ÖSV-Chefcoach Pfeifer: "Das zeigt, unser System hat nicht mehr gegriffen"

ÖSV-Herren-Cheftrainer ist vor dem Saisonauftakt in Sölden optimistisch
Marko Pfeifer startet in seine vierte Saison als Cheftrainer des ÖSV-Herrenteams. Vor dem Riesentorlauf am Sonntag in Sölden sprach der Kärntner über . . .
- das erste Saisonrennen
"Zu sehen, wo man steht, ist jeden Winter aufs Neue interessant. Es geht nicht so weit, dass ich sagen würde: Wir sind eine Wundertüte. Ich sehe im Training, dass unsere Leute sehr gut und selbstbewusst Skifahren. Wir haben jetzt sicher nicht acht Leute am Start, die aufs Podium fahren können, aber der eine oder andere ist dabei."
- die Fortschritte im ÖSV-Riesentorlauf-Team
"Ich war ja auch schon dabei, als es im Riesentorlauf geheißen hat: Marcel Hirscher und dann lange nichts. Das ist jetzt zum Glück anders und diese Entwicklung macht mir auch Freude. Zugleich habe ich aber schon auch im Blick, dass hinter unserer guten Riesentorlauf-Mannschaft wenig nachkommt. Da bin ich natürlich beim Kurbeln."

Marko Pfeifer ist seit 2022 Cheftrainer der österreichischen Ski-Herren
- den Status Quo des Herren-Teams
"Ich sehe bei unseren Athleten Fortschritte, aus meiner Sicht haben sich alle weiterentwickelt. Es ist auch positiv, dass alle fit und gesund sind. Wir waren in den letzten Jahren in der Hinsicht nicht wirklich gesegnet. Das soll keine Ausrede sein und soll im Normalfall auch kein Problem sein: Wir wollen ja nicht abhängig von einem Läufer sein."
- die Ziele für den Winter
"Unser Ziel muss es sein, dass wir breit genug aufgestellt sind, damit wir in jeder Disziplin zwei, drei Läufer haben, die in der Lage sind, auf das Podium zu fahren. Vor allem aber wollen wir heuer mit einem Donnerwetter in die Saison reinstarten. Das haben wir als Ziel ausgegeben, dass wir die ersten Rennen wie ein Großereignis nehmen und da gleich gute Ergebnisse erzielen . Das ist uns im letzten Winter leider nicht gelungen. Ein guter Start bringt gleich Selbstvertrauen, und die Medien wären auch etwas ruhiger."
- die Schweizer Dominanz
"Wir sollten in erster Linie einmal auf uns schauen. Aber natürlich wäre es schön, wenn die Lücke zur Schweiz kleiner wird. Ich gehe davon aus, dass die Schweiz weiter sehr dominant sein wird, die werden es nicht verlernt haben. Zu sagen, wir wollen heuer stärker als die Schweizer sein, wäre unrealistisch. Der Rückstand sollte aber geringer werden."
- Superstar Marco Odermatt
"Wenn er nicht komplett abbaut oder sich verletzt, dann wird es schwer, ihn im Gesamtweltcup zu biegen."
- den Faktor Geduld im Skisport
"Wir haben ein neues Konzept entwickelt und adaptieren im Hintergrund einiges. Das ist auch dringend notwendig. Wir reden da von fünf bis zehn Jahren, bis das greift. Kurzfristig kann man schon Akzente setzen, indem man den einen oder anderen jungen Läufer in die Weltcup-Mannschaft rauf zieht, so wie es etwa bei Stefan Eichberger war."

Lukas Feurstein feierte im vergangenen Winter den einzigen Weltcupsieg der österreichischen Ski-Herren
- über den Umstand, dass Lukas Feurstein geschlechterübergreifend der einzige ÖSV-Rennläufer der 2000er-Jahrgänge ist, der schon am Podium war
"Das zeigt mir dann schon, dass unser System nicht mehr richtig gegriffen hat. Ich habe das bei uns im Team selbst gemerkt: Du holst Läufer mit 20, 21 Jahren in das Weltcup-Team und es dauert vier, fünf Jahre, bis sie endlich so weit sind, um aufs Podium zu fahren. Das ist auch dem derzeitigen System geschuldet, deswegen ändern wir da auch einiges, damit unsere jungen Läufer wieder mehr Schneetage kriegen. Und dann sollten auch wieder solche erfolgreichen jungen Jahrgänge herauskommen, wie sie zum Beispiel die Norweger haben."
- fehlende Allrounder im österreichischen Team
"Wir reden da immer von den Einfüßigen. Es stimmt: Wir haben viele Läufer, die nur eine Disziplin fahren und es ist richtig schwierig, das zu ändern. Speziell die Kombination aus Slalom und Riesentorlauf, da gibt es nur wenige, die in beiden Disziplinen gut sind. Das Spezialistentum hat da wirklich Einzug gehalten. Super-G, Abfahrt und Riesentorlauf lassen sich da fast leichter kombinieren. Wir wollen es in diese Richtung forcieren, so wie wir es schon früher einmal hatten."
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