Marcel Hirscher: "Dancing-Star werde ich keiner"

Ein Mann mit hellblauen Augen schaut nachdenklich zur Seite.
Der 30-jährige Ski-Superstar erhält die ROMY für den "TV-Moment des Jahres".

Im Hochsommer wird die Öffentlichkeit erfahren, ob der weltbeste Wintersportler seine Karriere fortsetzt. Ungeachtet dessen ist eine andere Entscheidung gefallen: Marcel Hirscher, 30, wird am nächsten Samstag in der Wiener Hofburg bei der Romy-Gala eine Hauptrolle spielen. Für seinen Triumph beim Night-Race in Schladming erhält er den Preis für den "TV-Moment des Jahres".

Für die Dancing-Stars ist der achtfache Gesamtweltcupsieger nicht zu haben. Und Nachfolger von Ski-Präsident Schröcksnadel, den er sehr schätzt, will Hirscher auf keinen Fall werden.

KURIER: Sind Sie seit dem letzten Rennen wieder auf Skiern gestanden?

Marcel Hirscher: Ich habe seit dem Weltcup-Finale kein einziges Mal Skier angeschnallt.

Keine Lust mehr?

Nein. Sondern Termine, Termine, Termine. Ich freue mich schon auf die nächsten drei Monate, die ich ganz meiner Familie widmen werde.

Und dann?

Dann werd’s schon sehen. Ob ich weiterfahr. Oder nicht.

Empfang zu Ehren der ÖSV Athleten im Bundeskanzleramt: Hirscher / Kurz.

Zuletzt war Hirscher bei Kurz im Bundeskanzleramt zu Gast. 

Aber gerechnet wird schon sehr damit, dass der achtfache Gesamtweltcupsieger noch alle Neune will. Bekommen Sie was von diesen Spekulationen mit ?

Ganz kann man sich Mutmaßungen nicht entziehen.

Kam Ihnen beim Weltcupfinale in Andorra nicht Einiges spanisch vor? Haben Sie schon Ursachenforschung für Ihre ausnahmsweise sieglos gebliebenen Rennen betrieben? Nicht konkret. Aber irgendwann will ich natürlich schon wissen, warum es im Finish nicht wunschgemäß für mich gelaufen ist.

Starten Sie angeblich nicht doch einmal im Wien?

Ja. Am 6. Mai beim Wings-for-Life-Lauf.

Haben Sie einen Trick, wie Sie Ihr Privatleben trotz der unzähligen Follower aus Social Media raushalten können?

Ich halte mich diesbezüglich total zurück. Vielleicht ist das der Trick.

Können Sie mit Ihrer Frau Laura im Lammertal überhaupt noch ungestört mit dem Kinderwagen spazieren gehen?

Das passt schon. Daheim ist daheim.

Nici Schmidhofer hat soeben bei der Speedski-WM in Frankreich 217 km/h erreicht. Hatten Sie auch schon einmal mit so einem Abenteuer auf zweieinhalb Meter-Latten spekuliert?

Das stand nie auf meiner To-do-Liste. Doch Hut ab vor Nici. Es imponiert mir, dass sie sich auch einmal auf einer anderen Bühne außerhalb des Weltcups versucht.

Sie erhalten die Romy auch für Ihr professionelles Verhalten hinter der Ziellinie. Wurde Ihnen Ihre Schlagfertigkeit mit in die Wiege gelegt? Und haben Sie als Jungspund Idole wie Hermann Maier und Benjamin Raich auch außerhalb der Piste beobacht?

Sicher. Aber nicht wirklich bewusst. Ich habe aber auch meine Fehler bei Interviews gemacht und Konsequenzen gezogen.

Und die waren?

Dass man sich in der ersten Emotionen auch beherrschen muss und nicht alles so heraussprudeln soll.

Marcel Hirschers Karriere:

Ein Mann steht mit Skiern und Skistöcken auf einer grünen Wiese vor einer Bergkulisse.

Marcel Hirscher wurde am 2. März 1989 in Hallein geboren, als erstes Kind von Ferdinand und Sylvia Hirscher.

Drei Personen posieren vor der Stuhlalm in den Bergen.

Von Kindesbeinen an wird Marcel von seinem Vater Ferdinand (re.), einem staatlich geprüften Ski- und Snowboardlehrer, betreut. Im Trainer-Team seines Sohnes gilt er als eine Art "Supervisor", der auch bei Video-Analysen dabei ist. Der um sieben Jahre jüngere Bruder Leon (Mi.) wollte in die Fußstapfen seines Bruders treten, eine schwere Hüftkrankheit bremste ihn aus. 

