Ein Saisonsieg, zehn Podestplätze, Rang zwei im Nationencup, bei den Herren gar nur Nummer drei hinter der Schweiz und Norwegen – es war bisher kein Winter wie damals, als Österreichs Skiläufer noch alles in Grund und Boden fuhren.
Eine erste Zwischenbilanz vor den Technikbewerben der Frauen am Semmering und den Speedrennen der Männer in Bormio, mit denen das Skijahr 2022 abgeschlossen wird.
Positiv: Manuel Feller
Der Fieberbrunner gehört zum erlauchten Kreis jener Läufer, die sowohl im Riesentorlauf als auch im Slalom vorne mitfahren. Feller war in diesem Winter in beiden Disziplinen bereits auf dem Stockerl, das gelang sonst nur den beiden Norwegern Lucas Braathen und Henrik Kristoffersen.
Positiv: Cornelia Hütter
Die Steirerin meldete sich mit zwei Podestplätzen eindrucksvoll zurück, nachdem sie die vergangene Saison wegen einer schweren Gehirnerschütterung vorzeitig beenden musste. Fast noch mehr als die sportlichen Leistungen beeindruckte Hütters Courage. Sie entschied sich dazu, in Lake Louise auf ein Rennen zu verzichten, weil sie sich nicht gut fühlte – Tags darauf raste sie dann aufs Podium.
Geht es nach den Ärzten, dann dürfte die Steirerin die Rennen nur noch als Zaungast verfolgen. Nicole Schmidhofer erlitt vor zwei Jahren bei einem Sturz in Val-d’Isère dermaßen schwere Verletzungen, dass ihr praktisch alle zum Karriereende rieten. Deshalb kann man ihre Leistungen in den bisherigen Super-G-Rennen (9. und 14.) nicht hoch genug einschätzen. Von dieser Leidenschaft können sich einige ÖSV-Kolleginnen etwas abschauen.
Negativ: Katharina Liensberger
Wer der 25-Jährigen in diesem Winter beim Skifahren zusieht, dem käme niemals in den Sinn, dass es sich bei Katharina Liensberger um eine amtierende Doppelweltmeisterin und Olympiasiegerin handelt. Die Vorarlbergerin wirkt gehemmt, verunsichert und fährt der Form früherer Saisonen hinterher. Rang 26 im Gesamtweltcup ist ein Armutszeugnis für eine Läuferin, die mittelfristig um die große Kristallkugel mitkämpfen soll. Dafür bekam Liensberger im Sommer mit Livio Magoni einen persönlichen Star-Coach zur Seite gestellt. Doch der Trainereffekt blieb bisher aus.
Negativ: Johannes Strolz
Aus im ersten Saisonslalom in Val-d’Isère, Aus im zweiten Slalom in Madonna – der Doppelolympiasieger hat in diesem Winter noch nicht angeschrieben. Fiel der erste Einfädler nach wenigen Toren noch in die Kategorie Flüchtigkeitsfehler, so hatte er in Madonna schlicht und einfach Pech. Strolz wurde Opfer einer vogelwilden Torstange, die sich aus der Verankerung gelöst hatte. Im vergangenen Winter war der 30-Jährige übrigens ebenfalls mit zwei Ausfällen gestartet – der Rest der Geschichte ist bekannt.
Mikaela Shiffrin und Wendy Holdener (jeweils 325 Punkte) haben allein mehr Weltcupzähler gesammelt als das gesamte österreichischen Frauen-Slalomteam (260). Das sagt alles aus über den Istzustand in dieser Disziplin. In den Augen von Alpinchef Herbert Mandl ist der Frauen-Slalom die größte Baustelle im Alpinbereich. „Unser Kader ist extrem dünn“, moniert der Niederösterreicher. „Und es drängt von hinten auch niemand nach.“
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