Trotz ÖSV-Kritik: FIS fädelt Megadeal ein
Ein vom Ski- und Snowboard-Weltverband FIS forcierter Marketingdeal kann nach langen Verhandlungen in Kraft treten. Wie die Süddeutsche Zeitung und der Blick meldeten, stimmten genug Nationen einer zentralen Vermarktung der internationalen Medienrechte durch die Firma Infront zu - der ÖSV gehört nicht dazu, wie Geschäftsführer Christian Scherer der APA bestätigte. Österreichs Skiverband will seine internationalen Medienrechte weiter selbst vermarkten.
Um die Zentralvermarktung wurde zuletzt heftig zwischen der FIS, die dies unter dem Präsidenten Johan Eliasch schon lange vehement gefordert hat, und einigen Nationalverbänden gestritten. Der Weltverband verspricht sich höhere Einnahmen, so mancher Verband legte sich bei den Plänen quer. Der Deutsche Skiverband (DSV) erreichte mit einer Klage vor einem Münchner Gericht sogar eine einstweilige Verfügung. Auch der Österreichische Skiverband klagte - ein Urteil gibt es hierbei noch nicht.
Bis zuletzt machte die FIS den einzelnen Nationalverbänden Zugeständnisse, um sie ins Boot zu holen. Nach dem DSV willigten in dieser Woche auch die Schweiz, die USA und Kanada in den Deal ein, wonach die in der Schweiz ansässige Agentur Infront von der Saison 2026/27 an bis 2034 diese Rechte an den Weltcups der diversen Sportarten vermarkten wird. Offiziell ist der Deal noch nicht.
Nur Österreich lehnt die Zentralvermarktung weiter ab. „Wir hatten auch ein Angebot der FIS, aber wir haben nach kurzer Bedenkzeit dankend abgelehnt. Wir hätten bestehende Verträge brechen müssen, was mit unserer Wertekultur nicht übereinstimmt“, sagte Scherer zur APA. „Selbst wenn uns die FIS schad- und klaglos gehalten hätte, hätten wir abgelehnt.“ Der ÖSV will seinen Rechtevertrag mit der Agentur IMG fortführen. „Wir haben gewisse internationale Verträge schon verlängert und arbeiten nun daran, dass wir gewisse Territorien ausbauen und verlängern.“
Ob sich für die Ski-Konsumenten im Generellen ab 2026/27 etwas verändert, wisse er nicht, sagte Scherer. „Das muss die FIS sagen, ob sie etwa ins Pay-TV wandern will.“ Für den ÖSV sei dieser Punkt ein wesentlicher. „Wir wollen bestimmen, wo unsere Rennen im In- und Ausland übertragen werden. Es ist für uns ein Schaufenster für den Tourismus und den Sport generell. Wir sind nicht immer an einer Erlösmaximierung interessiert, sondern es muss ein attraktives Gesamtangebot sein.“ Auf mögliche wirtschaftliche Nachteile angesprochen, sagte der ÖSV-Geschäftsführer: „Die Marktentwicklung wird es zeigen. Es ist eine sehr kompetitive Umgebung.“
Das Infront-Geschäft ist nicht zu verwechseln mit dem möglichen Einstieg eines Investors, der zuletzt in der Ski-Welt für Aufsehen gesorgt hatte. Das Finanzunternehmen CVC war auf die FIS mit dem Vorschlag einer Partnerschaft und einer Investition über 400 Millionen Euro herangetreten. Eliasch hatte laut eigenen Worten diesbezüglich mehr Details von dem Unternehmen gefordert, aber auch betont, eine künftige Zusammenarbeit sei „nicht vom Tisch“. Daraufhin entwickelte sich ein Briefwechsel zwischen etlichen Athletinnen und Athleten, die dem FIS-Management Alleingänge und mangelnde Transparenz vorwarfen, und Eliasch. Der FIS-Präsident behauptete in Interviews, zahlreiche der Aktiven hätten inhaltlich gar nicht verstanden, worum es geht. Am vergangenen Dienstag gab es bei einem Online-Meeting den Versuch einer Aussprache. Ein FIS-Sprecher berichtete, die Diskussion sei „angenehm und informativ“ gewesen.
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