Abfahrtssilber: Venier holt 3. Medaille für ÖSV-Damen

Stephanie Venier sorgte für die nächste Medaillenüberraschung.
Die Tirolerin muss sich nur der slowenischen Top-Favoritin Ilka Stuhec geschlagen geben. Lindsey Vonn holt Bronze.

Die österreichischen Ski-Damen hamstern bei der WM in St. Moritz weiter Edelmetall. Am Sonntag machte Stephanie Venier den Medaillensatz komplett, indem sie hinter der programmierten Gold-Gewinnerin Ilka Stuhec aus Slowenien die Silbermedaille errang. Bronze ging an die US-Amerikanerin Lindsey Vonn.

Es war die dritte Medaille der ÖSV-Damen und des österreichischen Teams insgesamt bei den Titelkämpfen in der Schweiz. Zuvor hatte Nicole Schmidhofer Super-G-Gold geholt, Michaela Kirchgasser eroberte Bronze in der Kombination. Christine Scheyer kam auf Platz sechs, Ramona Siebenhofer war Neunte.


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Abfahrtssilber: Venier holt 3. Medaille für ÖSV-Damen
Austria's Stephanie Venier competes in the women's downhill race at the 2017 FIS Alpine World Ski Championships in St Moritz on February 12, 2017. / AFP PHOTO / JOE KLAMAR
Kurios: Die 23-jährige Venier rutschte erst nach demVerzicht ihrer Teamkollegin Anna Veitham Samstag in das ÖSV-Aufgebot für die heutige Abfahrt. In ihrer Karriere stand die gebürtige Innsbruckerin erst einmal auf dem Podest. Am 22. Jänner 2017 wurde sie beim Super-G in GarmischZweite hinter der Schweizerin Lara Gut.

"Ich bin immer noch ziemlich nervös und sprachlos. Ich bin megahappy, habe gleich mit meinem Freund und Eltern telefoniert", kommentierte Venier, die 0,4 Sekunden hinter Stuhec lag, ihre Gefühlslage im ORF-Interview. "Ich war heute ein bisschen schneller als im Training. Ich war, glaube ich, eine Sekunde schneller." Im Weltcup war Venier in der Abfahrt noch nie auf das Podest gefahren. Bei der Junioren-WM 2013 in Le Massif/Kanada durfte die Atomic-Fahrerin allerdings schon über Silber jubeln.

Abfahrtssilber: Venier holt 3. Medaille für ÖSV-Damen
ABD0142_20170212 - ST. MORITZ - SCHWEIZ: Stephanie Venier (AUT/Platz 2) nach der Abfahrt der Damen am Sonntag, 12. Februar 2017 in St. Moritz. Die 44. alpinen Ski-Weltmeisterschaften finden vom 06.-19. Februar 2017 in St. Moritz in der Schweiz statt. - FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
"Zuerst hab ich überhaupt nicht realisiert, dass es grün ist. Schmidi hat mir gefunkt, dass es voll zum Angasen ist. Das hilft mir immer, ihr vertraue ich. Ich war, glaube ich, eine Sekunde schneller als im Training", sagte die Tirolerin, die die Tipps von Kollegin Schmidhofer (16.) gerne annahm. Und auch jene von Kirchgasser, die in der Früh zu ihr gesagt habe, es muss nur bei einem Rennen in der Saison passen.

"Ich habe mich schon unglaublich mit Schmidi mitgefreut, es war so, als ob ich selbst Gold gewonnen hätte. Dann ist leider Mirjam gestürzt, das ist mir nahegegangen, aber ich musste trotzdem meinen Job machen und habe versucht, das auszublenden. Wir halten im Team super zusammen, das ist das Wichtigste." Die am Mittwoch im Abfahrtstraining gestürzte Pucher hatte sich eine Unterschenkelfraktur zugezogen.

Verdientes Gold für Stuhec

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Winner Slovenia's Ilka Stuhec (C) reacts flanked by second-placed Austria's Stephanie Venier (L) and third-placed US skier Lindsey Vonn after the women's downhill race at the 2017 FIS Alpine World Ski Championships in St Moritz on February 12, 2017. / AFP PHOTO / JOE KLAMAR
Die Goldene für Stuhec kam nach ihren Trainingsbestzeiten in St. Moritz und dem bisherigen Saisonverlauf nicht überraschend. Die 26-Jährige hat die ersten drei von sechs Saison-Abfahrten im Weltcup gewonnen und war zuletzt in Cortina Dritte. Nach dem verpatzten Super-G am Dienstag (Elfte) und dem Ausfall im Kombi-Slalom nach der Topzeit in der Abfahrt klappte es für die mehrfache Medaillenanwärterin auf der Engiadina doch noch mit dem erhofften Edelmetall.
"Im Moment ist es sehr emotional, ich denke, das kommt alles noch. Wir haben nicht gesprochen, wir haben nur geweint", sagte Stuhec über ihr "Gespräch" mit der Mutter im Zielraum, die ihre Servicefrau ist. "Ich habe den Druck etwas mehr gespürt, ich war etwas nervöser als sonst, aber ich habe mir gesagt: Okay, fahr nur Ski und lebe deinen Traum."

