Nach dem Abgang von ÖSV-Star Mayer: "Er reißt ein Riesenloch auf"

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Die Teamkollegen bedankten sich bei dem Olympiasieger für die jahrelange Hilfe. Kriechmayr ist jetzt der Leitwolf im Abfahrtsteam.

Weder Trainer noch die Familie waren eingeweiht, als Matthias Mayer am Donnerstag sein Karriereende im ORF verkündete. "Es reicht mir einfach", erklärte der Triple-Olympiasieger, der mit zwei Podestplätzen gut in die Saison gestartet war, vor dem Bormio-Super-G. Die Rücktrittsbombe ließ das Rennen, das eine Beute des Schweizers Marc Odermatt wurde, danach fast zur sportlichen Randnotiz verkommen. Vincent Kriechmayr stellte als Zweiter seine Topform erneut unter Beweis.

"Absolut komplett maximal schockiert!", gab Daniel Hemetsberger seine Stimmungslage und die im ÖSV-Lager eindrücklich wieder. Der 31-Jährige hatte erst zwischen Streckenbesichtigung und Rennen im Hotel von der Entscheidung Mayers erfahren. "Ich bin runter in die Lobby und habe geschaut, wo der Matthias ist. Dann ist er eh gerade daher gekommen und da habe ich gefragt 'Echt jetzt?'. Aber er hat so entspannt gewirkt. Ich glaube, dass er glücklich ist mit der Entscheidung. Da habe ich ihm gratuliert."

Matthias Mayer beendet plötzlich Karriere

Großer Verlust

Niemand hatte den abrupten Rücktritt des Kärntners kommen sehen. "Er ist ja alle zwei Trainings da gefahren", so Kriechmay, der von einem "großen Verlust" sprach, sportlich wie menschlich. "Er ist ein herausragender Athlet und ein noch viel besserer Kerl. Er hat mir viel geholfen im Weltcup, er hat den Jungen viel geholfen." Stefan Babinsky blieb zunächst "die Luft weg", das Erstaunen wich aber sogleich der Dankbarkeit. "Er hat mir sehr viel gegeben", erklärte der Super-G-Neunte von Bormio. Ähnlich auch Raphael Haaser: "Er hat sich immer gut um uns gekümmert. Von dem her großes Danke an ihn und alles Gute für seinen weiteren Lebensabschnitt."

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Dazu befragt, was Mayer ausgezeichnet habe, musste der frühere Cheftrainer Andreas Puelacher nicht lange überlegen. "Der Matthias ist ein sehr sozialer Mensch", betonte der nunmehrige Cheftrainer der deutschen Ski-Frauen. "Was er für das Team immer gemacht hat, war ein Wahnsinn. Wenn du so einen dabei hast, ist das Ganze viel einfacher zu führen."

Keine Rückkehr

Die sportlich Verantwortlichen glauben nicht, dass dieser neue Abschnitt einen Rücktritt Mayers vom Rücktritt beinhalt. "Er wird sich das gut überlegt haben", war sich ÖSV-Rennsportleiter Marko Pfeifer sicher. "So wie ich den Matthias kenne, wenn er eine Entscheidung trifft, dann ist die Entscheidung gefallen. Also ich glaube nicht, dass der Matthias Mayer noch einmal zurückkommt", bekräftigte auch ÖSV-Männer-Abfahrtstrainer Sepp Brunner. "Er reißt im österreichischen Abfahrtssport ein Riesenloch auf."

Dieses Loch wurde am Donnerstag durch ein mannschaftlich geschlossenes Ergebnis gefüllt. Neben Kriechmayr kratzte auch dessen engerer Landsmann Hemetsberger als Vierter am Podest. Mit Babinsky gab es immerhin drei ÖSV-Läufer in den Top Ten.

Beispielhafte Karriere

"Wir haben so viele gute Athleten im Team. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die das, was ihnen der 'Mothl' (Mayer, Anm.) so gesagt hat, in Zukunft auch einmal umsetzen werden", fügte Kriechmayr ebenso schmunzelnd hinzu und freute sich über seine Leistung. "Ich habe ein gutes Rennen gemacht heute. Bravo an den 'Odi', der hat verdient gewonnen. Ich glaube, ich kann mit dem zweiten Platz auch ganz gut leben." Und gewiss auch mit seiner Bilanz auf der schlagigen Eispiste von Bormio. "Ein erster und zweiter Platz ist unglaublich, ich freue mich schon auf die nächsten Rennen."

Bei Hemetsberger überwog die Freude über die gute Platzierung die Trauer über das nur knapp verpasste Podest: "Die depperten 14/100 Sekunden sind mir völlig wurscht. Jetzt bin ich in den nächsten Super-G mit einer halbwegs guten Nummer unterwegs und mehr wie glücklich."

Das Speedteam der ÖSV-Herren scheint in der WM-Saison also auch ohne Mayer einige Pfeile im Köcher zu haben. Vom Know-how des Olympiasiegers würde man im ÖSV dennoch gerne in Zukunft profitieren. "Es wäre wichtig, wenn man ihn in irgendeiner Form im Skiverband einbauen könnte. Seine Karriere war beispielhaft", erklärte Pfeifer.

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