Hintergrund: Liensberger besitzt keinen gültigen Ausrüstervertrag mit einer Skischuh-Marke, die Mitglied im
Austria Skipool ist. ÖSV-Athleten dürfen nur auf Material von Firmen zurückgreifen, die offizieller Skipool-Partner sind (circa 40 Unternehmen). Eine Ausrüster-Vereinbarung mit dem Austria Skipool ist für jeden ÖSV-Sportler verpflichtend, wer sich nicht dran hält, wird gesperrt.
Liensberger hatte die Nennfrist (15. August) für die Bekanntgabe des Schuh-Materials verstreichen lassen. Seither drückt sie der Schuh, weil sich kein passender Skischuh finden lassen will. In der vergangenen Woche schien sich eine Lösung abzuzeichnen, doch ein geplanter Skischuh-Deal mit Dalbello platzte.
Das französische Fabrikat aus dem Hause Lange, mit dem die Vorarlbergerin in der Vergangenheit gut gefahren ist, darf sie mittlerweile nicht mehr verwenden, seit ein diesbezügliches Schreiben in der ÖSV-Zentrale eingegangen ist. Das ist die Reaktion des Unternehmens auf Liensbergers im Sommer vollzogenen Skiwechsel von
Rossignol zu Kästle. Die Firma Lange gehört zum großen Rossignol-Konzern.
Dabei hatte sich Liensberger alles so schön ausgemalt. Mit ihrem Umstieg auf Kästle, einer Traditionsmarke, auf der seinerzeit Pirmin Zurbriggen (SUI) oder auch Kjetil André Aamodt (NOR) große Erfolge gefeiert hatten. Nach langer Abwesenheit will der Ski-Produzent aus Hohenems im Weltcup wieder Fuß fassen, die aufstrebende Lokalmatadorin Liensberger, so der Plan, sollte dafür das perfekte Werbetestimonial sein.
Aber schon bei der Vertragsunterzeichnung hätte Liensberger eigentlich wissen müssen, dass noch riesige Probleme auf sie zukommen würden. In etlichen Gesprächen hatten ÖSV-Verantwortliche ihr die drohenden Folgen des Materialwechsels aufgezeigt und nicht nur einmal erklärt, dass der Verband und der Austria Skipool wegen Liensberger nicht das bewährte Regulativ ändern würden. „Wo kommen wir denn da hin, wir sind unseren langjährigen Partnern verpflichtet“, erklärt
Peter Schröcksnadel.
Der ÖSV-Präsident ist ohnehin nicht sehr gut auf die 22-Jährige zu sprechen, seit Liensberger einen Termin mit ihm kurzfristig abgesagt hatte. „Ich wollte sie beraten, und sie hat mich versetzt. Das geht überhaupt nicht“, erzählt Schröcksnadel.
Überhaupt findet er das Verhalten der jungen Vorarlbergerin äußerst ungeschickt, um nicht zu sagen „deppert“, wie Schröcksnadel es formuliert. Der Fall Liensberger ist laut dem ÖSV-Boss zwar „keine Chefsache“, er hält mit seiner Meinung aber nicht hinterm Arlberg. „Die Geschichte hat sich erledigt. So gibt es sicher keine Lösung.“
Peter Schröcksnadel sieht in der Schnelle für Liensberger nur einen Ausweg: die Rückkehr zu Rossignol und zu den Lange-Skischuhen.
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