Ihre siebente WM-Medaille eroberte Vonn, sie avancierte zur ältesten Medaillengewinnerin bei Weltmeisterschaften. Sie löste die Vorarlbergerin Anita Wachter ab, die just am Sonntag ihren 50. Geburtstag feierte. Vonn ist 32 Jahre und 117 Tage alt, Wachter war bei Riesentorlauf-Bronze 1999 in Vail 31 Jahre und 364 Tage.

Abfahrtssilber: Venier holt 3. Medaille für ÖSV-Damen
Alpine Skiing - FIS Alpine Skiing World Championships - Women's Downhill - St. Moritz, Switzerland - 12/2/17 - Gold medalist Ilka Stuhec of Slovenia is flanked by Austria silver medalist Stephanie Venier (L) and bronze medalist Lindsey Vonn of the USA. REUTERS/Denis Balibouse TPX IMAGES OF THE DAY
"Nach meiner Verletzung und allem zusammen ist diese Medaille heute wie Gold für mich, ich bin sehr happy", sagte die US-Amerikanerin. "Es war eine schwierige Zeit, aber Skifahren ist für mich die beste Medizin. Ich war nur froh, dass ich wieder dabei sein kann. Es macht Spaß, obwohl ich nicht so viel Selbstvertrauen und Training habe. Ich habe trotzdem gekämpft." Im Oktober hatte sie sich den rechten Oberarm gebrochen, befestigte den Skistock mit einem Tape an der Hand.

Im Anschluss steht die Abfahrt der Herren auf dem Programm (13:30 Uhr, LIVE auf KURIER.at). Auch heute scheint der Nebel wieder den Spielverderber geben zu wollen. Gestartet werden soll deshalb vom Kombi-Start.

Geboren: 19. Dezember 1993 in Innsbruck
Wohnort: Oberperfuß/Tirol
Größe/Gewicht: 1,70 m/64 kg
Familienstand: ledig
Ski/Schuhe/Bindung: Atomic
Verein: SV Oberperfuß
Hobbys: Skifahren, Fußball, Schwimmen, Rollerskaten
www.stephanievenier.com
Größte Erfolge:
Weltcup: 1 Podestplatz (2. Super-G Garmisch 2017)
Junioren-WM: Gold Super-G 2013, Silber Abfahrt 2013
Erste WM-Teilnahme 2017, Silber Abfahrt

Alle Goldmedaillen-Gewinnerinnen in der Damen-Abfahrt bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften seit 1997:

  • 1997 Sestriere: Hilary Lindh (USA)
  • 1999 Vail: Renate Götschl (AUT)
  • 2001 St. Anton: Michaela Dorfmeister (AUT)
  • 2003 St. Moritz: Melanie Turgeon (CAN)
  • 2005 Santa Caterina: Janica Kostelic (CRO)
  • 2007 Aare: Anja Pärson (SWE)
  • 2009 Val d'Isere: Lindsey Vonn (USA
  • 2011 Garmisch: Elisabeth Görgl (AUT)
  • 2013 Schladming: Marion Rolland (FRA)
  • 2015 Beaver Creek: Tina Maze (SLO)
  • 2017 St. Moritz: Ilka Stuhec (SLO)

Die bisherigen Ski-WM-Medaillen für Österreichs Damen in der Abfahrt:

GOLD (13)

  • 1933 Innsbruck: Inge Wersin-Lantschner
  • 1950 Aspen: Trude Beiser-Jochum
  • 1952 Oslo: Trude Beiser-Jochum
  • 1962 Chamonix: Christl Haas
  • 1964 Innsbruck: Christl Haas
  • 1968 Grenoble: Olga Pall
  • 1974 St. Moritz: Annemarie Moser-Pröll
  • 1978 Garmisch: Annemarie Moser-Pröll
  • 1980 Lake Placid: Annemarie Moser-Pröll
  • 1991 Saalbach: Petra Kronberger
  • 1999 Vail: Renate Götschl
  • 2001 St. Anton: Michaela Dorfmeister
  • 2011 Garmisch: Elisabeth Görgl

SILBER (13)

  • 1932 Cortina: Inge Wersin-Lantschner
  • 1948 St. Moritz: Trude Beiser
  • 1950 Aspen: Erika Mahringer
  • 1954 Aare: Trude Klecker
  • 1964 Innsbruck: Edith Zimmermann
  • 1972 Sapporo: Annemarie Moser-Pröll
  • 1976 Innsbruck: Brigitte Totschnig
  • 1985 Bormio: Katrin Gutensohn
  • 1999 Vail: Michaela Dorfmeister
  • 2001 St. Anton: Renate Götschl
  • 2003 St. Moritz: Alexandra Meissnitzer
  • 2015 Beaver Creek: Anna Fenninger
  • 2017 St. Moritz: Stephanie Venier

BRONZE (14)

  • 1931 Mürren: Irma von Schmiedegg
  • 1932 Cortina: Hadi Lantschner
  • 1933 Innsbruck: Gerda Paumgarten
  • 1948 St. Moritz: Resi Hammerer
  • 1960 Squaw Valley: Traudl Hecher
  • 1964 Innsbruck: Traudl Hecher
  • 1968 Innsbruck: Christl Haas
  • 1970 Gröden: Annemarie Moser-Pröll
  • 1974 St. Moritz: Wiltrud Drexel
  • 1993 Morioka: Anja Haas
  • 1999 Vail: Stefanie Schuster
  • 2001 St. Anton: Selina Heregger
  • 2005 Bormio: Renate Götschl
  • 2007 Aare: Nicole Hosp

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