Hätten die beiden Athleten ihren Ärger im Kampf loswerden können, wären die anschließenden Fouls ausgeblieben. "Probleme von Angesicht, zu Angesicht zu lösen, ist Teil des Eishockey. Das war immer so und soll auch so bleiben", sagt Wiedergut.
David Nothegger, Österreichs einziger Schiedsrichter bei der WM, sieht das genauso. Er unterscheidet zwischen zwei Arten: "Zum einen, dem fairen eins gegen eins, wo beide wissen was sie tun, sich ans ’Gentlemen-Agreement’ halten und aufhören, sobald einer den Helm verliert, nicht mehr kann oder mit dem Knie zu Boden geht. Zum anderen gibt es Kämpfe, um ein Zeichen zu setzen." In seinem Job steht er bei solchen Aktionen direkt neben den Kämpfern, spricht mit ihnen und geht dazwischen, wenn etwas passiert.
Es gibt klare Regeln sagt Nothegger und stimmt Wiedergut zu, der der Meinung ist, dass Kämpfe ein Spiel sicherer machen – vor allem in einem Sport, wo jeder einen Stock in der Hand hält.
"Oft baut sich etwas über mehrere Partien auf. Wenn du dann, wie bei der WM, nicht raufen darfst, passieren schmutzige Stock-Fouls oder Checks von hinten gegen die Bande. Fällt man unglücklich, kann man querschnittsgelähmt sein", sagt Wiedergut. Der 34-Jährige rechtfertigt die Keilereien auch mit der Sensationslust der Fans. "Wenn einer sagt, er wolle keine Fetzerei sehen, lügt er." Bei internationalen Spielen wie der WM sind Kämpfe seit jeher verboten und werden auch im Klub-Eishockey jährlich weniger. Die Vereine der heimischen Eishockeyliga, der win2day ICE Hockey League, wollten laut Nothegger den klassischen Kämpfertyp nicht mehr haben. Deshalb werden Spieler nach zwei Auseinandersetzungen pro Saison ein Spiel gesperrt.
➤ Hintergrund: Die Aufreger der Eishockey-WM
Ursprünglich entstanden die Kämpfe durch sogenannte Enforcer. Ihre Stärke waren Prügeleien auf dem Eis.
"Sie beschützten richtig gute Spieler. Stars wie Wayne Gretzky waren so wichtig für das Team, dass Gegner versuchten, sie absichtlich zu verletzen", erklärt Wiedergut. Mit harten Bodychecks, geblockten Schüssen oder Raufereien wurde zudem der Spielfluss gestört und die Motivation der Mitspieler erhöht.
Der Boogeyman
Die Position des Enforcer war zugleich eine Möglichkeit, für spielerisch schwache Athleten, in die National Hockey League zu kommen – wie etwa Derek "Boogeyman" Boogaard. Der 120 Kilo schwere Kanadier galt als einer der härtesten NHL-Spieler. Aufgrund seiner schweren Verletzungen aus den Zweikämpfen und einer Depression verstarb der 28-Jährige 2011 ohne Absicht an einer Überdosis Schmerzmittel in Kombination mit Alkohol.
Eine Untersuchung seines Gehirns zeigte eine schwere Form von CTE (Chronische traumatische Enzephalopathie), die durch mehrere Gehirnerschütterungen ausgelöst worden war. CTE kann erst nach dem Tod im Gehirn festgestellt werden. Mit ein Grund, warum Kritiker Kämpfe verbieten wollen. Wiedergut, Kane und andere hoffen jedoch, dass die direkten Auseinandersetzungen weiterhin ein Teil ihres Sports bleiben.
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