternde Abschneiden gibt es einige: Das Coronavirus, das seit dem Saisonauftakt im österreichischen Team gewütet hatte, warf die Österreicher doch mehr aus der Flugbahn als erwartet. Den rot-weiß-roten Athleten fehlen die wichtigen Wettkampfsprünge und die notwendige Sicherheit.
Das erklärt auch, warum sich die ÖSV-Springer bei dieser Tournee im Training und in der Qualifikation immer deutlich stärker präsentierten als dann im Bewerb. Auch in der gestrigen Qualifikation für das Tournee-Finale in Bischofshofen konnten die Österreicher mannschaftlich mit vier Athleten in den Top Ten wieder überzeugen.
Sie wären bei der Tournee bisher unter Wert geschlagen worden, ist aus dem Lager der österreichischen Skispringer zu vernehmen. Mal spielten die Nerven einen Streich, mal spielte der Wind nicht mit, „uns fehlen nur Kleinigkeiten“, versichert jedenfalls der Tiroler Philipp Aschenwald. Denn: „Skispringen können wir alle.“
Davon ist auch Stefan Kraft überzeugt. Der Gesamtweltcupsieger war es, der in den letzten Jahren stets die österreichischen Fahnen hochgehalten und die großen Erfolge eingefahren hatte. Kraft ist auch der letzten Österreicher, der bei einem Tourneespringen auf dem Stockerl landen konnte (2019 in Bischofshofen).
„Irgendwann wird es wieder richtig tuschen“, glaubt Stefan Kraft, der angesichts seiner chronischen Rückenprobleme mit seinem Abschneiden und seiner Form gar nicht einmal so unzufrieden ist. „Mich wundert es, dass ich bei den Besten dabei bin", sagt der Vierte der gestrigen Qualifikation.
Pause in Zakopane
Für den Tourneesieger von 2015 war heuer der Schanzenklassiker nur ein Einstimmen auf den wahren Saisonhöhepunkt: Die Nordische WM in Oberstdorf. Auf dem Weg dorthin wird der Salzburger ganz bewusst den einen oder anderen Weltcup auslassen (u.a. Zakopane), um seinen Rücken zu schonen und kein unnötiges Risiko einzugehen. Die Titelverteidigung im Gesamtweltcup ist nach der Corona-Infektion ohnehin schon lange kein Thema mehr.
Für Stefan Kraft steht der Gesamtsieger der Tournee übrigens schon seit dem Springen am Bergisel fest. „Der Kamil Stoch wird das machen." Das ist kein Risikotipp, wie der Sieg des polnischen Gesamtführenden in der Qualifikation von Bischofshofen zeigt.
Kamil Stoch wäre dann mit drei Gesamtsiegen die Nummer drei der ewigen Bestenliste bei der Tournee.
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