Wenn das nicht einmal ein Kacherl war, um es in der Skispringersprache zu sagen. Im Auftaktbewerb auf der Normalschanze sprang der 36-Jährige zur Silbermedaille und flog damit allen Skeptikern und Kritikern so richtig um die Ohren. „Unglaublich, ich bin sprachlos“, sagte der Sensationsmann.
Der Tiroler hatte zwar bereits in sämtlichen Trainingssprüngen aufgezeigt und war dabei der konstanteste Österreicher, doch richtig auf der Medaillenrechnung hatte ihn tatsächlich kaum jemand. In den mehr als zwei Jahrzehnten, die Fettner im Weltcup springt, war er vornehmlich als Platzspringer verschrien.
Drei Mal war er in seiner langen Karriere auf dem Podest gestanden, zwei Mal schaffte er es, den Gesamtweltcup in den Top 20 zu beenden. In all den Jahren seit dem Durchbruch als 15-Jähriger mit dem fünften Platz in Bischofshofen (2001) war Manuel Fettner zwar irgendwie immer dabei, aber selten einmal wirklich mittendrin.
Immer im Schatten
Das Pech des Tirolers war, dass er in der Zeit der Superadler sprang, als Thomas Morgenstern, Gregor Schlierenzauer & Co. eine Trophäe nach der anderen einflogen und es schwer war, überhaupt einen Platz im österreichischen Team zu ergattern.
Als Manuel Fettner dann doch einmal bei einem Großereignis im Mannschaftsbewerb die Chance erhielt, sprang er prompt ins Rampenlicht. Bei der WM 2013 in Val di Fiemme verlor er bei der Landung einen Ski, hielt aber akrobatisch das Gleichgewicht und rettete Österreich die Goldmedaille.
In den vergangenen Jahren war es eher ruhig geworden um Manuel Fettner. Die Saison 2019/’20 brach er wegen hartnäckiger Darmprobleme vorzeitig ab und schloss sein Studium ab. Viele dachten damals schon, das war’s mit der Karriere. „Aber ich habe immer gefühlt, das war’s noch nicht“, erzählt Fettner im KURIER-Gespräch. „Ich hätte nur dann aufgehört, wenn ich gemerkt hätte, dass ich nicht mehr konkurrenzfähig bin.“
Im vergangenen Sommer versuchte der Tiroler, der aktuell beim ÖSV keinen Nationalteamstatus hat, sein Glück im Kontinentalcup und sicherte sich erst dort einen Startplatz für den Weltcup. „Irgendwie ist es wieder ins Laufen gekommen.“
Und wie. Manuel Fettner musste 36 werden, um endlich allein im Rampenlicht stehen zu dürfen und sich für die vielen Entbehrungen im Laufe der Karriere zu belohnen. „36? Ich komme mir noch gar nicht so alt vor.“
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