Ski-Star Venier gegen Coach Assinger: Warum der ÖSV diese Kritik ernst nehmen muss

Roland Assinger mit seinen Medaillengewinnerinnen Mirjam Puchner und Stephanie Venier
Die Super-G-Weltmeisterin prangert den Umgangston und Führungsstil des Cheftrainers an.
Christoph Geiler

Christoph Geiler

Stephanie Venier verabschiedete sich mit einem Knall in die Sommerpause. In einem Krone-Interview lässt die Super-G-Weltmeisterin kein gutes Haar an Frauen-Cheftrainer Roland Assinger

Venier prangert öffentlich den herrischen Führungsstil und den harschen Umgangston des Kärntners an und stellt sogar das Karriereende in Aussicht, sollte sich an der Situation nichts ändern.

Das sind schwere Geschütze und harte Vorwürfe. Dass Athleten, die nicht zum Zug kommen oder ausgebootet werden, in ihrer Enttäuschung Kritik am Trainer üben, ist nachvollziehbar. Wenn aber eine Weltmeisterin nach dem größten Erfolg ihrer Karriere lautstark ihren Unmut kundtut, dann hat das eine andere Qualität.

FIS Alpine World Ski Championships

Stephanie Venier gewann bei der WM in Saalbach-Hinterglemm zwei Medaillen

Veniers Klage verdeutlicht auch, wie herausfordernd es für einen Cheftrainer ist, auf die Bedürfnisse aller Sportlerinnen in einem Team einzugehen. Und ein Klima zu schaffen, in dem sich jede einzelne Läuferin gut aufgehoben und wertgeschätzt fühlt. 

Es dabei immer allen recht zu machen, wird es in einem Team, in dem das Leistungsprinzip gilt, wohl nicht spielen. Der respektvolle Umgang, wie ihn sich der ÖSV auch gerne auf seine Fahnen heftet, sollte aber immer über allem stehen.

Roland Assinger ist bekannt als Mann der klaren Worte. Das war mit ein Grund, weshalb der ÖSV ihn vor zwei Jahren zum Cheftrainer des Frauen-Teams bestellte.

Es ist unbestritten, dass unter dem harten Hund Assinger einige Läuferinnen (Cornelia Hütter, Katharina Liensberger) richtig durchgestartet sind. Unbestritten stößt seine Art aber nicht nur auf Wohlwollen. 

In jedem Fall sollte der ÖSV die Kritik von Venier ernst nehmen und es nicht handhaben wie früher, als es dann hinter vorgehaltener Hand gerne hieß: Da zickt halt wieder eine.

Die heutige Sportler-Generation hinterfragt mehr, ist kritischer und nimmt nicht alles unkommentiert hin. Für so manchen Trainer vom alten Schlag mag die Arbeit dadurch schwieriger geworden sein. 

Andererseits: Wünschen sich die Öffentlichkeit und die Verbände nicht immer mündige Sportler?

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