Nach Schmidhofer-Rücktritt: Eine Frau an der Spitze des ÖSV
Eigentlich hatte Karl Schmidhofer zur persönlichen 100-Tage-Bilanz gebeten. Eigentlich wollte der neue ÖSV-Präsident am Bergisel oberhalb von Innsbruck seine ersten Wochen im Amt Revue passieren lassen. Eigentlich hatte er an diesem Donnerstag vor, seine Pläne und Perspektiven für die kommenden Jahre zu präsentieren.
Eigentlich . . .
Doch dann gab der Mann, der im Sommer mit großen Ambitionen die Nachfolge von Langzeitchef Peter Schröcksnadel angetreten hatte, nach 100 Tagen schon wieder seinen Rücktritt bekannt. Ein schwerer Schicksalsschlag im engsten Familienkreis veranlasste Schmidhofer zu diesem Schritt.
Der 35-jährige Sohn des Steirers erlitt vor fünf Wochen einen Schlaganfall, „ich bin als Familienvater in Verantwortung und in Sorge. Ich werde jetzt alles der Familie unterordnen. Dieser Schritt ist notwendig und alternativlos“, sagte Schmidhofer. „Gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit wird die Hilfe am meisten gebraucht. Ich bitte das zu respektieren.“
Interimslösung Stadlober
Die ÖSV-Führung wurde wenige Stunden vor der Pressekonferenz von Karl Schmidhofer über seinen Rückzug informiert. Vorerst übernimmt Roswitha Stadlober als dienstälteste ÖSV-Vizepräsidenten interimistisch die Vertretung des Verbandes und den Vorsitz im Präsidium. Die ehemalige Weltklasse-Slalomläuferin, die mit Langlauf-Weltmeister Alois Stadlober verheiratet ist, gehört schon lange dem Führungsgremium des ÖSV an und genießt einen hervorragenden Ruf.
Die neun Landespräsidenten werden in der nächsten Woche die weitere Vorgehensweise beraten. Die möglichen Szenarien skizziert ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer. „De facto gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die interimistische Vertretung wird bis zur nächsten Länderkonferenz bestätigt.“ Dann würde Roswitha Stadlober den ÖSV bis Juni 2022 vertreten. „Oder es gibt vorgezogene Neuwahlen“, erklärt Scherer.
Nach den schlechten Erfahrungen vom Frühjahr, als der ÖSV bei der Suche nach einem Nachfolger für Peter Schröcksnadel kein gutes Bild abgab, hofft der Generalsekretär nun auf eine professionelle Abwicklung. „Das war nicht unbedingt Reklame. Wir wissen, was wir nicht mehr tun sollen und was dem Image des Verbandes nicht gerecht wird. Jeder hat dazugelernt“, so Scherer.
Der Tiroler hat ein turbulentes erstes Jahr als Generalsekretär hinter sich. Erst die Covid-Krise, dann die Possen rund um das Ende der Ära Peter Schröcksnadel, jetzt die neuerliche Suche nach einem Präsidenten. „Wir sind operativ voll handlungsfähig“, versichert Scherer. „Aber ein Schiff braucht einen Kapitän.“
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