Eine lächelnde Frau mit Sonnenbrille und Kapuzenjacke, neben einer Person mit rotem Helm.

Stets an seiner Seite: Mit Laura Moisl war Marcel zehn Jahre liiert, bis sich das Paar im vergangenen Sommer endlich dazu entschloss, eine Ehe zu schließen.

Ein Mann mit Kappe und eine Frau lächeln in die Kamera.

Im Oktober bekamen sie einen Sohn. Seitdem habe der Ski-Star andere Prioritäten, sagte er kurz nach der Geburt.

Ein Mann mit Sonnenbrille, in deren Gläsern sich eine Szene spiegelt.

Bereits in der Jugend ließ der 173 cm große Fahrer sein Talent aufblitzen. Als 14-Jähriger wurde er dreifacher österreichischer Schülermeister, als 15-Jähriger kam er nach Erreichen des Alterslimits bei FIS-Rennen zum Einsatz.

Ein Mann posiert mit einem Paar Atomic-Skiern und einem Skihelm.

Bei der Junioren-WM 2007 gewann er die Goldmedaille im Riesenslalom und die Silbermedaille im Slalom.

Ein Mann mit blonden Haaren und blauem Jackett vor einer Marmorwand.

Sein Weltcup-Debüt feierte der in Annaberg/Salzburg lebende Ausnahmeathlet am 17. März 2007.

Ein lächelnder Skirennläufer wird mit Schnee auf dem Siegerpodest gefeiert.

In Lenzerheide kam er damals - zum Start war er als Juniorenweltmeister berechtigt - als Drittletzter auf Rang 24 mit einem Rückstand von 3,17 Sekunden auf Sieger Aksel Lund Svindal.

Ein Skirennläufer jubelt mit Skiern und Stöcken in der Hand im Zielbereich.

Seinen Durchbruch im Weltcup erlebte Marcel Hirscher im olympischen Winter 2009/2010. In Val d'Isère carvte er in seiner Paradedisziplin Riesenslalom zu seinem ersten Weltcup-Sieg.

Ein Mann mit rotem Hoodie hält einen gelben Skihelm in der Hand. Im Hintergrund sind Skier zu sehen.

Am 12. Dezember 2010 feierte Hirscher, wieder in Val-d’Isère, seinen ersten Slalom-Sieg im Weltcup.

Ein Skirennläufer fährt bei Nacht einen Hang hinunter.

Im Jänner 2012 gelang ihm beim Schladminger Nachtslalom der erste Sieg auf österreichischem Boden. 

Ein junger Mann mit Sonnenbrille lehnt an einer Holzwand mit Blumenkästen.

Und der Höhenflug hielt an. 

Ein Mann liegt auf einem Holzboden, umgeben von Kristalltrophäen, Medaillen, Skischuhen und einem Skihelm.

Es folgten 8 Gesamtsiege (2011/12, 2012/13, 2013/14, 2014/15, 2015/16, 2016/17, 2017/18, 2018/19), die letzte große Kugel...

Weltcup-Finale in Soldeu: Hirscher (AUT).

... erhielt er beim Saison-Finale am 17. März in Soldeu (Andorra). 

Ein Skirennläufer jubelt mit Skiern und Stöcken in der Hand.

Hirscher ist zudem sechsmaliger Riesentorlauf-Weltcupsieger (2011/'12, 2014/'15, 2015/'16, 2016/'17, 2017/'18, 2018/'19) und hat ebenso...

Ein Skirennläufer jubelt mit erhobenen Armen und Skistöcken über seinen Sieg.

... viele Slalom-Weltcupsiege (2012/'13, 2013/'14, 2014/'15, 2016/'17, 2017/'18, 2018/'19) bislang verbuchen können.

Hirscher siegte mit Rekordvorsprung.

Der Salzburger triumphierte im vergangenen Dezember in Alta Badia erstmals auch im Parallel-Riesentorlauf und egalisierte mit dem 62. Weltcupsieg die ÖSV-Bestmarke der österreichischen Jahrhundert-Sportlerin Annemarie Moser-Pröll. Inzwischen hält er bei 67.

Ein Skirennläufer in roter Rennkleidung mit Ski und Helm in Saalbach-Hinterglemm.

Nach dem Sieg in Saalbach ist er die alleinige Nummer eins. 

