ÖSV-Star Kriechmayer vor Super-G: Der selbstkritische Weltmeister

FIS Alpine Ski World Cup - Men's Alpine Combined
Kriechmayr übt sich vor dem Super-G bei der WM in Understatement: "Ich bin in keiner Disziplin Favorit."

Vincent Kriechmayr ist gerade wieder in dieser Stimmung, dass er sich selbst niedermacht und lieber auf seine Defizite hinweist, als über seine Vorzüge zu reden. Man kennt das so schon von ihm, gerade vor Großereignissen und wichtigen Rennen übt sich der Oberösterreicher gerne im Understatement und preist die Konkurrenz an.

„Ich bin in keiner Disziplin Favorit. Da muss man nur die Ergebnisse anschauen“, sagte Kriechmayr 48 Stunden vor dem Super-G. Das ist insofern bemerkenswert, weil der 31-Jährige a) amtierender Doppelweltmeister in den Speeddisziplinen ist, b) beim Weltcup-Finale im März 2022 auf der Éclipse-Piste Abfahrt und Super-G gewonnen hat und c) in diesem Winter bei drei Weltcupsiegen hält.

Viel mehr Favorit geht eigentlich nicht.

Schlampig & schlecht

Trotzdem geht Kriechmayr dieser Tage in Courchevel mit sich selbst sehr hart ins Gericht. Nach dem Super-G im Kombi-Bewerb, den er auf Rang vier beendet hatte, reichte bei Kriechmayrs schonungsloser Analyse die Palette von „schlampig“ über „nicht gut“ bis hin zu „sehr schlecht“. Die meisten anderen Läufer wären schon froh, wenn sie mit einer sehr guten Fahrt auf Rang vier landen würden.

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Aber Vincent Kriechmayr ist nun einmal ein Ehrgeizling mit dem Drang zur Perfektion. Über Fehler sieht er nicht hinweg, sondern er spricht sie an und ärgert sich darüber. „Und wenn du vorne mitfahren willst, darfst du dir halt keine Patzer erlauben.“

Das unterscheide ihn im Moment gerade im Super-G von Marco Odermatt und Aleksander Aamodt Kilde, die beiden einzigen Saisonsieger in dieser Disziplin. Kriechmayr selbst war in diesem Winter im Super-G immerhin fünfmal in den Top 5, aber er vermisst noch den letzten Drive. „Ich treffe es nicht so, wie ich es möchte. Das Wohlbefinden im Super-G ist nicht so da.“

Das mag jetzt nichts heißen, denn Kriechmayr ist natürlich auch ein begnadeter Bluffer und Taktiker, der für sich ganz bewusst die Außenseiterrolle in Anspruch nimmt. Denn bei aller Selbstkritik ist er dieser Tage auch noch eines: die Gelassenheit in Person. „Ich laufe keinem Ziel mehr hinterher.“

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