Olympia: "Die Chinesen lieben es, wenn die Welt zu ihnen blickt"

Olympia: "Die Chinesen lieben es, wenn die Welt zu ihnen blickt"
Tischtennis-Ass Liu Jia wuchs in Peking auf, ihr Elternhaus musste dem Olympiastadion weichen. Ein Gespräch über Wintersport in China und die Gastgeberrolle.

Dort, wo am Freitag die Olympischen Winterspiele von Peking eröffnet werden, stand einmal ihr Geburtshaus. „Alles musste weg für das Vogelnest“, sagt Liu Jia. So heißt das Olympiastadion, das bereits bei den Sommerspielen 2008 der Sportwelt eine imposante Bühne bot. Sentimental wird die 39-Jährige nicht, wenn sie sich an ihre Kindheit erinnert. „So läuft das eben in China.“ Wenn Umsiedlungen notwendig werden, werden Umsiedlungen zuerst angeordnet und dann rasch vollzogen.

Umgesiedelt ist auch Liu Jia – und zwar mit 15 Jahren nach Linz, wo sie fernab der Heimat doch noch zur Weltklasse-Tischtennisspielerin reifen sollte. Das einsame und bisweilen grausame Leben im Pekinger Sportinternat mochte sie nie.

Mittlerweile ist sie sechsfache Olympia-Teilnehmerin Österreichs, nur der Segler Hubert Raudaschl war für Rot-Weiß-Rot noch öfter im olympischen Einsatz (neun Mal) – und Liu Jia, die hier in Österreich alle nur Susi nennen, ist eine gute Gesprächspartnerin, wenn es darum geht, etwas über Wintersport in Peking zu erfahren. „Schnee und Kälte kennt man natürlich in Peking“, sagt sie.

Erstmals auf Skiern

Rodeln und Eislaufen seien beliebt bei chinesischen Familien, „aber Langlaufen und Skifahren kennt niemand wirklich.“ Sie selbst ist damit erstmals in Oberösterreich in Berührung gekommen. Es half, dass einer ihrer Ex-Partner aktiver Langläufer war, „aber was er da auf den Skiern wirklich gemacht hat, habe ich lange nicht verstanden“.

So gehe es vielen Chinesen. Ihre Eltern, noch immer im Zentrum der chinesischen Hauptstadt daheim, haben „eine Riesen-Angst“, wenn sie hören, dass ihre Tochter und Enkelin Ski fahren gehen.

So werden diese Winterspiele nicht nur für die Gäste etwas Exotisches werden, sondern auch für die Gastgeber. Stolz seien die Chinesen dennoch auf Olympia: „Man liebt es, wenn die Welt nach China blickt.“

Liu Jia wird Peking in den kommenden Tagen wieder einmal nur aus der Ferne sehen, seit Ausbruch der Pandemie war sie nicht mehr in ihrem Geburtsland. „Im Sommer aber wieder“, denn dann, so heißt es in China, „ist Corona Geschichte“.

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