Harand klagt die Eishockey-Liga

Wird Chris Harand der Bosman des Eishockeys?
Der Ex-Teamspieler klagt auf Schadenersatz wegen des Punktesystems.

Es klingt, als habe er abgeschlossen. „Ich glaube, die nehmen mich nicht ernst“, sagt Chris Harand.

Der 32-jährige, 72-fache österreichische Teamspieler hat nichts mehr zu verlieren und könnte die Erste Bank Eishockey Liga in Bedrängnis bringen. Denn nachdem er in der vergangenen Saison bei keinem Klub einen Vertrag bekam und sein Try-out-Engagement in Dornbirn nicht verlängert wurde, weil er zu viele Punkte (siehe unten) habe, verklagte Harand die Liga auf Schadenersatz. Am Dienstag wird am Wiener Oberlandesgericht verhandelt.

Insider geben dem Wiener gute Chancen, eine Art Eishockey-Bosman aus Österreich zu werden. Nach einer Schadenersatzklage des belgischen Fußballers Jean-Marc Bosman hatte der Europäische Gerichtshof 1995 durchgesetzt, dass es keine Ablösezahlungen nach Vertragsende gibt und dass Beschränkungen für EU-Ausländer ungültig sind.

Seit in der EBEL die Punkteregel zur Kadererstellung 2007 eingeführt wurde, haben zirka 50 Österreicher ihren Arbeitsplatz in der Liga verloren. Ob sie mit dem gestiegenen Niveau nicht mehr mitkamen oder Opfer der Punkteregel sind, kann diskutiert werden. Harand ist der bekannteste Fall: 2011 wurde er in Wien wegen der Punkteregel abgemeldet, 2012 in Dornbirn. Jetzt ist er bei Lustenau in der zweiten Liga. „Ich bin nur froh, dass ich wieder spielen kann.“

Die Antwort

Bereut hat er nichts. Auch nicht, dass er durch die Klage wohl nie wieder in der EBEL spielen wird. „Es ist der Punkt gekommen, an dem man sich nicht mehr alles gefallen lassen darf“, sagt Harand. Sein Anwalt Johannes Reisinger, ehemaliger Leiter der Rechtsabteilung der Fußball-Bundesliga und Autor einiger Sportrechtspublikationen, erweiterte die Klage unlängst, weil „die Klubs eine Vereinbarung getroffen haben, Harand nicht zu verpflichten“.

Die Vertreter der Erste Bank Liga werden im Prozess beweisen wollen, dass Harand nicht wegen des Punktesystems keinen Vertrag mehr bekommen hat.

Das 2007 in der Erste Bank Liga eingeführte System ist einzigartig in Europa: Die Teams haben 60 Punkte für die Kader-Erstellung zur Verfügung. Legionäre kosten vier Punkte, Österreicher je nach Statistiken der vergangenen Saisonen 1,5 bis vier Punkte. Nationale Unter-24-Spieler werden mit null Punkten bewertet. So kann ein Klub auch 15 Legionäre einsetzen, wenn er keine Österreicher anstellt, die älter als 24 sind. Seit die Erste Bank Liga diese Regelung hat, erhöhte sich die Legionärszahl auf derzeit durchschnittlich elf.

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