Warum die Probleme beim ÖSV an Red Bull in der Formel 1 erinnern

Amanda Salzgeber (großes Bild). Roland Assinger mit Mirjam Puchner und Stephanie Venier. Ex-Red-Bull-Teamchef Christian Horner.
Mit Amanda (23) und Angelina Salzgeber (21) beenden zwei österreichische Skihoffnungen die Laufbahn, noch ehe ihre Karrieren richtig Fahrt aufgenommen haben. Ein ungewöhnlicher Schritt mit einer Begründung, die nachdenklich stimmt: Die zwei Schwestern monierten den Umgang mancher ÖSV-Verantwortlichen mit ihnen und erklärten via Kronenzeitung: „Wir sind froh, aus dem System raus zu sein.“
Abgesehen davon, dass diese Rücktritte wohl auch deshalb so hohe Wellen schlagen, weil es sich um die Töchter der früheren Skistars Anita Wachter und Rainer Salzgeber handelt: Jedes Talent, das dem Skiverband verloren geht, tut weh. Wenn der ÖSV dabei auch noch in ein fragwürdiges Licht gerückt wird, dann schmerzt es doppelt.
Seit Monaten negative Schlagzeilen beim ÖSV
Negative Schlagzeilen begleiten den Skiverband nun schon seit Monaten: Es begann nach der Saison mit den Vorwürfen von Super-G-Weltmeisterin Stephanie Venier Richtung Frauen-Cheftrainer Roland Assinger.
Es setzte sich fort mit dem Dopingfall des Nordischen Kombinierers Mario Seidl, der in der Aberkennung von zwei WM-Medaillen gipfelte.
Es ging weiter mit Paralympics-Siegerin Carina Edlinger, die einen Nationenwechsel nach Tschechien anstrebt, weil sie beim ÖSV den Rückhalt vermisst.
Und nun zu schlechter Letzt der Abschied der Salzgeber-Schwestern. Die Unruhe scheint beim Vorzeigeverband mittlerweile ein Dauerzustand zu sein.
Als hätte der ÖSV nicht so schon genug Sorgen und Herausforderungen zu stemmen. Wie die gesamte Gesellschaft treffen auch den Skiverband die Teuerung und die wirtschaftliche Flaute schwer. Die Kosten für Trainer, Reisen und den aufgeblähten Mitarbeiterstab sind in den letzten Jahren nach oben geschossen, zugleich sind die Einnahmen durch Sponsoren praktisch ausgereizt. Man müsse akut sparen, war aus der ÖSV-Zentrale zuletzt immer wieder zu vernehmen.
Vier Jahre ist es nun her, dass sich Langzeit-Präsident Peter Schröcksnadel vom Skiverband zurückgezogen hat. Der ÖSV hat sich seither zwar eine Strukturreform und ein neues Erscheinungsbild (Logo, Marke) verpasst, das Erbe des Patriarchen Peter S. wiegt aber schwer für die neue Führung.
Das erinnert frappant an die Entwicklungen bei Red Bull. Auch dort scheinen seit dem Tod von Patron Dietrich Mateschitz (2022) die Sportprojekte von Red Bull eine Selbstfindungsphase durchzumachen. Die Salzburger Fußballer blieben zuletzt zwei Saisonen ohne Titel, das einst so dominante Formel-1-Team hat die Erfolgsspur verlassen und befindet sich in der Sackgasse. Die Trennung von Langzeit-Teamchef Christian Horner passt gut ins Bild.
Trennungen, Rücktritte, Vorwürfe – darunter leidet, egal ob bei Red Bull oder dem ÖSV, vor allem eines. Das mühsam aufgebaute Erfolgsimage.
Kommentare