Fall Liensberger: "Ich weiß nicht, was mit ihr los ist"
Am Dienstag machte sich ein Servicemann des ÖSV vom Salzkammergut auf nach Sölden. Der Skiverband hatte ihn extra ins Ötztal kommen lassen, um für Katharina Liensberger bis zum Saisonstart am Samstag noch das ideale Material und die perfekte Abstimmung zu finden.
Doch der verdiente Mitarbeiter des ÖSV wartete vergebens auf die Vorarlbergerin. Nachdem sie am Dienstag nicht aufgetaucht war, bat ÖSV-Direktor Anton Giger den Servicemann, noch um eine Nacht zu verlängern. Aber auch am Mittwoch machte Katharina Liensberger einen weiten Bogen um Sölden und blieb dem vereinbarten Training ohne Begründung fern. Ihr Ersatz in Sölden ist Nadine Fest.
"Ich weiß nicht, was da mit ihr los ist. Die Kathi ist offenbar einmal so und einmal so", sagt Anton Giger und aus seiner Stimme klingt mittlerweile fast ein wenig Resignation durch. Denn der Verband hat in den vergangenen zwei Wochen nichts unversucht gelassen, um diese leidige Angelegenheit rund um Liensberger endgültig aus der Welt zu schaffen.
Nach den monatelangen Material-Diskussionen - Liensberger wollte zu Kästle wechseln - schienen zuletzt die Wogen geglättet und die gröbsten Probleme bereinigt. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der im Sommer noch von Liensberger versetzt worden war, hatte im Rahmen der Einkleidung eine konstruktive Aussprache mit der 22-jährigen Technikspezialistin. Alles deutete auf eine rechtzeitige Rückkehr der Rebellin zum Heimweltcup in Sölden hin. In den vergangenen zwei Wochen hatte sie schon wieder auf Rossignol-Latten trainiert.
Seit Mittwoch steht fest, dass Katharina Liensberger am Samstag in Sölden im Riesentorlauf nicht an den Start gehen wird. Anton Giger strich die Vorarlbergerin aus dem Aufgebot, nachdem sie sich nicht wie vereinbart beim Sportdirektor gemeldet hatte. Im Beisein ihres Vaters hatten sich Giger und Liensberger am vergangenen Samstag in Sölden darauf veständigt, dass sie bis spätestens Mittwoch ihre Bereitschaft für einen Einsatz signalisiert. Dazu hätte Liensberger auch noch einen offiziellen Ausrüstervertrag mit der Skifirma Rossignol unterzeichnen sollen.
Beides ist bis zum späten Nachmittag nicht passiert. Katharina Liensberger gab weder grünes Licht für ein Antreten noch unterschrieb sie wie vorgesehen den Vertrag mit ihrer Skifirma. Mehr noch: Die 22-Jährige schaltete auf stur und war für die ÖSV-Verantwortlichen nicht erreichbar. "Ich hab's mehrmals vergeblich versucht", erzählt Giger.
Man kann sich förmlich ausmalen, welche Reaktionen dieses Verhalten bei den ÖSV-Oberen und Präsident Peter Schröcksnadel auslöst. "Sie hat viel kaputt gemacht", sagte Schröcksnadel gegenüber dem KURIER.
Anton Giger will derweil kein weiteres Öl ins Feuer gießen. "Es ist wichtig, dass wir jetzt die Emotionen raus nehmen", betont der Salzburger. Er hatte in den letzten zehn Tagen Edi Unterberger für die Vorarlbergerin abkommandiert. Der langjährige persönliche Servicemann von Marcel Hirscher legte Sonderschichten ein, damit Katharina Liensberger und ihre Karriere wieder Fahrt aufnehmen.
Jetzt ist eine Rückkehr in den Weltcup erst wieder beim Slalom in Levi (Mitte November) möglich. "Die Tür steht offen, die Kathi muss nur durchgehen", sagt Toni Giger. Allerdings muss sie sich dafür an die Spielregeln halten und einen Ausrüstervertrag unterschreiben. Der ÖSV verlängerte die Frist bis 15. November.
Warum Katharina Liensberger kurzfristig auf den Einsatz in Sölden verzichtet, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Gut möglich ist aber, dass die Vorarlbergerin dem Medienrummel aus dem Weg gehen wollte. Seit dem Hick-Hack um ihr Material kennen auch Sportfans, die sich nicht für den Skisport interessieren, den Namen Liensberger. Am Donnerstag findet in Sölden eine große Pressekonferenz der ÖSV-Damen statt, bei der naturgemäß Katharina Liensberger die meisten Fragen gestellt bekommen hätte.
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