Marcel Hirscher beißt in seine Goldmedaille.

Auch bei den Weltmeisterschaften hagelt es Medaillen für Hirscher. 2013 gewann er in Schladming bei seinem ersten Antreten, dem Mannschaftsbewerb, die Goldmedaille mit dem österreichischen Team. Im Riesenslalom gewann er seine erste WM-Einzelmedaille, eine silberne.

Ein Skispringer jubelt auf dem Siegerpodest bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi.

Bei Olympia sammelte er drei Medaillen: Gold im Riesenslalom und Kombination (Pyeongchang) sowie Silber im Slalom von Sotschi. 

Ein Mann im Anzug hält eine silberne Trophäe in die Höhe und jubelt.

Österreichs Sportler des Jahres wurde er fünf Mal - 2012, 2015, 2016, 2017 und 2018. 

Ein Mann hält eine Trophäe vor einem Hintergrund mit Milka- und Ski-Weltcup-Logos.

Im vergangenen Oktober wurde Hirscher zum vierten Mal von den Mitgliedern der Internationalen Ski-Journalisten-Vereinigung (AIJS) zum Alpinskisportler des Jahres gewählt. Damit schloss er zum bis dato allein führenden Schweizer Pirmin Zurbriggen auf.

Ein Skirennläufer feiert mit einer Champagnerflasche in der Hand.

Im vergangenen Jahr wurde der Salzburger von der Zeitung L’Equipe zum "Champion der Champions 2018" bzw. zum Weltsportler des Jahres gekürt. Hirscher ist der erste Skifahrer überhaupt, der die prestigeträchtige Trophäe in Empfang nehmen durfte. Diese Ehre wurde vor ihm keinem Österreicher zuteil. 

Zwei Männer in Anzügen halten eine Urkunde und eine Auszeichnung in einem Raum.

Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich erhielt Hirscher 2016. Den Orden überreichte ihm der damalige Bundeskanzler Werner Faymann. 

Sie haben konträr zum medialen Mainstream ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und dessen Verdienste vor Mikrofonen sehr gewürdigt. Brachte Ihnen das Kritik ein?

Nein. Was mein Medienchef Stefan Illek bestätigen kann, der die Reaktionen auf Social Media im Gegensatz zu mir genau beobachtet.

Gefällt Ihnen das bewusste schnulzige gemachte Musik-Video Ihres beim Weltcup-Finale zurückgetretenen bayrischen Freundes und Konkurrenten Felix Neureuther, das am 1. April zum YouTube-Hit geworden ist?

Ehrlich. Ich habe es weder gehört noch gesehen.

Der Slalom-Olympiasilberne von 2006, Rainer Schönfelder, siegte bei den Dancing Stars. Aktuell tanzt sich die ehemalige Doppelweltmeisterin Elisabeth Görgl zum engsten Favoritenkreis. Ist vorstellbar, dass Sie der ORF auch einmal zur Teilnahme auf dem Parkett überreden kann?

Das schließe ich definitiv aus. Ich bin eher der, der nicht mehr zusätzlich auf anderen Bühnen stehen will. Ich sehne mich auf mehr Zeit ohne öffentliche Aufmerksamkeit.

Marcel Hirscher bei der „Nacht des Sports“-Lotterien-Gala.

Hirscher mit Frau Laura bei der "Nacht des Sports" 2016.

Smoking oder Lederhose? Was ist Ihnen lieber?

Kommt auf den Anlass an.

Besitzen Sie als halber Holländer überhaupt eine Lederne?

Was ist das für eine Frage?

Peter Schröcksnadel führt bis 2020 ehrenamtlich bei Österreichs erfolgreichstem Sportverband Regie. Was passiert nach seiner 31-jährigen Ära? Könnten Sie sich einen hauptamtlichen ÖSV-Präsidenten namens Benjamin Raich oder Marcel Hirscher vorstellen?

Ich bin der Falsche. Im Fall anderer ehemaliger erfolgreicher Athleten halte ich das aber durchaus für vorstellbar.

Ihr Vater Ferdinand meinte in einem KURIER-Interview vor zwei Jahren, dass er nicht ausschließt, würden Sie einmal ein besonders hoffnungsvolles Talent auf den Weg in den Weltcup begleiten. Wie denken Sie darüber?

Ich habe im Weltcup in den letzten zehn Jahren so viele Erfahrung gesammelt, dass ich von der irgendwann gern einmal einen Jungen profitieren lassen würde.

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