Seit 1. April ist Roland Assinger Chefcoach des ÖSV-Frauen-Skiteams. Als eine der ersten Amtshandlungen bestellte der 49-jährige Kärntner einige neue Spartentrainer. Die zwei Speed-Gruppen werden fortan von Christoph Alster und dem Italiener David Fill betreut. Karlheinz Pichler trainiert die sogenannte WC-3-Gruppe, Klaus Mayrhofer ist neuer Coach der Technikerinnen.
Roland Assinger über ...
die ersten Tage im Amt
„Ich habe bei den Läuferinnen und den Trainern sehr viel nachgefragt: Warum, wieso, weshalb. Es war stundenlanges Zuhören gefragt, ich habe auch kritisch hinterfragt. Wobei ich nicht zu viel nachbohren und nachdiskutieren will. Die Vergangenheit ist ad acta gelegt, wir haben den Reset-Knopf gedrückt. Das Ziel ist es, eine neue Mentalität hereinzukriegen, das Auftreten nach außen muss homogen sein.“
Der Läufer
Roland Assinger (*9. 5. 1973) war wie sein älterer Bruder Armin in Abfahrt und Super-G im Einsatz. Der Kärntner stand im Weltcup einmal auf dem Podest
Der Trainer
Assinger betreute ab 2008 beim ÖSV das Europacup-Männerteam und wechselte später zu den Frauen. Von 2014 bis 2020 war er Chef der Speed-Mannschaft. Die vergangenen drei Jahre war er als Trainer im Sportgymnasium Davos tätig
die Probleme im Frauen-Ski-Team
„Im Speedbereich hat es ja grundsätzlich funktioniert. Da waren auch die Erfolge durchaus da. In den technischen Disziplinen hat sich sicher das eine oder andere eingeschlichen. Das wird auch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich sehe das wie bei einer Verletzung: Verletzt bist du sofort, der Weg zurück dauert lang.“
„Das ist ein eigenes Thema. Sie wird in das Team integriert sein. Diese Extra-Extrawürste möchte ich tunlichst vermeiden. Jede Athletin wird das kriegen, was sie braucht. Aber im Teamgefüge, das will ich so haben. Katharina Liensberger ist Weltmeisterin und hat die Kugel gewonnen. Die Frau kann Ski fahren. Und sie hat noch dazu das große Plus, dass sie gesund ist. Sie kann wirklich mit vollem Elan in die neue Saison starten.“
seine Trainerphilosophie
„Ich hatte als Läufer sehr viele unterschiedliche Trainertypen und habe versucht, von jedem das Beste mitzunehmen. Die Kunst ist es, herauszufinden, welche Läuferin was braucht. Ich bin grundsätzlich der Überzeugung: Es braucht klare Worte und eine strikte Linie.“
die dreijährige Tätigkeit in der Schweiz
„Ich kannte vorher nur die ÖSV-Strukturen. Die Arbeit in der Schweiz war für mich sehr lehrreich. Und es war auch für den Job als Cheftrainer gut, dass ich weg war. Ich habe mit der Vergangenheit nichts am Hut und komm’ total unbeeinflusst rein, ohne irgendeine Freunderlwirtschaft. Ich war drei Jahre weg und habe keine Ahnung, was wirklich trainiert wurde. Fakt ist: Wir haben genug Läuferinnen mit Potenzial. Die entscheidende Frage ist: Wie bringen wir die Läuferinnen dazu, dass sie es auch zeigen?“
„Skifahren wird oft zu sehr verkompliziert. Es gibt da ein Sprichwort: Denken macht langsam. Und wenn ich viel denke, dann kann ich nicht das machen, was ich gelernt habe. Man muss es sehr einfach halten. Das ist mein Zugang: Wenige Worte, die müssen aber richtig sein. Und dann einfach so schnell wie möglich den Hügel runterfahren und am besten Rennen gewinnen.“
den Skisport in Österreich
„Die Ski-Affinität ist nicht mehr so groß wie früher. Als Franz Klammer 1976 die Olympiaabfahrt in Innsbruck gefahren ist, war kein Mensch auf der Straße. Davon sind wir weit weg. Skifahren ist heute nicht mehr das, was es noch vor 20, 30 Jahren war. Es ist leider so, dass nicht mehr jedes Kind Ski fahren möchte bzw. auch kann.“
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