Das ÖSV-Herren-Team im Tief: Wenn alles schief läuft
Als Daniel Hemetsberger vor dem Super-G in Gröden das österreichische Herren-Speed-Team in höchsten Tönen lobte und prophezeite, dass jederzeit fünf ÖSV-Läufer in die Top Ten rasen können, erntete er einige fragende Blicke.
Optimismus in allen Ehren, aber ein wenig Realitätssinn würde manchmal vielleicht nicht schaden. Vor allem bei einem Blick auf die aktuelle Zusammensetzung der Abfahrtstruppe.
Tatsächlich hätte sich die österreichische Mannschaft im Grödnertal schon glücklich schätzen dürfen, wenn es überhaupt einer der Ihrigen unter die ersten 10 geschafft hätte. An diesem völlig verkorksten Freitag im Grödnertal, der jedem Freitag, den 13., ernsthafte Konkurrenz gemacht hat.
Mit einem historisch desolaten Super-G-Ergebnis, mit dem nächsten österreichischen Verletzungsopfer und mit einem weiteren enttäuschenden Weltcuprennen, das die Sorgenfalten der Verantwortlichen beim größten Skiverband der Welt nur noch größer werden lässt.
Personalsorgen
Es will einfach nicht flutschen für das ÖSV-Herrenteam in diesem Heim-WM-Winter. Es vergeht praktisch keine Woche ohne Hiobsbotschaft:
Der Negativlauf begann schon im Herbst mit der Bandscheiben-OP von Marco Schwarz, setzte sich fort mit dem Ausfall von Raphael Haaser (Kreuzbandüberdehnung), der die WM in Saalbach-Hinterglemm zu verpassen droht. "Das ist eine Katastrophe", sagt Herren-Cheftrainer Marko Pfeifer.
Am Mittwoch brach sich dann Lukas Feurstein, der Dritte im Super-G in Beaver Creek, den Mittelhandknochen und wird nach seinem schmerzhaften Testversuch im Super-G am Freitag (28.) den Riesentorlauf in Alta Badia (Sonntag) verpassen.
Und zu schlechter Letzt stürzte Daniel Danklmaier am Freitag im Super-G von Gröden und zog sich die x-te schwere Knieverletzung zu.
Das rein sportliche Fiasko rückt da fast in den Hintergrund. Vincent Kriechmayr, vor einem Jahr noch Super-G-Sieger in Gröden, war beim Premierensieg des Italieners Mattia Casse als Zwölfter der beste Österreicher – es war das schlechteste Abschneiden in dieser Disziplin seit 1992.
ÖSV-Alleingang
Auch abseits der Rennpiste läufts für den ÖSV nicht nach Wunsch. Der Weltverband FIS hat mit sich mit den nationalen Skiverbänden auf eine Zentralvermarktung ab der Saison 2026/’27 geeinigt. Der Deal, der bis ins Jahr 2033 läuft, soll 600 Millionen Euro schwer sein.
Der ÖSV ist als einziger Verband nicht mit von der Partie und geht weiter eigene Wege. "Wir hätten bestehende Verträge brechen müssen, was mit unserer Wertekultur nicht übereinstimmt“, sagt Geschäftsführer Christian Scherer.
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