Ski-Star Marcel Hirscher: „Wahnsinn, dass ich das so lange durchgehalten habe“
Warum der achtfache Gesamtweltcupsieger den Rücktritt nie bereut hat, wieso er eine eigene Skimarke gegründet hat und was er zu seiner privaten Situation sagt.
Wenn Marcel Hirscher ruft, dann ist das Gedränge nicht weit. Das war schon zu seiner aktiven Zeit so, aber auch jetzt als Ski-Pensionist löst ein Auftritt des achtfachen Gesamtweltcupsiegers einen Massenandrang und ein Blitzlichtgewitter aus.
Am Mittwoch gab Marcel Hirscher bekannt, dass er in den Weltcup zurückkehren wird. Aber nicht als Rennläufer, sondern mit seiner eigenen Skimarke „Van Deer“. Ab dem Winter 2022/’23 werden die ersten Läufer auf den Hirscher-Brettl’n im Weltcup unterwegs sein. Und der Salzburger ist überzeugt: „Diese Ski werden Weltcuprennen gewinnen.“
Im Rahmen der großen Präsentation in Kaprun sprach Marcel Hirscher in einer kleinen Journalistenrunde über . . .
seine Ambitionen
„Ich war immer getrieben und wollte das Skifahren perfektionieren und auf ein neues Level heben. Das habe ich immer noch in mir. Skifahren ist meine Leidenschaft, da habe ich die Expertise. Warum soll ich jetzt Unternehmensberater werden und Vorträge halten? Mich reizt es, wieder selbst zwischen den Stangl’n zu sein, diesen Prozess des Testens und des Tüftelns aktiv mitzumachen.“
künftige Läufer in seinem Vandeer-Team
„Ich scoute schon seit einem Jahr Kandidaten. Nur wissen es die nicht. Es wird nicht einfach sein, jemanden zu finden, der diese Kompromisslosigkeit mitgehen will, wir reden da vom Profisport, die Läufer müssen auch meinen hohen Ansprüchen genügen.“
„Mein Leben ist so angenehm, seit ich aus dem Wahnsinn ausgestiegen bin. Es war nicht einmal das Gefühl da, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe. Im Gegenteil: Ich habe den richtigen Zeitpunkt erwischt zum Aufhören. Im ersten Winter habe ich mir kein einziges Rennen angeschaut.“
das neue Lebensgefühl
„Wenn du in dem Tunnel Rennfahren drinnen bist, dann kriegst du nichts mit. Außer blaue Tore und rote Tore. Aber sonst nimmst du nichts mehr wahr. Ich habe nach dem Rücktritt sehr viele Dinge gemacht, für die ich während der Karriere keine Zeit hatte und die ich mir aufgespart habe. Skitourengehen wäre während der Karriere nicht möglich gewesen.“
„Dieses Nicht-jeden-Tag-mehr-etwas-tun-zu-müssen, macht schon vieles einfacher. Es ist wunderbar, nicht mehr entsprechen zu müssen. Aufstehen, wenn ich will, nicht am Sonntag um 9 Uhr zu performen. Das Profileben hat schon auch seine Schattenseiten, wenn jeder Tag vorgegeben ist. Seien wir ehrlich: Wenn du einmal in diesem Radl drinnen bist, dann entscheidest du gar nichts mehr selbst. Es ist schon fein, wenn du wieder gut schlafen kannst.“
seine Karriere im Rückblick
„Eigentlich ein Wahnsinn, dass ich das so lange durchgehalten habe. Das wird mir jetzt erst richtig bewusst. Das war richtig am Limit, ich war schon weiter im Eck, als ich je geglaubt habe. Das war immer meine Mission: Ich habe gesagt: Ich mach’ das so lange, bis es nicht mehr geht. Das habe ich auch gemacht.“
die Leistungen der ÖSV-Herren in den letzten beiden Saisonen
„Für die anderen war’s ein großer Schock, dass ich aufgehört habe. Die haben danach viel Druck abbekommen, im letzten Winter war’s aber schon besser, da ist jetzt eine neue Generation da. Und heuer werden sie den nächsten Schritt machen.“
seine private Situation
„Leider funktioniert nicht immer alles so, wie man es geplant hat. Ich möchte mich bei der Laura wirklich für die 13 Jahre und zwei wundervolle Kinder bedanken. Zugleich möchte ich darum bitten, dass das Privatleben meiner Kinder, von Laura und auch von mir weitestgehend aus der Öffentlichkeit gehalten wird.“
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