Kein Ski-Weltcup in Kanada: Warum die Absage richtig war

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Erstmals im neuen Jahrtausend wird die alpine Elite nicht in Nordamerika gastieren. Zuletzt stiegen die Corona-Zahlen.

Wie immer Ende November hätte der Saisonauftakt im alpinen Abfahrtssport im „Home of Grizzly“ stattfinden sollen.

Wie immer hätte der kanadische Veranstalter versichert, dass sich in Lake Louise, wo sich um diese Jahreszeit die Füchs’ gute Nacht sagen, die Bären schon Winterschlaf halten.

Wie immer hätte vor Ort das Publikum aus kaum 100 Leut’ bestanden, der ORF zur Primetime aber über eine Millionen-Quote gejubelt.

Wie immer hätte der ganze Weltcupzirkus in einer Luxus-Bubble (= der 1.100-Betten-Burg Château) unter einem Hoteldach gewohnt.

Hätte ...

Stattdessen duellierte man sich am Arlberg, wo Alexis Pinturault, der im April durch Covid vorübergehend Geschmacks- und Geruchssinn eingebüßt hatte, auf den Geschmack im Parallelbewerb gekommen ist. Der Franzose, dessen Mama Norwegerin ist, gewann das Finale gegen den Norweger Henrik Kristoffersen.

Erstmals im neuen Jahrtausend wird die alpine Elite eine Saison lang nicht in Nordamerika gastieren. Kein Europäer darf derzeit nach Kanada, während US-Bürgern dies nur per Flugzeug, nicht aber im Auto gestattet ist. Vorsorglich waren die Speed-Rennen von Lake Louise schon vor Wochen abgesagt worden, obwohl man meinen müsste, dass das Virus nirgends so wenig Chance habe wie im vom Umweltschützern so fürsorglich verwalteten Naturpark. Irrtum.

In der Provinz Alberta stiegen zuletzt die Infizierten-Zahlen. „Fast täglich um 20 Prozent. Wir sind wie im Frühjahr auch jetzt drei Wochen später als Österreich dran“, sagt Kanadas ehemaliger Skiboss Max Gartner, der von Calgary (Olympiastadt 1988) in sein US-Feriendomizil nach Indian Wells übersiedelt ist. „Hier hab’ ich im März 2019 Dominic Thiem gegen Roger Federer siegen gesehen.“

Kein Ski-Weltcup in Kanada: Warum die Absage richtig war

Max Gartner

Per Video-Konferenzen im Dauerkontakt mit sechs kanadischen Trainern stehend, weiß Gartner, dass aktuell in Lake Louise traumhafte Schneeverhältnisse herrschen, die einige Kanadier zum Skifahren nutzen. Dazu stört nicht grimmige Kälte wie in der Vergangenheit so oft in Lake Louise, als selbst abgehärtete Steirer wie Hans Knauß bei minus 35 Grad bitterlich froren.

Der Oberösterreicher Gartner, verheiratet mit der kanadischen Abfahrtsolympiasiegerin von 1992, Kerrin Lee, war Ski-Gymnasiast in Stams und dann Bundesliga-Fußballer (Innsbruck, VÖEST Linz) gewesen, ehe er kanadischer Ski-Coach und im Vorfeld der Olympia-Heimspiele in Vancouver (2010) Kanadas Verbandspräsident wurde.

Spätestens im Sommer 2021 will Gartner nach Österreich kommen, um seinen besten Freund zu besuchen. Der war und ist für Mister Ex-President ein Ex-(Fußball-)Teamchef: der daheim im Stubaital so tapfer gegen seine Demenz ankämpfende Didi Constantini.

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