Problemfall
Andere Sportverbände sind in ihren Planungen schon deutlich weiter als die FIS. Christian Scherer ist nicht nur Generalsekretär beim ÖSV, sondern auch Finanzchef beim Biathlon-Weltverband IBU. „Im Biathlon-Weltcup haben wir bereits auf die Minute genau alle Startzeiten für den nächsten Winter definiert“,erklärt der Osttiroler. „Aber im FIS-Universum wissen wir noch nicht einmal, an welchem Tag wir welches Rennen fahren. Geschweige wo wir fahren.“
Alles steht und fällt mit den Abfahrten in Zermatt-Cervinia im November. Die länderübergreifenden Rennen am Fuße des Matterhorns sind das Prestigeprojekt von FIS-Präsident Johan Eliasch. Sowohl 2022 als auch 2023 konnten die Abfahrten nicht durchgeführt werden.
„Dieses Zermatt ist der Problemfall für den gesamten Kalender“, moniert ÖSV-Herrencheftrainer Marko Pfeifer. Mittlerweile sprechen sich immer mehr Läufer gegen diese Rennen aus, die große Auswirkungen auf den Trainingsplan der Abfahrer haben. Denn normalerweise reisen die Speedathleten im November für mehrere Wochen ins schneesichere Nordamerika, um sich dort auf die Saison einzustimmen.
"Die Top-Athleten werden ignoriert"
„Ich finde es schon erstaunlich, dass man die Meinungen der Topathleten und vieler Experten völlig ignoriert“, wundert sich ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer. Allerdings gibt es bestehende Verträge, die Skiverbände der Schweiz und aus Italien, die diese grenzüberschreitende Abfahrt am Matterhorn organisieren, wollen heuer einen weiteren Anlauf wagen.
Christian Scherer sieht die Sache kritisch. Ginge es nach ihm, dann soll die Weltcupsaison mit dem Riesentorlauf-Klassiker in Sölden sowie Slalomrennen in Skandinavien und in Hochgurgl beginnen. Ohne die Abfahrt in Zermatt.
„Dadurch wäre sichergestellt, dass sich alle Speedläufer im November ordentlich in Nordamerika vorbereiten können. Vielleicht war das auch einer der Gründe für die vielen Verletzungen, dass die Abfahrer in dieser Saison einfach viel weniger Trainingskilometer in den Beinen hatten“, sinniert der Osttiroler.
Sollten im November tatsächlich wieder Abfahrten in Zermatt-Cervinia anberaumt werden, dann lässt es Scherer seinen ÖSV-Athleten frei, ob sie an den Start gehen, oder lieber sinnvollerweise in Nordamerika trainieren.
Keine Top-Stars in Zermatt?
„Wenn Zermatt wirklich im Kalender bleibt, dann gehe ich davon aus, dass manche Athleten nicht dabei sein werden. Und dann muss sich die FIS wirklich fragen, ob es eine Reklame für den Sport ist, wenn Topstars in Zermatt nicht am Start sind.“
Der Österreichische Skiverband würde seine Sportler bei einem Boykott der Rennen jedenfalls unterstützen. „Wenn unsere Athleten das wollen, dann stehen wir dahinter. Denn eines ist auch klar: Im nächsten Winter zählt für Österreich nur die Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm.“
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