Seit 2011 ist der Wildseeloder in Fieberbrunn jedes Jahr Schauplatz der Freeride World Tour, wo sich Snowboarder und Skifahrer darin messen, einen schwierigen, oft felsigen Hang möglichst schnell, spektakulär und kunstvoll zu bezwingen. Doch dass ein Tiroler und ein Vorarlberger als Führende zum Finale der Welttournee reisen, das gab es noch nie. Die beiden Skifahrer Valentin Rainer und Max Hitzig haben bei den vergangenen Tourstopps überzeugt, Hitzig konnte zuletzt im kanadischen Kicking Horse gewinnen.
In Fieberbrunn beginnt am Donnerstag (bis 17. März) wie gewohnt ein mehrtägiges Festival des Freeridens. Der zweite Teil des Tour-Finales steigt traditionell in Verbier (25. März - 4. April). In allen vier Kategorien der FWT ist das Rennen um die Titel vor diesem ersten Finale noch offen, die Stimmung ist gut.
Dabei hatten die Veranstalter im Herbst für einen heftigen Paukenschlag unter den Freeridern gesorgt, als sie meldeten, die Tour an den Weltverband FIS verkauft zu haben. „Die Stimmung in der Szene war extrem ambivalent“, erzählt die Wienerin Manuela Mandl, die die Tour 2018 gewinnen konnte. „Viele haben nicht vergessen, wie es den anderen beiden Snowboard-Touren ergangen ist.” (ISF und TTR gibt es mittlerweile nicht mehr, Anm.)
Nicolas Hale-Woods, Gründer und Geschäftsführer der Tour, der den Verkauf im Dezember abgewickelt hat und über die Kaufsumme weiter schweigt, versteht die Ängste in der Szene. Doch der Schweizer sah die Notwendigkeit für die Kooperation: „Ein Sport, der sich nicht weiterentwickelt, steht unter Bedrohung“, sagt er zum KURIER. Von der Kooperation mit der FIS erhofft er sich bessere Bedingungen für Athleten und Athletinnen, was Training, Versicherung und Organisation angeht, neue Locations, mehr Aufmerksamkeit und eine verbesserte Nachwuchsarbeit durch die nationalen Verbände – und eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen ab 2030. „Das ist absolut realistisch“, sagt Hale-Woods.
Ziel: Olympia 2030
Von einer Grassroots-Bewegung in ein strenges System? „Die Individualität, die wir im Freeriden haben, ist toll. Aber es ist auch sehr anstrengend, wenn man sich alles selber aneignen muss. Mehr Struktur zu haben, kann ein Vorteil sein“, überlegt Snowboarderin Mandl. FIS-Chef Johan Eliasch jedenfalls spricht von einer „Win-Win-Situation“. „Es wird interessant, inwieweit man Freeriden in einen Rahmen pressen kann“, sagt Mandl. Ein gutes Beispiel sei der aktuelle Bewerb in Fieberbrunn: Ein fixer Termin ist nicht möglich. Stattdessen hat man ein „Wetterfenster“ von einer Woche. „Selbst das reicht nicht immer“, spricht Mandl aus Erfahrung.
Ob das bei Olympischen Winterspielen so einfach umzusetzen ist? Kein Problem, meint Hale-Woods: „Auch Surfen, das seit 2020 olympisch ist, arbeitet mit Wetterfenstern“, weiß er. Und ob man überhaupt in jeder Olympia-Location einen Berg für Freerider findet? „In den vergangenen 100 Jahren wäre es – bis auf Korea – an jedem Austragungsort möglich gewesen.“
Kommentare