ÖSV-Direktor Toni Giger: "Wir wollen Klasse statt Masse"

Manuel Feller war in Sölden als Zwölfter bester Österreicher.
Der Skiverband wird künftig bei seiner Kadereinteilung strenger vorgehen und nur Sportler mit Potenzial fördern.

Als die wichtigen Fragen beantwortet waren, kam im Siegerinterview dann auch noch der Auftritt der österreichischen Riesentorläufer zur Sprache. Alexis Pinturault wusste, was sich gehört – und vor allem, was die Österreicher gerne hören. Und so sagte der französische Gewinner: „Um die Österreicher mache ich mir keine Sorgen. Österreich ist ein starkes Ski-Land.“

Giger folgt Hans Pum

Toni Giger

Der Riesentorlauf in Sölden, der für die ÖSV-Herren mit dem schlechtesten Ergebnis in der Geschichte dieses Rennens endete, hat den Verband keineswegs auf dem falschen Fuß erwischt. Denn es war abzusehen, dass im Jahr eins nach Marcel Hirscher im Riesentorlauf eine Riesenlücke klafft. „Marcel ist weg, das hat viel verändert“, sagt auch Pinturault.

Wobei man zur Ehrenrettung der Österreicher festhalten muss: So enttäuschend das Abschneiden in Sölden mit den Rängen 12, 15, 19 auch gewesen sein mag, im letzten Weltcup-Winter ist es den ÖSV-Herren in der Problemdisziplin Riesentorlauf nur einmal gelungen, wie in Sölden drei Läufer in den Top 19 zu platzieren (Adelboden).

Geduldsfrage

„Wir brauchen bis Mitte der Saison, um im Riesentorlauf um die Podestplätze mitfahren zu können“, sagt Chefcoach Andreas Puelacher und verspricht: „Wir werden nicht in Panik verfallen. Das ist das erste Rennen. Nach dem ersten Rennen mache ich keine Bilanz der Saison.“

Denn nicht in allen Disziplinen sollte sich das Fehlen von Hirscher so bemerkbar machen wie im Riesentorlauf, wo Österreich aktuell mit Manuel Feller nur einen Läufer hat, der im Weltcup schon in die Top 5 gefahren ist.

Im Slalom kann der ÖSV Hirschers Abwesenheit leichter verkraften, wie die WM in Åre gezeigt hat: Dort holten Michael Matt und Marco Schwarz Silber und Bronze. Nicht umsonst verwies Coach Puelacher auf den Weltcupkalender. „Jetzt kommen die guten Bewerbe.“

Denn nach dem Slalom in Levi (24.11.) betreten die Speedfahrer in Übersee die Bühne, und in Abfahrt und Super-G waren im letzten Winter gleich vier unterschiedliche ÖSV-Läufer auf den Siegerfotos zu sehen (Max Franz, Vincent Kriechmayr, Matthias Mayer, Otmar Striedinger).

Aber unabhängig davon, wie erfolgreich der Winter für den ÖSV auch verlaufen mag: es wird bald ein rauerer Wind wehen beim Skiverband. Der neue Sportdirektor Toni Giger kündigt für 2020 strengere Auswahlkriterien bei der Kaderzusammenstellung an. „Mein Grundsatz war immer: Klasse statt Masse. Wir wollen die Besten noch besser machen.“

Hohe Anforderungen

Zudem will der ÖSV vor allem jene jungen Athleten fördern, die das Potenzial für Podestplätze besitzen. Giger hat dafür die Ergebnislisten der letzten fünf Jahre ausgewertet und sich die Karriereverläufe der Sportler angesehen, die auf dem Podest standen. „Was haben die für eine Entwicklung genommen, wo waren die mit 17 Jahren in der Weltrangliste“, erklärt Giger. „Das ergibt dann einen Entwicklungskorridor. Legen wir den auf unsere Sportler um, sehen wir, wer im internationalen Vergleich Potenzial für oben hat und wen wir deshalb fördern müssen.“

Gut möglich, dass bei der Kadereinteilung im Frühjahr einige Athleten große Augen machen werden. „Du musst in deiner Disziplin zu den besten zehn der Welt gehören, dann bist du im Nationalkader“, erklärt Giger.

Umgelegt auf das ÖSV-Riesentorlaufteam hieße das: Im Nationalkader wäre aktuell kein einziger Läufer.

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