Reformfreudige Präsidentin: Wie Roswitha Stadlober den ÖSV umbaut
Mit 15 Medaillen, allein sieben davon in Gold, durfte der ÖSV in Peking die zweiterfolgreichsten Winterspiele der Verbandsgeschichte bejubeln. Vielerorts würde man sich jetzt wohl im Siegesrausch zufrieden zurücklehnen und den Glücksmoment auskosten, doch beim Skiverband herrscht Aufbruch- und Umbruchstimmung.
Wenige Tage nach der Rückkehr aus China haben Präsidentin Roswitha Stadlober und ihre engsten Vertrauten Patrick Ortlieb (Finanzchef) und Christian Scherer (Generalsekretär) bereits erste personelle Weichen für die Zukunft gestellt.
Mit Herbert Mandl wird ein Sportlicher Leiter für den gesamten Alpin-Bereich installiert. Der Niederösterreicher, in dessen Ära als Chef der ÖSV-Frauen die Erfolge der Generation Meissnitzer, Götschl, Dorfmeister, Schild und Hosp fielen, wird fortan den Skisport vom Weltcup bis hinunter in den Nachwuchsbereich koordinieren.
Neue Impulse
Die Verbandsführung sah vor allem in Hinblick auf die Heim-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm die Notwendigkeit für diese Personalmaßnahme. „Er wird neue Impulse setzen“, ist sich Präsidentin Roswitha Stadlober sicher.
Der Zeitpunkt der Präsentation von Herbert Mandl, der in der ÖSV-Hierarchie Sportdirektor Anton Giger unterstellt ist, mag auf den ersten Blick irritieren, „aber wir haben uns bewusst dazu entschieden, bereits jetzt diesen Schritt zu setzen. Herbert Mandl hat dadurch die Möglichkeit, noch während der Saison mit allen Beteiligten Gespräche zu führen und seine Erkenntnisse daraus zu ziehen“, erklärt Generalsekretär Christian Scherer die Beweggründe.
Für Mandl, der in den vergangenen Jahren der Bergisel Betriebsgesellschaft und der Ski Austria Academy in St. Christoph als Geschäftsführer vorstand, wird ein neuer Posten geschaffen. Es gab im Alpinbereich noch nie einen Verantwortlichen mit so weitreichenden Kompetenzen.
Aktuell hat Patrick Riml beim ÖSV die Leitung der Abteilung „Hochleistungssport Alpin“ inne, auf die Expertise und Erfahrung des früheren US-Alpindirektors will man nicht verzichten, der Ötztaler soll in einer anderen Funktion gehalten werden.
Gut möglich, dass Riml in Zukunft bei den ÖSV-Frauen landet. Denn dort wird der Chefposten mit Saisonende frei, nachdem Christian Mitter seinen Abschied verkündete. Der Steirer hatte 2019 das Amt übernommen, stand zuletzt aber in Kritik, weil die Erfolge ausblieben. In der laufenden Saison ist den Frauen bislang nur ein Weltcupsieg gelungen.
Andreas Puelacher dürfte hingegen Herren-Chef bleiben, obwohl ihm so mancher bereits Amtsmüdigkeit bescheinigt. Der Tiroler kann allerdings in den vergangenen Saisonen einige Erfolge vorweisen, dem Herren-Team ist es gelungen, dass keiner mehr Seriensieger Marcel Hirscher nachtrauert.
Auch abseits des Spitzensports gibt es beim ÖSV personelle Änderungen. Nachdem sich Roswitha Stadlober seit ihrem Amtsantritt im Oktober ein Bild von der Organisationsstruktur und den Mitarbeitern gemacht hat, kam es am Montag zur Trennung von Pressechef Stefan Illek. Nach Informationen des KURIER war die Präsidentin in diesem Gespräch sehr bestimmend und fand klare Worte.
Die unterschätzte Präsidentin
Wie überhaupt viele die ehemalige Slalomläuferin unterschätzt haben dürfen. Roswitha Stadlober, die ursprünglich nur durch den freiwilligen Rückzug von Karl Schmidhofer ins Präsidentenamt gerückt ist, ist auf keinen Fall eine Marionette der Landesverbände, sondern beweist im Zusammenspiel mit Generalsekretär Scherer und Finanzchef Ortlieb Macherqualitäten.
Der Reformprozess, der nach dem Ende der 30-jährigen Ära von Peter Schröcksnadel eingeleitet wurde, ist aber noch lange nicht zu Ende. Der ÖSV wird auch seine internen Strukturen adaptieren, dabei geht es um Themen wie Marketing, die Positionierung nach außen und Synergien zwischen den verschiedenen ÖSV-Gesellschaften. Der ÖSV müsse schlicht mit der Zeit gehen.
Langläufer wieder beim ÖSV
In diesem neuen Zeitalter werden dann auch die Langläufer wieder offizielles Mitglied der ÖSV-Familie sein. Nach dem Dopingskandal 2019 rund um die Heim-WM in Seefeld war die Sparte von Präsident Schröcksnadel aus dem Verband in einen Verein ausgegliedert worden.
Unter Roswitha Stadlober kehren die Langläufer in den Schoß des ÖSV zurück. Als Gesamt-Koordinator für den Langlaufsport ist Alois Stadlober vorgesehen, der Papa von Medaillengewinnerin Teresa und Ehemann der ÖSV-Präsidentin. Mancherorts wurde wegen dieser Konstellation bereits Kritik laut, andererseits gibt es in Österreich wohl keinen, der sich im Langlaufsport so gut auskennt wie Alois Stadlober. „Mich würde das reizen“, sagt der 59-Jährige.
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