ORF-Kamerafahrer Puchner: "An einigen Stellen war ich überfordert"
Joachim Puchner erging es in den letzten Tagen wie den Abfahrtsstars. Der ORF-Kameraläufer betrat völliges Neuland, als er sich das erste Mal über die Olympia-Abfahrt stürzte. Auch am Sonntag wird der Pongauer wieder im Einsatz sein und die Zuschauer mit auf die Strecke nehmen.
KURIER: Wie waren denn Ihre ersten Eindrücke von der Olympiaabfahrt.
Joachim Puchner: Vor der ersten Fahrt auf einer neuen Strecke hast du immer ein mulmiges Gefühl. Egal, ob du Rennläufer oder Kamerafahrer bist. Egal ob du jetzt Rennläufer oder Kamerafahrer bist. Bei mir war es vor der ersten Fahrt noch einmal spezieller, weil ich überhaupt einer der Ersten war, der runter durfte. Im Endeffekt habe ich nicht gewusst, was auf mich zukommt.
Worauf achten Sie bei den Fahrten?
Man versucht, ein Gefühl für den Schnee zu bekommen, für die Wellen, die Geschwindigkeit. Man muss sich auch erst einmal orientieren und wissen, wo man genau umgeht. Das ist eine Challenge, wenn man dann dabei auch noch reden muss.
Sie kommentieren tatsächlich bereits Ihre Trainingsfahrten?
Natürlich. Ich muss das ja auch einüben und trainieren. Es ist schon deutlich schwieriger, als eine Kamerafahrt auf einer Abfahrt, die man kennt. Dort hat man alles im Kopf abgespeichert und muss nicht mehr überlegen, wie die Passagen heißen. Hier muss ich mich anders vorbereiten und mir immer die Namen der Passagen vorsagen, damit ich sie nicht vergesse. Es passiert mir noch, dass mir die Wörter vor lauter Stress nicht einfallen. Das in drei Tagen hinzukriegen, ist nicht ohne.
Klingt stressig.
Ist es auch. Vor allem, weil ich mich auch am Limit bewegen will. Die Zuschauer sollen ja was mitkriegen. Bei der ersten Fahrt war ich mit dem Reden immer viel zu langsam. Da habe ich noch über einen Streckenabschnitt gesprochen, dabei war ich aber schon längst in der nächsten Passage. Ehrlich gesagt war ich schon an einigen Stellen überfordert.
Bereiten Sie eigentlich einen Text vor für Ihre Kamerafahrten?
Nein, und ich will auch gar nichts auswendig lernen. Ich habe nur die Streckenpassagen und deren Namen im Kopf. Alles, was ich sonst sage, sind Eindrücke in Echtzeit. Und das ist auch wichtig, weil sich ja von einem Tag auf den anderen die Bedingungen auf der Strecke verändern können. Und auch meine Fahrt wird von Tag zu Tag besser, die Geschwindigkeit wird entsprechend höher, im Rennen bin ich sicher schneller unterwegs als im ersten Training – und dadurch bekomme ich auch ganz andere Eindrücke.
Zum Abschluss noch eine sportliche Prognose. Wer ist auf dieser Olympia-Abfahrt zu favorisieren?
Auf dieser neuen Abfahrt sind alle Läufer auf null gestellt. Ich glaube aber, dass sich trotzdem einer durchsetzen wird, der schon während der Saison gezeigt hat, dass er schnell ist. Einziges Fragezeichen für mich ist der Wind. Der Wind kann das Ergebnis verfälschen.
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