Ein Slalom-Team mit Ablaufdatum: Der ÖSV hat eine Problemzone

Manuel Feller plagt sich noch in diesem Winter
Das österreichische Slalom-Team kommt nicht vom Fleck - und auch langsam in die Jahre. Fast alle Leistungsträger sind schon 30 Jahre und älter.

Zwei Jahre ist es her, dass das österreichische Herren-Team im Slalom in Hochgurgl einen Dreifachsieg feierte. 

Damals stellte der ÖSV das stärkste Slalomteam der Welt und am Ende der Saison mit Manuel Feller auch den Sieger im Disziplinenweltcup.

Manuel Feller gewann 2023 in Hochgurgl vor Marco Schwarz und Michael Matt.

Manuel Feller gewann 2023 in Hochgurgl vor Marco Schwarz und Michael Matt

Es waren die letzten großen Erfolgserlebnisse, denn seither ging’s für die Österreicher im Slalom bergab. 

Die Dominanz ist längst Schnee von gestern, die bisherigen Leistungen in diesem Winter machen deutlich: Die ÖSV-Slalomläufer haben den Anschluss zu  den Allerschnellsten verloren

In Val-d’ Isère war Marco Schwarz als Achter noch der beste der mittelmäßigen bis schwachen Österreicher.

Verjährte Erfolge

Damit hat das ÖSV-Team nach den ersten drei Saison-Slaloms  die Ränge 6, 8, 9 und 10 zu Buche stehen – das ist eine magere Ausbeute für den enormen Aufwand, den der Skiverband betreibt. 

Zugleich aber auch nicht der Anspruch der ÖSV-Läufer, die durch die Bank in den letzten Jahren schon Rennen gewonnen haben  oder auf dem Podium zu finden waren.

Marco Schwarz gewann in der Saison 2020/'21 den Slalom-Weltcup

Marco Schwarz gewann in der Saison 2020/'21 den Slalom-Weltcup

Marco Schwarz? Gewann 2021 noch die kleine Kristallkugel, hat aber nach seinen Verletzungen (Kreuzbandriss und Bandscheiben-OP) in der ehemaligen Paradedisziplin  neben einer schlechten Startnummer noch Aufholbedarf.

Johannes Strolz? Feierte 2022 seinen ersten Weltcupsieg und holte Olympia-Silber, kämpft mittlerweile aber gegen den Ruf an, ein One-Hit-Wonder gewesen zu sein.

Michael Matt? Hat schon Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen  gewonnen, konnte in den letzten fünf Saisonen  (nur ein Podestplatz) nicht  mehr an die früheren Leistungen anschließen.

Fabio Gstrein? Hat laut den Trainern den schnellsten Slalom-Schwung, kann sein Können aber zu selten im Rennen unter Beweis stellen (ex aequo mit Michael Matt 15. in Val-d’Isère).

Manuel Feller war in den bisherigen Saison-Slaloms 11. und 27.

Manuel Feller war in den bisherigen Saison-Slaloms 11. und 27.

In der Abwärtsspirale

Und Manuel Feller? Beim Tiroler dreht sich die Abwärtsspirale von allen ÖSV-Slalomläufern gerade am wildesten. 

In der Saison 2023/’24  hatte sich  der Routinier mit Konstanz auf höchstem Niveau und mit einer traumwandlerischen Sicherheit – in allen Rennen in den Top 5 – noch souverän den Sieg im Slalomweltcup gesichert. Seit Marcel Hirscher hatte kein Läufer mehr den Slalom dermaßen diktiert wie Feller.

Inzwischen ist der ÖSV-Star nur mehr ein Schatten seiner selbst und kommt nicht mehr richtig auf Touren. 

In den ersten beiden Rennen in Levi (11.) und Gurgl (27.)  war Feller noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen, in Val-d’Isère schied der 33-jährige Tiroler bereits im ersten Lauf aus.

Marko Pfeifer ist seit 2022 Cheftrainer der österreichischen Ski-Herren

Marko Pfeifer ist seit 2022 Cheftrainer der österreichischen Ski-Herren

„Wir sind besser, ich weiß, was unsere Leute können“, betont ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer. Aber auch ihm ist bewusst, dass sich da gerade eine goldene Slalom-Generation auf Abschiedstournee befindet. 

Von Feller bis Matt, von Strolz über Schwarz bis  Dominik Raschner – im ÖSV-Slalomteam tummeln sich die Läufer jenseits der 30.

"Wir müssen schauen, dass wir in zwei, drei Jahren kein Loch haben", sagt Pfeifer.

Der Blick nach Norwegen muss die österreichischen Trainer vor Neid erblassen lassen: In Val-d’Isère stellten die Skandinavier nicht nur mit Timon Haugan den Sieger, in den Top 6 landeten gleich vier Sportler aus Norwegen – darunter ein 21-Jähriger und ein 22-Jähriger.

Lichtblick Greber

Ein kleiner rot-weiß-roter Lichtblick lässt sich im Slalom aber ausmachen. Im Europacup führt Jakob Greber  (22) gerade die Slalom-Wertung an und empfiehlt sich für Einsätze im Weltcup.

Kommentare